Analyse: Über 150.000 Warnungen und enorme Regenmengen

Von apa/nachrichten.at   25.Juni 2009

Da die feuchten Böden keinen weiteren Regen mehr aufnehmen können, sind auch am Freitag und am Wochenende lokale Überflutungen und Murenabgänge möglich. In einer ersten Analyse hat die Unwetterzentrale alle Wetterstationsdaten ausgewertet, im Vorfeld des Hochwassererignisses wurden zudem mehr als 150.000 Unwetterwarnungen an Betroffene geschickt.

Die Meteorologen der Unwetterzentrale Österreich haben lange Nächte hinter sich. Für Behörden, große Infrastrukturbetreiber wie die
ÖBB, aber auch lokale Einsatzkräfte wurden eigene Hotlines eingerichtet, um über die neusten Wetterentwicklungen informiert zu sein. In einer ersten Analyse fasst Manfred Spatzierer, Leiter und Chefmeteorloge der Unwetterzentrale Österreich mit Sitz in Wien die Ergebnisse zusammen: „Die Niederschlagsmengen sind von unseren Wettermodellen sehr gut vorhergesagt worden, auch die über 200 l/m² Regen im Mostviertel wurden bereits am Sonntag mittels einer Vorwarnung bekanntgegeben“. Mehr als 150.000 Unwetterwarnungen sind in den vergangenen Tagen per SMS, E-Mail und Fax verschickt worden. „Am Montag in der Früh erhielten viele Betroffene ein SMS mit dem Hinweis auf den drohenden Dauerregen. Diese Warnungen werden von Versicherungen wie der UNIQA, der Raiffeisen oder der Victoria-Volksbanken zur Verfügung gestellt“, so Spatzierer weiter.

Niederschlagsrekorde und mehr als 200 l/m² innerhalb 72 Stunden

Den meisten Niederschlag gab es in Lunz am See, hier fielen seit Dienstagfrüh 249 l/m² an Regen. Auch in Oberndorf bei Wieselburg sind mehr als 200 l/m² Regen gefallen. Mit 208 l/m² wurde hier sogar ein neuer Niederschlagsrekord für den Juni aufgestellt. Aber auch in Eisenstadt hat es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 69 Jahren noch nie so viel geregnet.

Am Mittwochnachmittag wurden auch die Südoststeiermark und das Burgenland besonders stark getroffen. In Feldbach fielen innerhalb von 24 Stunden 127 l/m² an Regen, die Landeshauptstadt Graz bliebt mit nur 27 l/m² hingegen verschont. „Im Westen Wiens, im Wienerwald und im Mostviertel ist im Vergleich zum Klimamittel diesen Monat bereits doppelt so viel Niederschlag wie üblich registriert worden.“, erklärt Spatzierer die Ausmaße des Dauerregens. „In Seibersdorf im Wiener Becken wurde sogar schon die dreifache Monatsmenge überschritten“.

Weiterhin feuchte Aussichten


Auch wenn es mit dem Dauerregen vorbei ist, vollständige Entwarnung kann noch keine gegeben werden. „In den kommenden Tagen erwartet uns eine gradientschwache Lage mit nur wenig Wind“, so Spatzierer weiter. „In der über Österreich lagernden feucht-schwülen Luft bilden sich vor allem in der Osthälfte des Landes häufig Regenschauer und örtlich sind auch kräftige Gewitter zu erwarten. Dazwischen zeigt sich aber auch die Sonne und die Temperaturen steigen auf sommerliches Niveau“. Diese Wetterlage wird sich laut den Experten bis in die nächste Woche hinein halten.

Landeshauptstädte (in Klammer durchschnittl. Monatsniederschlag Juni)


St. Pölten                       178 l/m² (83 l/m²)
Eisenstadt                     145 l/m² (71 l/m²)
Salzburg                        141 l/m² (155 l/m²)
Wien-Mariabrunn         123 l/m² (72 l/m²)
Linz                                 86 l/m² (91 l/m²)
Wien-Innere Stadt        65 l/m² (63 l/m²)
Graz                                64 l/m² (117 l/m²)
Bregenz                         44 l/m² (204 l/m²)
Klagenfurt                     36 l/m² (113 l/m²)
Innsbruck                      12 l/m² (111 l/m²