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Die Zeugin aus dem Jahr 1818

Von Roman Kloibhofer, 01. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Krippe
Bild: Volker Weihbold

In Ried im Innkreis steht jene Krippe, vor der am Heiligen Abend des Jahres 1818 erstmals das Weihnachtslied "Stille Nacht! Heilige Nacht!" gesungen wurde.

Die Hirten stehen andächtig in roter Innschiffer-Tracht neben der Heiligen Familie, das Panorama hinter dem Krippenberg zeigt die Hügel und Berge des Alpenvorlandes, und Reliefs der Häuser sind angelehnt an topografische Details aus Oberndorf und der benachbarten Stadt Laufen. Es sind die auffälligen Details, die jene Krippe, die im Innviertler Volkskundehaus in Ried zu sehen ist, so besonders machen.

Doch diese Krippe hat eine noch viel bemerkenswertere Geschichte und zählt daher international zu den begehrtesten. Denn vor ihr wurde am 24. Dezember 1818 erstmals das Weihnachtslied "Stille Nacht! Heilige Nacht!" gesungen: Die Krippe aus der Sankt-Nikolaus-Kirche in Oberndorf war Zeugin der Weltpremiere des berühmtesten Weihnachtsliedes der Welt.

Es war am Heiligen Abend nach der Christmette, als der Geistliche Josef Mohr und der Lehrer, Mesner und Organist Franz Xaver Gruber das Lied erstmals gemeinsam sangen, begleitet von Josef Mohr an der Gitarre. Vermutlich war es ein kleiner Kreis von Personen, vor denen das Lied damals erklang.

Die Zeugin aus dem Jahr 1818
Bild: Volker Weihbold

 

Dem Innviertler Pfarrer und Sammler volkskundlicher Exponate Johann Veichtlbauer (1867–1939) ist es zu verdanken, dass die Krippe nun in Ried zu bewundern ist. Denn als die Oberndorfer Sankt-Nikolaus-Kirche 1906 wegen andauernder Hochwassergefahr abgerissen wurde, hatte die Pfarre die Krippe den Schulschwestern von Oberndorf geschenkt. Dort war "die alte und verstaubte Pfarrkrippe", wie es in Erzählungen Veichtlbauers heißt, im Dachboden des Schulhauses gelagert worden und später zu einer Trödlerin nach Salzburg gelangt.

Von dort hatte sie ein Uhrmacher aus Ernsting bei Ostermiething wieder zurückgekauft. Dieser schenkte die Krippe 1926 seinem Schulfreund, Pfarrer Veichtlbauer. Der Sammler und "Heimatpfarrer", wie Veichtlbauer auch genannt wurde, fand Anfang der Dreißigerjahre seinen Alterssitz in Ried und mit ihm auch seine umfangreiche volkskundliche Sammlung. Diese übergab er der Stadt Ried, und daraus entstand das heutige Museum Innviertler Volkskundehaus.

Nach zehnmonatiger Restaurierungszeit wurde die Oberndorfer Stille-Nacht-Krippe zum Jubiläum "200 Jahre Stille Nacht" vor wenigen Tagen wieder neu in Ried aufgestellt. Die Krippe aus der Zeit um das Jahr 1800 gehört dem Inn-Salzach-Typus an. Viele Figuren sind in der Bauern- und Schiffertracht aus der Gegend um Oberndorf dargestellt – auch eine Bäuerin mit schwarzem Kopftuch ist unter den Menschen, diezur Krippe pilgern, um das Jesuskind zu sehen. Die Figuren haben kunstvoll aus Wachs geformte, detaillierte Köpfe (mit winzigen Glasperlen als Augen), Hände und Arme sind aus Holz geschnitzt, die aus Draht geformten Körper sind mit bunten, Klosterarbeiten ähnlichen Textilien bekleidet.

Die biblische Szenerie zeigt nicht nur die Heilige Familie und die Anbetung der Hirten im Stall, sondern auch die Anbetung der Heiligen Könige, die Hochzeit zu Kana, Szenen einer Beschneidung und eine "Darstellung im Tempel". 94 menschliche Figuren und 50 Tierfiguren stellen das weihnachtliche Thema dar. Ein Detail aus der Szenerie: Die Hochzeit von Kana wird als Hochzeitszug dargestellt, dem ein in der Gegend um Oberndorf üblicher "Pograder", also ein Hochzeitslader, vorangeht.

Die Krippe in Ried galt schon für Johann Veichtlbauer als "größter Krippenschatz der Sammlung". Und sie war seit jeher begehrt: So sollte die unter Denkmalschutz stehende Krippe vor Jahren sogar zu einer Ausstellung nach New York gebracht werden. Sie blieb in Ried, und das soll auch so bleiben.

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