Griechenland: Finanzkrise trifft auch die Medienbranche

Von nachrichten.at/apa   04.Jänner 2012

Ursache der schweren Krise ist hauptsächlich der dramatische Rückgang um fast 60 Prozent bei der Werbung sowie die Tatsache, dass die Banken nicht mehr bereit sind, Medienunternehmen mit günstigen Krediten unter die Arme zu greifen. "Wir verbluten langsam", sagte der Präsident des Athener Journalistenverbandes (ESIEA), Dimitris Trimis.

Zunächst schloss im November 2010 die traditionsreiche konservative Athener Zeitung "Apogevmatini". Seit einigen Tagen ist auch eine der wichtigsten griechischen Zeitungen, die linksliberale "Eleftherotypia", ins Wanken geraten und erscheint nicht. Die Zeitung gilt als eines der griechischen Blätter, die meinungsbildend sind. Ihre Redakteure sind seit August 2011 nicht mehr bezahlt worden und streiken seit Wochen. Die Besitzer der Zeitung haben einen Insolvenzantrag gestellt.

Seit Mitte Dezember sendet auch der private Fernsehsender "Alter" kein Programm mehr. Auch hier streiken die Arbeitnehmer, weil sie seit Monaten nicht bezahlt worden sind. "Diese Entwicklungen deuten auf nichts Gutes hin. Nicht nur wir, sondern auch die Gesellschaft wird unter dem Informationsmangel leiden", befürchtet Trimis.

Auch andere Medien stehen nicht mehr gut auf den Beinen. Die meisten griechischen privaten Fernsehsender senden nur noch Wiederholungen eigener Serien aus dem vergangenen Jahrzehnt. Zahlreiche Radiosender befinden sich Berichten zufolge finanziell "auf Messers Schneide". Im staatlichen griechischen Fernsehen (ERT) wird täglich stundenlang gestreikt, weil eines der drei TV-Programme sowie zahlreiche regionale Radiosender geschlossen werden sollen.

Die griechische Presse hatte in den vergangenen 20 Jahren vor Ausbruch der Krise einen Wachstumsboom erlebt. Viele Gelder stammten aus staatlicher Werbung. Im Elf-Millionen-Land werden acht Sportzeitungen ausgegeben. Es gibt sieben private Fernsehsender und drei staatliche, die landesweit senden. Zudem gibt es mehr als Hundert lokale Fernsehsender sowie rund 300 Radiosender. Allein das staatliche Radio unterhält fünf Programme und elf Regionalradios. Dass es bei dieser Vielfalt nicht bleiben wird, gilt als sicher.