Haiti wählte weitgehend friedlich neue Führung
PORT-AU-PRINCE. Das krisengeschüttelte Haiti hat am Sonntag unter großer Beteiligung und überwiegend friedlich einen Präsidenten und ein Parlament gewählt.
Die Öffnung der Wahllokale wurde sogar um eine Stunde verlängert. Allerdings starben laut Medienberichten zwei Menschen bei vereinzelten Zusammenstößen zwischen Anhängern der Kandidaten. Die Wahlkommission kündigte das offizielle Ergebnis für den 14. April an.
Sie forderte die Kandidaten auf, der Auszählung nicht vorzugreifen. Um das Amt des Präsidenten kämpften in der Stichwahl der Musiker Martelly und die Juristin Manigat. Auch die beiden Kammern des Parlaments, der Senat und die Deputiertenkammer wurden neu gewählt.
Zu Beginn des Wahltages war es wie schon beim ersten Durchgang im November des vergangenen Jahres zu Verzögerungen gekommen, weil in zahlreichen Stimmlokalen das Wahlmaterial nicht vollständig angeliefert worden war. Der Chef der UNO-Mission Minustah, Edmond Mulet, sagte bei einem Besuch in einem Stimmlokal: "Die Menschen wissen, dass heute ein großer Moment für Haiti ist." Die Verzögerungen seien korrigiert worden.
Kurz vor Beginn des für Haiti so wichtigen Urnenganges wurde der Rapper Wyclef Jean angeschossen und an der rechten Hand leicht verletzt. Jean hielt sich in Haiti auf, um seinen Freund Martelly beim Kampf um die Präsidentschaft zu unterstützen.
Die Abstimmung wurde zudem von der Ankündigung des früheren Präsidenten Aristide überschattet, sich wieder in die Politik des Karibikstaates einzumischen. Der 2004 aus Haiti vertriebene Aristide war am Freitag aus dem südafrikanischen Exil zurückgekehrt und hatte die Wiederzulassung seiner geächteten Bewegung Fanmi Lavalas gefordert.