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Immer fröhlich!

Von Bernhard Lichtenberger, 16. Februar 2019, 00:04 Uhr
Immer fröhlich!
Fröhlich wurde oft mit dem Schwein, dem Affen und der Weisheit symbolisierenden Eule dargestellt. Bild: Archiv

Er hat Müller gelernt und Karriere als Hofnarr gemacht. In Altaussee, wo er am 18. Februar vor 325 Jahren zur Welt kam, wird Joseph Fröhlich ein Denkmal gesetzt.

Im Ausseerland blicken die Menschen schon freudig dem Höhepunkt des närrischen Treibens entgegen – wenn die "Maschkera", die Verkleideten, die Regentschaft übernehmen, Trommelweiber, Flinserl, Pless und Fischer durch die Straßen ziehen, um die fünfte Jahreszeit zu feiern.

Von hier zog einst einer aus, der als Narr zu beachtlichem Ruhm kommen sollte – als Hofnarr. Zwei Büsten erinnern an das seltsame Wirken des Joseph Fröhlich. Die eine im Kammerhof-Museum in Bad Aussee, die andere im Literatur-Museum in Altaussee, wo er am 18. Februar 1694 als uneheliches Kind geboren wurde. Sein Vater, Wolfgang Fröhlich, war ein umherziehender Kramer aus Steyr. Die Familie der Mutter, Ursula Gatterer, betrieb in Altaussee die Scheichlmühle, wo Joseph das Müllerhandwerk erlernte.

Ausgestopfter Hosenboden

Er muss schon früh ein lustiger Kerl gewesen sein. Es wird erzählt, dass sich der mit Appetit gesegnete Bursche am Speck des Müllers zu schaffen machte. Von diesem ertappt, sollte es ordentliche Hiebe auf den Hintern setzen. Fröhlich, recht hinterfotzig, hatte sich zur Linderung den Hosenboden ausgestopft. Die Schläge begleitete er trotzdem mit markerschütterndem Gebrüll. Der Lehrherr, der das Schauspiel wohl durchschaute, musste dermaßen lachen, dass er von einer weiteren Züchtigung absah.

Immer fröhlich!
Canalettos Fröhlich-Porträt, 1747

Mit der Freisprechung, dem Abschluss der Lehrjahre, ging der Geselle auf die Walz. Zur Zeit der Wanderschaft durch deutsche Lande eignete sich der junge Mann aus dem Herzogtum Steiermark erste Taschenspielertricks an, ehe er nach Altaussee heimkehrte, heiratete, Vater wurde – und schließlich aus dem bürgerlichen Dasein ausbrach. Das Auskommen verdiente er sich auf Jahrmärkten, wo er sein Publikum zum Lachen brachte.

In Bayreuth nahm der Markgraf den Zauberer und Gaukler als Hofnarren auf. Fröhlich trat 1627 in Dresden auf, wovon berichtet wurde: "Der Fremdling erregte großes Aufsehen auf den Straßen ... Er hatte die Ehre, vor dem König aufzutreten." Am sächsischen Hof von Kurfürst August dem Starken, der gleichzeitig König von Polen war, unterhielt er als "königlich-kurfürstlicher Hoftaschenspieler" mit magischen Kunststücken, derben Witzen und spöttischen Reimen die Gesellschaft.

Auf die Esslust seines Hofnarren anspielend, ernannte August seinen "Kurzweiligen Rat" augenzwinkernd zum "Graf Saumagen" und bedachte den Possenreißer mit einem Spottwappen. Wie es sich für einen wahren Hofnarren gehörte, trieb Fröhlich nicht nur Schabernack. Als Zeichen seiner Narrenfreiheit legte er sich mit der Politik an und kritisierte den verschwenderischen Hof zu Dresden. 

Immer fröhlich!
Gerhard Steinhuber (li.) und Otto Tanzmeister vom Ausseer Fröhlich-Komitee Bild: Gerhard Pliem

Der fürstlich entlohnte Unterhalter war so populär, dass sich zahlreiche zeitgenössische Künstler an ihm abarbeiteten. Der venezianische Maler Canaletto, für seine Darstellungen von Dresden und Warschau gerühmt, porträtierte Fröhlich in steirischer Tracht. Die Staatliche Kunstsammlung Dresden besitzt eine reich verzierte Elfenbein-Figur, die Fröhlich auf einem zweirädrigen Karren zeigt, der von Schweinen gezogen wird. Öffnet man ein Türchen an der Rückseite des Wagens, zeigt sich, dass es sich um einen mobilen Nachtstuhl handelt, auf dem Fröhlich mit heruntergelassener Hose sitzt.

Der Hofnarr, der nach dem frühen Tod seiner ersten Frau noch einmal heiratete und Vater von fünf Kindern war, kehrte mehrmals in seine Heimat zurück. Er starb in Marienmont bei Warschau, wo er eine königliche Hofmühle auf Lebenszeit erhalten hatte. Im Ausseerland hat man ihn nie vergessen. Das dortige Fröhlich-Komitee hat über eine Spendenaktion ein Denkmal für "Graf Saumagen" initiiert. Die vom Kärntner Bildhauer Johann Feilacher entworfene Skulptur mit Narrenhut in roter Bronze wird Ende Juli im Kurpark von Altaussee aufgestellt.

Gerhard Steinhuber, Mitglied des Komitees: "Uns fasziniert diese Gestalt mit dem Leitspruch ,Semper fröhlich, numquam traurig’." Immer fröhlich, niemals traurig. Wie der Fasching in Aussee.

 

Immer fröhlich!
Spottgedicht zum Geburts- und Namenstag des Joseph Fröhlich Bild: Sächsische Landesbibliothek Dresden

 

Strophen aus einem anonym verfassten Spottgedicht zum Geburts- und Namenstag des Joseph Fröhlich, erschienen am 19. März 1742:

„Du kamest endlich gut genug,
gleichsam wie auf dem Eulen-Flug,
nach Bayreuth ganz possierlich:
Da ist es denn hernach geschehn,
dass dich der Markgraf hat gesehn;
und fand dich recht manierlich.“

„Berlin dir auch das Zeugnis gibt,
dass du die Schweinerei geliebt,
und zwar ohn alle Maßen;
Dieweil du auf der langen Brück,
beinah zum größten Ungelück,
dich garstig sehen lassen.“

„Nun, Graf Saumagen, ganz zuletzt,
wird man dich han einst beigesetzt,
so wird die Nachwelt lesen,
die Schrift auf deinem Leichenstein:
Hier liegt der, der
Halb Mensch,
halb Schwein,
aus dieser Welt gewesen.“

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