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St. Anton am Arlberg und die Oberösterreicher

19. Jänner 2019, 00:04 Uhr
St. Anton am Arlberg und die Oberösterreicher
Ein Blick aus den tiefverschneiten Bergen ins Tal. Zauberhafte Tiefschneehänge laden zum Wedeln nach St. Anton ein Bild: Gregor Hartl

Der mondäne Skiort St. Anton, ist die Wiege des Skifahrens. Einige Oberösterreicher helfen engagiert mit, dass sich die Besucher dort auch heute noch wohlfühlen. Philipp Braun hat ein paar von seinen Landsleuten besucht.

Stemmbogen, Pflug und Einkehrschwung. Die Faszination Winter und Skisport rieselt wie zauberhafte Schneeflocken in die Köpfe und Herzen der Touristen.

Angefangen hat alles bei den Lehrmeistern und Pionieren, die ihre Fußstapfen in den Schnee von St. Anton setzten. Vier Zugstunden von Linz entfernt, befindet sich die Wiege des alpinen Skilaufs.

Der tapfere Schneider

Am 3. Jänner 1901 wurde der Skiclub Arlberg in St. Christoph von sechs Freunden gegründet. "Durch die Natur entzückt, durch den Sport begeistert, durchdrungen von der Notwendigkeit, am Arlberg einen bescheidenen Sammelplatz für die Freunde dieses edlen Vergnügens zu schaffen", ist im Gästebuch des Hospiz nachzulesen.

In den beginnenden 20er Jahren entwickelte Hannes Schneider den Stemmbogen, die "Arlbergtechnik", als Vorläufer des Parallelschwungs, und gründete die erste Skischule Österreichs. Der Startschuss für einen Skiboom, der sich bis nach Japan und die USA ausbreitete und bis heute Bestand hat. Neben den sportlichen Aspekten profitieren die Skiorte auch wirtschaftlich von Gästezahlen. Daran ändert nichts, dass 66 Prozent der Oberösterreicher kaum noch Ski oder Snowboard fahren. Wird ein Skiurlaub gebucht, wedeln 51 Prozent in einem anderen Bundesland. Wie in Tirol zum Beispiel.

St. Anton am Arlberg und die Oberösterreicher
Abseits der Skipisten wandert man auf einem Schneeteppich durch die Gassen des Tiroler Bergdorfs Bild: Gregor Hartl

Internationales St. Anton

Das sportliche Skigebiet am Arlberg wirkt als Magnet für Gäste. Schneesicherheit, 88 moderne Lifte und Seilbahnen, 305 Kilometer markierte Skipisten, zirka 200 Kilometer Freeride- und Tiefschneeabfahrten und das Saisonabschlussrennen "der weiße Rausch" am 21. April sind wie der Zucker auf dem Kaiserschmarren.

Die Alpenregion bietet aber auch Arbeitsplätze. 2792 Saisonbedienstete aus 50 Nationen unterstreichen die Internationalität. Auch viele Oberöstereicher tragen zum Erfolg bei. Entweder als Saisonarbeitskräfte oder sie entdecken den Zauber des Tiroler Bergdorfs und bleiben für immer. Im Winter. Und im Sommer.

 

Hans Schenner aus Bad Goisern

Die Lage seines Sporthotels kann als ziemlich perfekt beschrieben werden: 200 Meter vom Bahnhof, 300 Meter vom Skilift entfernt und mitten in der Fußgängerzone. Hans Schenner, früherer Obmann des Fachverbandes Tourismus in der Wirtschaftskammer und Hotelier des Agathawirts aus Bad Goisern am Hallstättersee, kaufte den Betrieb 1982. Sieht sich Schenner nach 37 Jahren als Antoner oder als Goiserer? „Weder noch. Ich fühle mich als Gastgeber und als Wirt“, sagt der Hotelier und hebt im gleichen Atemzug die Kollegen als gute Gastgeber hervor. Neben der „Einzigartigkeit des Skigebiets“ zieht die Gastfreundschaft viele Touristen an. Gerade als Oberöstereicher fühlt man sich bei einem Aufenthalt im Sporthotel wie daheim. Zumal Marianna Viertbauer, die Lebensgefährtin, ebenso aus dem Salzkammergut stammt und mit Charme die Rezeption schupft.

