"Fest des Huhns"-Autor Walter Wippersberg ist tot

Von nachrichten.at/apa   01.Februar 2016

Nicht nur im Fernsehen, auch als Schriftsteller war Wippersberg stets kritischer Beobachter und Analytiker von Gesellschaftszu- und -missständen.

Geboren wurde Wippersberg am 4. Mai 1945 in Steyr. Er studierte in Wien Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Psychologie - eine thematische Breite, die ihm sein gesamtes Leben erhalten bleiben sollte. Bereits Ende der 60er-Jahre trat er erstmals als Hörspielautor in Erscheinung, bevor er mit "Maghreb oder: Die Erinnerung an das Leben nach dem Tod" 1970 sein erstes Buch veröffentlichte. Sein Durchbruch als Autor gelang Ende der 90er-Jahre mit der "Österreichischen Trilogie" ("Die Irren und die Mörder", "Ein nützlicher Idiot" und "Die Geschichte eines lächerlichen Mannes").

Daneben entstanden aber auch Theaterstücke und Hörspiele, Sachbücher, Kinder- und Jugendliteratur, Fotoarbeiten und TV-Dokumentationen. Zu einem Klassiker hat sich dabei die satirische Fake-Doku "Das Fest des Huhns" entwickelt, für die Wippersberg auch als Regisseur verantwortlich zeichnete. Er schickt darin eine afrikanische Forschergruppe in die oberösterreichische Provinz, um dort aus dem Alltagsverhalten der "Ureinwohner" die falschen Schlüsse zu ziehen, womit er dem Westen und seiner Kolonialhaltung den Spiegel vorhielt.

Zugleich schrieb er Drehbücher für die Arbeiten anderer Regisseure, so etwa für Xaver Schwarzenbergers "Das Kapital". Dieses Können gab Wippersberg auch an die nachfolgenden Generationen weiter, leitete er doch zwischen 1990 und 2011 die Klasse "Drehbuch und Dramaturgie" an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.

Im Feld der Kinder- und Jugendbücher machte er sich mit "Kater Konstantin" und "Schlechte Zeiten für Gespenster" einen Namen. Und schließlich widmete sich Wippersberg auch in Sachbüchern kritisch den Themen der Zeit. 2006 erschien "Einiges über den lieben Gott. Wie er erfunden wurde - und wohin das geführt hat". Vor fünf Jahren veröffentlichte er "Der Krieg gegen die Raucher. Zur Kulturgeschichte der Rauchverbote".