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Die islamische Revolution im Iran vor 40 Jahren

02. Februar 2019, 00:04 Uhr
Die islamische Revolution im Iran vor 40 Jahren
Ayatollah Khomeini bei einem umjubelten Auftritt nach seiner Rückkehr in den Iran Bild: Reuters

TEHERAN. 1979 war das Jahr der Umbrüche: Ayatollah Khomeini kehrte Anfang Februar 1979 aus dem Exil zurück und gründete als oberste Autorität einen "Gottesstaat". Die Sowjetunion marschierte in Afghanistan ein und Margret Thatcher wurde zur ersten britischen Premierministerin.

"Nichts". Nur dieses eine Wort antwortete Ruholla Musawi ("Seele Gottes") Khomeini auf die Frage eines Journalisten, was er in diesem historischen Augenblick empfinde. Der historische Augenblick: Die Rückkehr des 76-jährigen Ayatollahs aus dem Exil in Frankreich in den Iran und der Empfang von Millionen Landsleuten, die den "Gottgesandten, Schutzengel der Barfüßigen und Habenichtse sowie Führer der Revolution" in seiner Heimat begrüßten.

Es war der 1. Februar 1979, 9.27 Uhr, als der schiitische Kleriker und unbeugsame Gegner des letzten Herrschers auf dem Pfauenthron, Schah Mohammad Reza Pahlavi, auf dem Flughafen Teheran landete und an der Hand des Air-France-Piloten die Gangway herab schritt. Ein Ereignis, das das Machtgefüge des Nahen und Mittleren Ostens nachhaltig prägen sollte.

Lakaien der Amerikaner

In Beheschte Sahra angekommen, wo die "Märtyrer" der Revolution begraben waren, schritt der Ayatollah zum Podium. Sein Gesicht verriet keinerlei Regung. Seine Augen blickten niemanden an, er schaute über die Köpfe der Massen hinweg. Je ruhiger und unbeteiligter er sich verhielt, desto mehr gerieten die Massen außer sich. "Du bist meine Seele, Khomeini", riefen sie.

Nach einem kurzen historischen Rückblick rechnete der 76-Jährige mit der Monarchie ab, mit den Lakaien der Amerikaner, die korrupt seien und das Land kulturell und wirtschaftlich zerstört hätten. "Allah’o akbar, Khomeinei Rahbar" (Gott ist groß, Khomeini unser Führer), skandierten die Massen.

Die islamische Revolution im Iran vor 40 Jahren
Schah Mohammad Reza Pahlavi Bild: AFP

Der Schah war da schon seit zwei Wochen außer Landes und "Statthalter", Ministerpräsident Schapur Bachtiar, bekam die Lage nicht mehr in den Griff. Am Morgen des 12. Februar stürmten Demonstranten das militärische Hauptquartier. Bachtiar ergriff die Flucht. Bei einer Volksbefragung stimmten 98 Prozent für die Islamische Republik. Allerdings wusste kaum jemand, was damit gemeint war. Die Führung übernahm knapp zehn Jahre Khomeini. Heute liegt die Entscheidungsgewalt alleine in den Händen des geistlichen Oberhauptes, Ayatollah Ali Khameini.

Kurzer Frühling der Freiheit

Die Menschen konnten den Frühling der Freiheit nur kurz genießen. Islamischer Staat oder Fortsetzung eines demokratischen Weges, hatten die Alternativen gelautet. Die Entscheidung brachte der Iran-Irak-Krieg, der im September 1980 begann. Er lieferte den neuen Machthabern einen willkommenen Vorwand, um jede Opposition im Keim zu ersticken und die schiitische Märtyrerideologie zu verbreiten.

Die Konsequenz für Millionen Iraner beschreiben wohl die Zeilen des persischen Dichters Ahmad Schamlou am besten: "Erbarmungslos kurz war die Gelegenheit, unerwartet das Geschehen. Von dem Frühling habe ich den Genuss des Schauens nicht verspürt, denn hinter den Gittern verdorren die Blumen." (eku)

 

Was sonst noch im Jahr 1979 geschah...

Margaret Thatcher: Die erste britische Premierministerin

„Eiserne Lady“, Kriegsherrin, Galionsfigur der Wirtschaftsliberalen, Hassfigur der Gewerkschaften: Die Politik von Margaret Thatcher entzweite in den 1980er-Jahren nicht nur in Großbritannien die Bevölkerung. Am 3. Mai 1979 wurde Thatcher zur ersten Premierministerin Großbritanniens gewählt – ein Amt, das sie mehr als zehn Jahre, bis 1990, innehatte.