Hans Schenner Bild: Gregor Hartl

Die Buchungslage ist sehr gut, Schenner bereitet aber der Facharbeitermangel Sorgenfalten. Auch wenn es in St. Anton weniger Probleme gibt und im Sporthotel langjährige Mitarbeiter beherzt arbeiten und sich mit dem Haus identifizieren. In anderen Regionen wird es schwieriger – trotz steigender Bettenzahlen – Fachpersonal zu bekommen. Schenners Empfehlung: „Der Wert der Dienstleistung und der Respekt vor ihr muss wieder steigen“, sagt er.

 

Rosa Maria Nohl aus St. Georgen im Attergau

Dem süßen Lockruf in der Dorfstraße widersteht man nur ungern. Eine verführerische Schokoladen-Himbeertorte steht neben Malakofftorte, Topfentorte und einer nussigen Hommage an den Skipionier Hannes Schneider in der Vitrine des gleichnamigen Cafés und Brotladens. „Ich habe immer gern süß gekocht“, sagt Rosa Maria Nohl. Die gelernte Köchin aus dem Salzkammergut, die 1987 die Auszeichnung als erste weibliche Küchenmeisterin verliehen bekam, versteht nicht, wieso sich die kochende Zunft der Männer oft weigert, Mehlspeisen herzustellen: „Sie tendieren eher zum Fleisch und wollen nicht in die Ecke der süßen Speisen gedrängt werden.“ Ein Lokalaugenschein im Café zeigt, dass Nohl mit ihren Desserts in alle Herzen zu treffen scheint.

Rosa Maria Nohl Bild: Gregor Hartl

Der Liebe wegen kam die Mehlspeisenzauberin vor 40 Jahren nach St. Anton und entfloh dem Nebel. „Ich war jeden Winter in St. Anton. Eine tolle Lebensqualität, du hast die Saisonen und lebst mit den Saisonen. Kaum ein Ort bietet soviel Infrastruktur. Eigentlich haben wir alles; außer einem Badesee“, sagt Nohl. „Der hat mir anfangs schon gefehlt, die Sommer waren dadurch etwas belastend.“ Heute findet Frau Nohl den Sommer mindestens genauso verlockend. „Es ist angenehm zum Schlafen, weil die Hitze nicht so drückt. Ich kann behaupten, in St. Anton, da bin ich daheim.“

 

Josef Knierzinger aus Waizenkirchen

Gerissene Kreuzbänder, Verletzungen in der Schulterregion, Schenkelbrüche: Niemand will den Skiurlaub ungewollt abbrechen. Falls es jedoch zu einem Unfall kommt, ist man froh, einen kompetenten Arzt mit modernen technischen Gerätschaften an seiner Seite zu haben.
So einen wie Josef Knierzinger: Der Allgemeinmediziner und Urologe wuchs auf einem Bauernhof, einem typischen Vierkanter in Waizenkirchen, auf.

Josef Knierzinger Bild: Gregor Hartl

Seit 1980 ist Knierzinger Gemeindearzt in St. Anton und betreibt zusätzlich eine Sportklinik mit Röntgen-, Ultraschall-, MRT-Geräten, wo Sportverletzungen gleich operiert werden können. „Knieverletzungen sind weniger geworden, Schulterblessuren haben zugenommen. Insgesamt geht die Anzahl der Verletzungen eher zurück“, sagt der Doktor, der es nie bereut hat, sowohl Mediziner geworden zu sein, als sich auch im Skiort eine Existenz aufgebaut zu haben.

„Die Lebensqualität ist hoch, die Luft ausgezeichnet, und der Erholungswert ist erstklassig. Das wird sich auch in Zukunft touristisch positiv auswirken“, sagt Knierzinger, der selbst aktiv diese Vorzüge genießt. „Im Winter bin ich gern langlaufen, im Sommer gehe ich auf die Berge oder ich schwinge mich auf das Fahrrad.“

 

Barbara Kalhammer aus Linz

Für die Linzerin Barbara Kalhammer war der Westen schon in jungen Jahren präsent. Auch wenn es zuerst Zürich war, wo die Wirtschaftsjournalistin neun Jahre lang arbeitete. „Irgendwann wollte ich mich verändern und habe das Jobangebot vom Arlberg bekommen“, sagt Kalhammer. Von der Umgebung war sie sofort hingerissen. „Mein erster Eindruck war im Sommer. Als begeisterte Hundebesitzerin war ich fasziniert von den unzähligen Wanderwegen.“ Auch wenn die gebürtige Linzerin mit einem Schmunzeln hinzufügt, dass es halt überall bergauf geht, „egal wohin man marschiert. Für Flachländler eine Herausforderung. Aber ich habe wieder zum Skifahren begonnen, mache ständig Sport und bin fitter als je zuvor.“

