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Der Spurenleger

Von Gabriel Egger, 23. Februar 2019, 00:04 Uhr
Der Spurenleger
Karl Posch machte aus dem Skibergsteigen einen Wettkampfsport Bild: PHILIPP FREUND

Der Gosauer Karl Posch machte aus dem Skibergsteigen einen Wettkampfsport. Für beides brauchte es ein dickes Fell.

Das Alter sieht man ihnen kaum an. Dem Karl vielleicht, wenn er die grün-rot gestreifte Pudelhaube absetzt und die Sonne dann nicht nur die kahlen Stellen des Gosaukamms trifft. Und die Zwieselalmbahn mag’s auch schon gemütlicher. Sie gondelt Wanderer nur noch im Sommer hinauf, zum intimen Dachstein-Blick. Beide sind sie vor wenigen Wochen 50 Jahre alt geworden. Beide haben in Gosau viel erlebt.

Auf der Sonnenterrasse der Breininghütte, wo Skifahrer von der Bergstation nicht weit wedeln müssen, um zum Einkehrschwung abzusetzen, liegen Vergangenheit und Gegenwart nur wenige Kilometer Luftlinie auseinander. "25 Jahre ist das schon wieder her", sagt Karl Posch, als sein Blick von den Rauchzeichen, den der heiße Kaffee in die kalte Luft steigen lässt, zum Gosaugletscher schweift.

Dort ließ Posch im April 1994 das "Gletscherrennen" wiederauferstehen. Ein "Super-G", von der Oberen Windlucke zur Adamekhütte, zum ersten Mal in den 20er Jahren ausgetragen.

Der Spurenleger
Auf dem Gosaugletscher veranstaltete Karl Posch 1994 sein erstes Rennen. Bild: PHILIPP FREUND

Ein Pole im Stretchanzug

Aktuell ist Posch mehr auf den Pisten des Landes anzutreffen. Oder eher an deren Rand. Dort schaut er, dass niemand die Spur verliert, wenn Athleten sie nach oben jagen. Diese Spur führt steil bergauf, genauso wie die Erfolgsgeschichte einer Sportart, die vor 35 Jahren noch belächelt wurde: das Skibergsteigen. Posch war damals 15 Jahre alt, Schüler der HTL für Möbelbau in Hallstatt. In seiner Freizeit beschäftigte er sich aber lieber mit Fellen. Jenen, die man unter die Ski klebt. Um auch im Winter keine Pause von seiner Leidenschaft, dem Bergsteigen, machen zu müssen. " Oft bin ich gefragt worden, ob ich mir keine Liftkarte leisten kann, weil ich immer abseits der Pisten unterwegs war", erinnert sich Posch. Er war Alpinist. Steile Rinnen, weite Kare, schmale Grate. Das war seins.

Dass er jetzt doch auch auf der Piste steht, ist einem Polen im Stretchanzug geschuldet. Bei einer Skitourenwoche Ende der 90er Jahre in Zakopane jagte der dortige Bergrettungschef an Posch und seinen Freunden im Rennanzug vorbei. "Er trainiert für ein Skitourenrennen in Italien, hat er uns gesagt. Wir haben zuerst geglaubt, der ist direkt aus dem Bett gekommen mit seiner Montur." Und diese Montur war schwer: Rahmenbindung, dicke Felle, Ski, die mehr oder weniger aus dem Alpinbereich kamen.

Der Spurenleger
Heute, Samstag, findet auch auf der Katrin in Bad Ischl ein Skitourenlauf statt. Bild: OÖN

"SKIMO" – was ist denn das?

Der Bergführer war trotzdem schnell dahin, die Idee eines Skitourenrennens blieb Posch aber im Gedächtnis. Gedacht, getan.

Was 2001 mit dem "Dachstein-Bock", einem Rennen zwischen Rußbach, Gosau und Annaberg, begann, nahm schnell Fahrt auf. Das Skitourengehen wurde auch in Österreich organisiert und strukturiert, bereits 2002 wurde eine österreichische Meisterschaft abgehalten. Nur der einheitliche Name fehlte noch. Um diesen zu finden, musste Posch ordentlich schwitzen.

Bei einem Saunaabend unter Gosauer Freunden einigte man sich auf "Skimo (Skimountaineering) Austria" und gründete eine eigene Plattform. Aber was ist das jetzt eigentlich, dieses "Skimo", das einen täglich in den sozialen Medien verfolgt? " Alles, wofür du Felle benötigst, um nach oben zu kommen. Natürlich gibt es reine Alpinisten und jene, die lieber auf der Piste nach oben steigen. Aber ich will da nicht zu viel segmentieren", sagt Posch. Denn wenn der Maier Hermann neben einem Kind die Piste runterfährt, würden sie ja schließlich auch beide Ski fahren.

700.000 Menschen sind es laut aktuellen Schätzungen des Alpenvereins bereits, die sich die Tourenskier anschnallen. Tendenz: weiterhin steigend. Karl Posch ahnte das schon, als er 2006 den Fachverband "ASKIMO" für das Wettkampf-Skibergsteigen in Österreich gründete. Bereits ein Jahr später fuhr eine Nationalmannschaft um die Medaillenränge.

Hunderte Bewerbe wurden abgehalten, manche waren extrem, wie jenes, bei dem der Dachsteingipfel überschritten werden musste. Und bei manchen ging es nur darum, möglichst schnell an der Bergstation anzukommen. Bei der Bundessportorganisation kam man hingegen nicht an. Dort wurde 2009 nur "Ultimate Frisbee" als offizielle Sportart anerkannt. Posch gab nicht auf – und die Bundessportorganisation nicht nach. Auch 2010 blitzten die Skibergsteiger ab. Darum suchte Posch nach einer alternativen Lösung und wurde vier Jahr später fündig: Er initiierte die Integration des Skibergsteigens als eigenständige Sparte in den Österreichischen Skiverband (ÖSV).

Dort ist jetzt auch die Nationalmannschaft aufgehoben, von der Jakob Herrmann immer wieder mit Edelmetall in seine Heimat Werfenweng zurückkehrt. Um die Entwicklung der Sportart kümmert sich Posch mit einem kleinen Team an Mitarbeitern aber weiterhin. Er sei viel unterwegs, "auch heute noch", sagt der Vater zweier Kinder, als er von der Terrasse der Breininghütte in die Bindung steigt. Denn die Spuren, die er für das Skibergsteigen gelegt hat, werden sich weiterhin ausbreiten. "Wenn das Gehen auf der Piste offiziell erlaubt wird, wird die Entwicklung noch viel größer", sagt er. Nur Poschs Begeisterung wird wohl nie etwas übertreffen.

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