Erstmals klagt Missbrauchsopfer gegen Kirche in Polen
WARSCHAU. Erstmals zieht ein Opfer sexuellen Missbrauchs in Polen gegen die Amtskirche vor Gericht. Am Freitag begann im westpolnischen Koszalin der Zivilprozess gegen die Diözese Koszalin-Kolobrzeg.
Der heute 26 Jahre alte Kläger wurde als Zwölfjähriger von einem Priester missbraucht. Er fordert vom Bistum 200.000 Zloty (etwa 50.000 Euro) Entschädigung und eine öffentliche Entschuldigung.
Der Täter verbüßt derzeit eine zweijährige Freiheitsstrafe. Der Kläger begründet sein Vorgehen gegen die Amtskirche mit dem Versagen der Vorgesetzten des Priesters, die bereits Informationen über pädophile Neigungen des Geistlichen gehabt haben sollen. Dennoch sei der Priester in eine Gemeinde versetzt worden, in der er Umgang mit Kindern und Jugendlichen hatte. In dem Verfahren sollen mehrere polnische Bischöfe als Zeugen gehört werden. Ein Gerichtssprecher sagte, das Verfahren werde voraussichtlich mehrere Monate dauern.
Der neue Primas der katholischen Kirche Polens, Erzbischof Wojciech Polak, hatte am Donnerstag betont, die Verantwortung liege stets beim Täter, nicht beim Bistum oder bei der Kirchengemeinde. Die polnische Kirche wolle am kommenden Freitag mit einem Reuegebet die Opfer sexuellen Missbrauchs um Vergebung bitten.