Barbara Kalhammer Bild: Gregor Hartl

Körperlich angeschlagene Personen müssen sich nicht scheuen, nach St. Anton zu reisen. Im Gegenteil. „Du kannst alles machen. Es gibt für jedes Niveau Aktivitäten und sogar Hütten, die leicht zu Fuß zu erreichen sind. Die Vielfalt ist einzigartig. Genauso wie die Internationalität der Gäste“, sagt Kalhammer. Trotz der touristischen Auslage habe sich der Ort das Ursprüngliche bewahrt. „Es ist ein Bergdorf geblieben. Im Sommer quatscht jeder mit jedem. Und wenn du als Zugereister akzeptiert bist, tun die Antoner alles für dich. Das ist viel wert und besser als so manche Freundschaften.“

 

Wilma Himmelfreundpointner aus Wels

Der Arlberg wirkt wie eine Familie. „Die fünf Orte St. Anton, St. Christoph, Stuben, Lech und Zürs haben neben dem gleichen Familiennamen ihre Persönlichkeiten und ihre Eigenheiten. Aber wenn es um die Wurst geht, halten alle zusammen“. Wilma Himmelfreundpointner aus Wels erklärt die Vorzüge der Tourismusregion, die vor zwei Jahren durch den Bau der Flexenbahn zum größten zusammenhängenden Skigebiet in Österreich wurde. St. Anton übernimmt im Kreis der fünf Orte den sportlich-kosmopolitischen Part. Frau Himmelfreundpointer ist Vizedirektorin des Tourismusverbandes. Seit 36 Jahren lebt sie in Tirol. Schuld daran sind die OÖN und die Familie. „Ich wollte immer in einem Skigebiet arbeiten. Meine Mama hat ein Inserat der Nachrichten gelesen, ich habe angerufen, mich beworben und bin seitdem in St. Anton sesshaft geworden.“

Wilma Himmelfreundpointner Bild: Gregor Hartl

Trotz der neuen Heimat, die Wurzeln sind in Wels – „dort bin ich aufgewachsen“. Die Distanz zwischen Wurzeln und Heimat ist mit dem Zug innerhalb von vier Stunden zu bewältigen. „Ich schätze die Anreise mit der Bahn. Welcher Ort ist sonst noch so leicht wie St. Anton zu erreichen?“. Ein Trumpf, der neben der Schneesicherheit und der sportlichen Seite in Zukunft stechen werde.

 

Verena Eichinger aus Braunau

Der Ruf der Berge ist bis ins Innviertel geklungen. „Ich wollte einen Tapetenwechsel und bin nach Tirol gezogen. Die Landschaft und die Alpen haben mir schon immer gefallen. Jetzt bin ich da und glücklich“, sagt Verena Eichinger mit einem zufriedenen Lächeln. So als wäre sie gerade von einer Bergwanderung zurückgekommen.

Verena Eichinger Bild: Gregor Hartl

Die Voraussetzungen für den Job beim Tourismusverband hat die Braunauerin bereits in Krems und in Innsbruck gelegt, wo sie Tourismus und Marketing studiert hat. Vor drei Monaten ist Eichinger nach St. Anton gezogen und wurde mit Eindrücken einer zauberhaften Winterlandschaft überrascht. „Ich hab nicht erwartet, dass ich im ersten Winter gleich eingeschneit bin.“ Die Schneefälle hüllen die Skipisten und den Ort mit einer weißen Decke ein. Sehr zum Vorteil des öffentlichen Bildes von St. Anton, aber auch für die Familie von Frau Eichinger. „Meine Eltern waren bereits zweimal da und möchten wieder gerne zum Skifahren kommen. Genauso wie meine Freunde“, sagt die passionierte Wintersportlerin.

Den Sommer hat Eichinger noch nicht erlebt, – „ich lasse mich überraschen“ –, sie prophezeit der warmen Saison aber eine verheißungsvolle athletische Zukunft. Ähnlich wie im Winter. „Der ist top, im Sommer setzen wir auch verstärkt auf sportliche Aktivitäten.“

 

 

 

 

 

 

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