Deutscher Bundestagspräsident Lammert unter Plagiatsverdacht
BOCHUM. Nach den Plagiatsvorwürfen gegen seine Doktorarbeit hat der deutsche Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) Unterstützung von Wissenschaftlern erhalten. "Der hat nicht seriös gearbeitet", sagte der Politologe Wolfgang Jäger.
Einer im Internet veröffentlichten Aufstellung zufolge soll sich Lammert bei dem Politikwissenschaftler bedient und aus einem Buch zitiert haben, das es gar nicht gebe. Dies sei falsch, sagte Jäger. Lammert habe damals den Titel fehlerhaft wiedergegeben, das Buch existiere jedoch. Auch der Politologe Hans-Otto Mühleisen stellte sich hinter Lammert: "Ich kann bisher nichts erkennen, was auf ein Plagiat schließen lässt", sagte er der "SZ". In der Arbeit Lammerts finden sich dem Bericht zufolge Ähnlichkeiten mit einigen Werken Mühleisens.
Plagiatsjäger stellten Unregelmäßigkeiten fest
Die Vorwürfe gegen Lammert waren am Montag durch einen Bericht der "Welt" bekannt geworden. Auf der Internetseite lammertplag.wordpress.com behauptet ein anonymer Plagiatsjäger, er habe bei Lammerts Doktorarbeit aus dem Jahr 1974 auf 42 Seiten Textpassagen aus 21 Quellen gefunden, bei denen er Unregelmäßigkeiten festgestellt habe. Die Universität Bochum leitete auf Wunsch Lammerts eine Überprüfung der Vorwürfe ein. Der Bundestagspräsident habe sich am Montag an den Rektor der Ruhr-Universität Bochum gewandt und um eine "zügige und professionelle Klärung der Vorwürfe" gebeten, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Die Untersuchung habe begonnen. Lammert studierte in Bochum und Oxford Politikwissenschaft, Soziologie, Neuere Geschichte und Sozialökonomie. Seit 2008 ist er dort Honorarprofessor.
Schmidt: "Ich möchte nicht in der Öffentlichkeit stehen"
Der unter dem Pseudonym "Robert Schmidt" auftretende Plagiatsjäger erklärte unterdessen nach Angaben der "Welt" vom Mittwoch, er wolle weiter anonym bleiben. "Ich möchte nicht in der Öffentlichkeit stehen", zitierte die Zeitung ihn aus einer Email. Darin schreibt er weiter, er sehe in der Untersuchung der Universität einen möglichen Interessenskonflikt, "da Herr Lammert als Honorarprofessor Mitglied der Fakultät ist und somit eine Befangenheit bestehen könnte". Er habe die Dissertation seit Mitte Juni untersucht und rund 250 Arbeitsstunden investiert, erklärt der Plagiatsjäger demnach weiter. Er wehre sich zudem gegen den Vorwurf, eine politische Agenda zu verfolgen: "Ich hätte zum Beispiel auch wissenschaftliches Fehlverhalten prominenter SPD-Mitglieder öffentlich gemacht, aber das hat sich nicht so ergeben", zitiert die "Welt".
Für den österreichischen Plagiatexperten Stefan Weber ist bei der Doktorarbeit von Lammert dagegen eindeutig wissenschaftliches Fehlverhalten feststellbar. "Das ist ein Plagiat. Daran gibt es nichts zu rütteln", sagte Weber, der bereits mehrfach bei Gerichtsverfahren um Doktorarbeiten als Sachverständiger auftrat, am Mittwoch in Wien. Die Fakten seien erdrückend, sagte der Experte nach Durchsicht der Doktorarbeit.
Ich gehe sicher nicht fehl in der Annahme, dass auch in Österreich die meisten Dissertationen reine Abschreibeübungen , die Fußnoten fehlerhaft gesetzt sind und mit Lehre und Forschung nichts am Hut haben.
Eine Dissertation soll belegen, dass der Kandidat selbständig wissenschaftlich zu arbeiten versteht. Sie muss im Regelfall neue Erkenntnisse zu dem gewählten Gegenstand enthalten und methodisch einwandfrei sein. Eine Dissertation ist im Normalfall also eine Forschungsarbeit.
Davon ist man in Österreich weit entfernt, lachhafte Doktorväter schleusen durch, sind sie doch meist selbst auf Lernthesen, die 20 Jahre zurückliegen, angewiesen und nie in der Lage gewesen, sich wissenschaftlich auf den neuesten Stand zu bringen.
Früher bekam man ja den Jus-Doktor geschenkt, ohne jegliche Diss.
Siehe Pühringer, Leitl + Freunde !
ich weiß nur nicht, ob das von irgendeiner Bedeutung ist!
Unbestreitbar ist allerdings, daß die vielen Arbeiten zur Erlangung der Doktorwürde, seit vielen Jahren so recht niemanden sonderlich viel gebracht haben. Das ist bekannt - auch schon seit vielen Jahren - und das wird Konsequenzen haben - in vielen Jahren!
Auch in Deutschland ist Wahlkampf.
Jemanden anpatzen genügt schon in so einer Zeit.
Eine reservierte, EIGENE Meinung zu haben ist nicht leicht. Wir selber müssen lernen mit den öffentlichen Medien umzugehen.
Das Wichtigste ist, bevor wir uns an eine "schnelle" Meinung anhängen, eine gewisse gesunde Distanz zu halten.
Später sollen wir mit unserer Meinung arbeiten: War diese richtig oder falsch. Nicht einfach ignorieren wie die Sache ausgegangen ist. Wir müssen lernen uns selber korrigieren zu können. Lernen, falsche Entscheidungen vor uns selber einzugestehen.
Es ist ein Lernprozess für unser ganzes Leben.