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„Das weiße Band“ und schwarze Pädagogik: Michael Hanekes neuer Film

Von apa/nachrichten.at, 21. Mai 2009, 10:23 Uhr
"Das weiße Band"
Michael Haneke (apa) Bild: apa

CANNES. Alle reden von Erziehungsproblemen und davon, wie schwierig es ist, der Jugend Halt und Perspektive zu bieten. Auch Michael Haneke widmet sich in seinem Film „Das weiße Band“ diesem Thema. Doch er geht in die Geschichte zurück. Der österreichische Regisseur hat sich für seinen ersten auf Deutsch gedrehten Film seit über einem Jahrzehnt in ein norddeutsches Dorf der Jahre 1913/14 versetzt.

Körperliche Züchtigung und der Handkuss für den „Herrn Vater“ ist noch ebenso gang und gäbe wie die Feldarbeit für den Herrn Baron. Am Ende des Films steht der Beginn des Ersten Weltkriegs, und die Generation, die hier heranwächst, wird im Zweiten Weltkrieg und im Dritten Reich Führungspersönlichkeiten und Fußvolk stellen.

Haneke tritt zum sechsten Mal um die Goldene Palme an
Haneke, der mit „Das weiße Band“ zum sechsten Mal im Wettbewerb um die Goldene Palme antritt, vermeidet jedoch tunlichst eindeutige Interpretationshinweise, und so muss sich jeder Zuschauer selbst einen Reim darauf machen. Zusammenreimen kann man sich in dieser „deutschen Kindergeschichte“ (so der Untertitel) tatsächlich vieles. Denn formal bietet der zweieinhalbstündige Streifen, der heute, Donnerstag, in Cannes seine Uraufführung feiert und im Herbst in Österreich startet, viele Ansatzpunkte. Eigentlich handelt es sich um einen Rückblick auf die gezeigten Geschehnisse, den der junge Dorfschullehrer als Off-Erzähler unternimmt, weil er glaubt, dadurch manch Erhellendes über die sozialpsychologische Entwicklung eines Landes bieten zu können.

Es sind mysteriöse Anschläge, die eine Dorfgemeinschaft verunsichern, die den Film auch auf einer vordergründigen Spannungsebene funktionieren lassen: Der Landarzt stürzt beim Ausritt über ein heimtückisch gespanntes Seil und bricht sich das Schlüsselbein, eine Arbeiterin kommt auf dem Gutshof zu Tode, Kinder werden gequält und eine Scheune angezündet. Die Täter werden nie ermittelt, und anscheinend haben auch viele Dorfbewohner kein gesteigertes Interesse an Aufklärung. Denn in jedem dunklen Winkel, in dem Haneke mit von Christian Berger großartig gefilmten Schwarz-Weiß-Bildern stöbert, verbirgt sich etwas, was nicht an die Öffentlichkeit soll.

Das Schreckensregime eines Pastors
Der Pastor (Burghart Klaussner) führt in seiner Familie ein Schreckensregime zwischen salbungsvollen Hauspredigten und Ochsenziemer. Seine schwarze Pädagogik bedient sich des „weißen Bandes“, dessen Farbe der Unschuld die Kinder stets an den rechten, tugendhaften Weg erinnern soll. Sein Sohn, bei dem der Verdacht der „Selbstbefleckung“ besteht, wird ans Bett gefesselt, die Tochter öffentlich bloßgestellt, bis sie zusammenbricht. Der Arzt (Rainer Bock) bedrängt dagegen seine eigene Tochter sexuell und demütigt seine Geliebte, die Orts-Hebamme (Susanne Lothar), mit unvorstellbarer seelischer Grausamkeit. Baron und Baronin (Ulrich Tukur und Ursina Lardi) werden von Stand und Bildung nicht daran gehindert, einander wehzutun, und dem Hausverwalter (Josef Bierbichler) rutscht ebenso leicht die Hand aus wie dem Bauern (Branko Samarovski).

Der Verdacht, dass in dieser Atmosphäre aus „Böswilligkeit, Neid, Stumpfsinn und Brutalität“, der die Baronin mit ihren Kindern zu entkommen sucht, auch beim Nachwuchs Sadismus und Gefühlskälte besten Nährboden finden, liegt bald nahe. Es ist der sensible Lehrer (Christian Friedel), der eins und eins zusammenzählen kann und einen konkreten Verdacht äußert. Dass er, dessen sich entwickelnde Liebe zum jungen Kindermädchen Eva in zärtlichen, unschuldigen Annäherungsszenen gezeigt wird, nicht nur an der Aufklärung scheitern wird, sondern auch daran, sein Lebensglück zu machen, ist da nur logisch.