Magret Thatcher   Bild: (OON)

Den Titel „Eiserne Lady“ verlieh ihr übrigens schon 1976 die kommunistische Nachrichtenagentur TASS nach einem harschen Kommentar über die vermeintlichen Ambitionen der Sowjetunion, die Weltherrschaft zu übernehmen – was als Beleidigung gedacht war, trug die konservative Politikerin fortan mit Stolz; bis zum Ende ihrer politischen Karriere setzte sie das Etikett immer wieder bewusst in ihren Reden ein.

Die Sowjetunion marschierte in Afghanistan ein

Nachdem die Sowjetunion befürchtete, dass sich Hafizullah Amin, Präsident der kommunistischen Demokratischen Volksrepublik Afghanistan, im Bürgerkrieg mit islamistischen Mudschaheddin-Gruppen um Hilfe an die USA wenden könnte, marschierten sowjetische Truppen am 27. Dezember 1979 in Afghanistan ein. International wurde die Besetzung verurteilt. Aber auch im Land selbst kam es zu heftigem Widerstand. Die USA und Saudi-Arabien unterstützten die Mudschaheddin. Aufgrund des Einmarsches boykottierten viele Länder 1980 die Olympischen Spiele in Moskau.
Mit der Wahl Michail Gorbatschows zum KPdSU-Generalsekretär änderte sich Moskaus Afghanistan-Politik. Er leitete den Rückzug ein, der 1989 vollzogen wurde.

NATO: Neue Atom-Raketen und Abrüstungsangebot

Um das Übergewicht sowjetischer SS-20-Raketen auszugleichen, einigte sich das westliche Verteidigungsbündnis am 12. Dezember 1979 auf den sogenannten NATO-Doppelbeschluss. Dieser sah vor, 108 atomar bestückte US-Pershing-II-Raketen und 464 Cruise Missiles vornehmlich in Westdeutschland zu stationieren. Zugleich wurden dem Widersacher im Kalten Krieg, dem Warschauer Pakt, Verhandlungen über wechselseitige Abrüstung vorgeschlagen. Nach dem Scheitern der Genfer Verhandlungen 1982 lehnten Bevölkerungsmehrheiten mehrerer NATO-Staaten die Aufstellung ab. Der deutsche Bundestag stimmte trotz Massendemonstrationen der Friedensbewegung dagegen zu. Ab Dezember 1983 wurden die Atomraketen aufgestellt.

Historischer Besuch: Deng Xiaoping bei Jimmy Carter

Chinas neuer starker Mann, Deng Xiaoping, leitete 1979 ein Zeitalter der inneren Reformen und vor allem der Öffnung der abgeschotteten Volksrepublik nach außen ein. Diese brachte schon Ende Jänner 1979 eine Aufwertung durch US-Präsident Jimmy Carters Einladung für Deng ins Weiße Haus.

"Entwicklung ist die harte Wahrheit"
Jänner 1979: Deng Xiaoping bei Jimmy Carter im Weißen Haus. Bild: Reuters

Schon zu Beginn des Jahres hatten Carter und der offizielle Partei- und Regierungschef, Hua Guofeng, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der reichsten und der bevölkerungsreichsten Nation der Erde angekündigt. Carter und Deng (dieser war eigentlich „nur“ Vizepremier) sahen in diesem Aufeinander-Zugehen nicht nur wirtschaftliche Chancen. Ziel sollte auch eine Art Allianz gegen die Sowjetunion sein.

Papst Johannes Paul II.: Erster Auslandsbesuch in Mexiko

104 Auslandsreisen absolvierte Papst Johannes Paul II. in seiner Amtszeit – mehr als jeder andere Papst. Die erste davon führte ihn Ende Jänner 1979 nach Mexiko, auf die Bahamas und in die Dominikanische Republik. Allein in Mexiko säumten Millionen Menschen die Straßen, um den Heiligen Vater zu begrüßen.

„Boatpeople“, Klimakonferenz und AKW-Unfall

1979 war reich an besonderen Ereignissen. Die Welt blickte besorgt nach Asien, wo Südvietnamesen vor den Kommunisten des Nordens in überladenen Booten aufs Meer flüchteten – „Boatpeople“. In Genf fand die erste Weltklimakonferenz (12. bis 23. Februar) statt, im AKW Harrisburg (USA) gab es am 28. März ein verheerendes Leck.

 

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