Italien übernimmt Kanadas Vertretung im Iran
ROM. Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen Kanadas zum Iran übernimmt Italien die Vertretung der Interessen Ottawas in Teheran.
Italiens Außenminister Giulio Terzi erklärte am Montag, Rom habe positiv auf eine entsprechende Anfrage Kanadas reagiert, nachdem die kanadische Botschaft im Rom geschlossen wurde. Die Entscheidung sei auf Grundlage der traditionell bestehenden Beziehungen zu einem wichtigen befreundeten und verbündeten Land getroffen worden, sagte Terzi. Italien werde die kanadischen Interessen gemäß den internationalen Konventionen vertreten.
Ottawa hatte am 7. September seine Botschaft in Teheran geschlossen und die iranischen Diplomaten aus Kanada ausgewiesen. Außerdem sperrte die kanadische Regierung iranische Bankguthaben und verbot Geldüberweisungen in den Iran.
Begründet wurden die Maßnahmen mit der Militärhilfe Teherans für die Regierung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, dem umstrittenen Atomprogramm und der Tatsache, dass der Iran "derzeit die größte Bedrohung für den Weltfrieden" darstelle.
Der kanadische Außenminister John Baird sagte, Italien habe eingewilligt, in Not befindlichen kanadischen Staatsbürgern im Iran konsularischen Beistand zu leisten. Italien wird sich somit auch mit den Fällen zweier Männer befassen müssen, die im Iran zum Tode verurteilt wurden.
Dabei handelt es sich um den im Iran geborenen Kanadier Hamid Ghassemi-Shall, der der Spionage beschuldigt wird. Der in Kanada wohnhafte Informatiker Said Malekpour wurde wegen Verbreitung von Pornografie verurteilt. Der Blogger Hossein Derakhshan, Inhaber eines kanadischen Passes, verbüßt eine fast 20-jährige Haftstrafe im Iran.