Keine Schwarz-Weiß-Malerei
Hanekes Schwarz-Weiß-Film vermeidet wie immer Schwarz-Weiß-Malerei, zeigt ihn aber doch mehr als viele seiner bisherigen Filme als Moralisten mit Botschaft: Mehr Liebe und Zuneigung täten der Welt gut, und weniger Starrheit, Regelwerk und Prinzipientreue. Damit ist „Das weiße Band“ im Vergleich zu den das Gegenwartskino sonst dominierenden Leinwand-Experimenten oder Unterhaltungs-Kommerz bereits wieder erstaunlich konservativ, in jedem Fall aber zutiefst humanistisch.

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6  Kommentare
6  Kommentare
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am 08.10.2010 11:53

Super Mann, freue mich über diesen Film, danke sehr!

Darüber sollten sich mMn ALLE Menschen, bspw. auch JZ, die ja insbesondere Matthäus 7:12; Johannes 13:34,35, Kolosser 3:21; Galater 6:7; 1. Joh. 4:16 und ähnliche Bibelverse korrekt/konstruktiv ausleben wollen, immer mal wieder Gedanken machen, um nicht mit der "großen Masse" der Neurotiker (die dennoch alle sind; Hiob 14:4; Rö. 3:23; 5:12 u.a.) mitzulaufen; besser GEGEN den Strom agierend, stets das Gute, die Liebe, auszuleben bemüht sein!

► (2. Mose 23:2) Du sollst nicht der Menge zu üblen Zwecken nachfolgen; und du sollst in bezug auf einen Streitfall nicht so zeugen, dass du mit der Menge abbiegst, um das Recht zu beugen. 

► (Psalm 41:1) Glücklich ist jeder, der mit Rücksicht auf den Geringen handelt; am Tag des Unglücks wird Jehova für sein Entrinnen sorgen.

► Die Probleme der Menschheit werden bald enden! grinsen
www.watchtower.org/x/20020615/article_01.htm und _02.htm

Allen die besten Wünsche ♥

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am 08.10.2010 11:55

Tipp für alle, die mehr wissen wollen:

Zum Anhören in zahlreichen Sprachen hier -> http://www.jw.org/index.html?option=QrYQZRQVNlBBX

Zum Lesen hier -> http://download.jw.org/files/media_books/bh_X.pdf

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am 08.10.2010 12:39

NESTWÄRME - Wie Tiere FamilienProbleme lösen
-> www.amazon.de/Nestwärme­­­­-Wie-Tiere-Familienprobleme­-­l­ö­sen/dp/3423103493

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am 08.10.2010 12:43

... Dröscher zieht hierbei stets Parallelen zwischen Tier- und Menschenwelt, die für ihn sehr eng miteinander verbunden sind. So plädiert er dafür, dass auch Männer bei und nach der Geburt unbedingt bei ihren Frauen bleiben sollten, um die emotionalen Bindungen zwischen den Partnern zu stärken. ...
... Sehr interessante und aufschlussreiche Forschungen über Eltern Kind Bindungen und andere Familienprobleme werden hier beschrieben. Zu fast jeder Tierart gibt es etwas Interessantes zu berichten.
Der größte Gewinn jedoch ist die Tatsache, dass vieles, was den Menschen ausmacht auch begreiflicher wird. Darüber kann man sicher viel nachdenken und schlauer daraus werden. In diesem Zusammenhang ist es wirklich grausam, dass dieses Buch vom Buchmarkt quasi verschwunden ist.

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am 08.10.2010 13:05

1/2 HauptProblem ist mMn, dass sehr viele Menschen innerlich mehr oder weniger Kleinkinder sind, die Liebe/Geborgenheit/Akzeptanz (nestWÄRME) benötigt hätten/würden, auch Muttermilch, all dies nicht (oder nicht ausreichend lange/intensiv) bekamen (stattdessen artfremde Milch, oft anfangs in einer Klinik), zudem leider oft keine Wunschkinder waren, im Gegenteil, deswegen viel Leid/Schmerzen verdrängen mussten/müssen, was sich im Lauf der Jahre häufig als riesiges emotionales Defizit aufgestaut hat (Kettenreaktionen).

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am 08.10.2010 13:07

2/2 Viele können deswegen anderen schwer was (ab-)geben, was/weil sie selbst kaum oder zu wenig erhalten haben, betäuben sich zudem oft mit Suchtmitteln (diverser Arten), die eine jämmerliche Ersatzbefriedigung sind, sogar selbst-zerstörerisch, statt heilsam!

(Prediger/Kohelet 1:15) Was krumm gemacht ist, kann nicht geradegemacht werden, und was fehlt, kann unmöglich gezählt werden.
Vgl. Offb. 21:3f.; Psalm 145:16; Jesaja 25:8; 33:34; 65:17 u.a

Bald alles Leid vorbei - ParadiseOnEarthForever grinsen

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