"Du musst deinen Vogel leben"
Manfred Buchgeher fährt nicht nur seit seinem 18. Lebensjahr 2CV, der Lasberger liebt und vor allem lebt dieses Fahrzeug, das für ihn mehr als ein Auto, aber keine "Antn" ist.
Als vor 70 Jahren, am 7. Oktober 1948, der 2CV beim Pariser Autosalon erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war Manfred Buchgeher noch nicht geboren. Bei seiner Geburt neun Jahre später war das als minimalistisch, belastbar und preiswert konstruierte Volksauto des französischen Automobilherstellers Citroën, im deutschen Sprachgebrauch bald als Ente bezeichnet, bereits ein Verkaufsschlager und wurde munter aufgerüstet. Im Gegensatz zum Anfängermodell hatte es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Zündschloss, eine abschließbare Fahrertür, einen Tacho, der nachts leuchtete, und in einer höherwertigen Variante erstmals ein drittes Seitenfenster.
Leistbar, das war auch der Grund, warum 1976 im hunderte Kilometer entfernten Linz der 2CV ins Blickfeld eines 18-Jährigen rückte. "Es war Zufall. Ich wollte ein billiges Auto", sagt Manfred Buchgeher und erinnert sich noch an den Preis, den er damals zahlte. 9000 Schilling habe sein 2CV Baujahr 1967 damals gekostet, sein Freundeskreis habe gelacht, und die Fahrleistung mit 16 PS sei eher bescheiden gewesen, "aber er hat lustig ausgeschaut, und das Fahren mit einem 2CV hat Spaß gemacht." Es sollte nicht nur beim Spaß und auch nicht nur bei einem Auto bleiben. Vielmehr führte der Zufall abermals Regie und ihn zu einem 2CV-Treffen. Sein Interesse fiel auf derart fruchtbaren Boden, sodass er fand, auch in Linz brauche es einen 2CV-Club und 1978 die "Wüdantn Linz" gründete. Obwohl Buchgeher der Bezeichnung "Antn" eigentlich wenig abgewinnen kann. Zu abschätzend, findet er.
Die Idee dahinter
Schließlich ist ein 2CV für den gebürtigen Linzer nicht nur ein Auto, vielmehr ein Fahrzeug mit einer "Idee dahinter". Auf das Wesentliche reduziert, hatte es nicht nur preiswert zu sein, sondern ein gutes Fahrwerk für die damals noch schlechten Straßen zu haben und sollte vier Personen und eine Nutzlast von bis zu 50 Kilogramm transportieren können. "Was viele nicht wissen: Das Stoffdach wurde ursprünglich eingebaut, um das Auto möglichst leicht zu machen und um Sprit und Material zu sparen." Praktisch war es außerdem – nicht nur, um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, sondern um sperrige Gegenstände zu befördern, die dann oben herausragten. Dass der 2CV, dessen Name sich von "Cheval fiscal", einer Kennzahl im französischen Kfz-Steuersystem, ableitet, im Lauf der Jahrzehnte Kultstatus erlangte, kann Buchgeher nur allzu gut nachvollziehen. "Bei diesem Auto bist du auf das einfache Vorwärtskommen reduziert." Die Geschwindigkeit wird zur Nebensache. Wenn der Magistratsbedienstete in seinen 2CV steigt, um nach Linz in die Arbeit zu fahren, beginne sein Tag zwangsläufig entspannt, sagt er: "Du weißt, hineinsteigen bringt bei diesem Auto gar nichts. Er geht halt nicht mehr. Du brauchst Zeit, aber es macht auch Spaß."
Ein Auto für Bastler
Aber Manfred Buchgeher sitzt nicht nur hinterm Lenkrad, im Laufe der Jahre ist er zu einem Bastler geworden. Bis auf den Motor hält er alles selbst in Schuss, repariert, restauriert und schraubt. Auch etwas, das er an diesem Fahrzeug schätzte, sagt er, ein 2CV sei unkompliziert, praktikabel, einfach, aber genial und individuell gestaltbar. "Auf dem Armaturenbrett herrscht gähnende Leere. Man kann es mit beliebig viel Zubehör ausstatten." In sein zweites Modell etwa hat der Lasberger 16 Hupen eingebaut, jede mit unterschiedlichem Ton – Spielereien, wie ein Kassettenrekorder, der aktuell in seinem AZU 250 über dem Rückspiegel hängt. Ein bisschen Nostalgiker muss man als 2CV-Fahrer eben auch sein.
Gattin Ingrid weiß ebenfalls um die Vorzüge des 2CV: "Bei welchem Auto kannst du so einfach die Tür aushängen, in die Wohnung tragen und bemalen?", sagt sie und lacht. Auch sie fährt Ente und genießt es jedes Mal, wie sie versichert: "Schon wenn ich einsteige, habe ich ein Lächeln im Gesicht, die Leute winken einem freundlich zu, und mit einem 2CV hast du immer auch gleich Gesprächsstoff, ‘So einen hatte ich auch einmal’, diesen Satz höre ich oft." Bei so viel Begeisterung verwundert es nicht, dass der Buchgeher’sche Fuhrpark im Laufe der Jahre auf sechs 2CVs gewachsen ist: Vier Autos sind fahrtauglich, zwei harren der Restaurierung. Enten, die auch dafür nicht mehr taugen, entspringen in Teilen Steinbloßmauern oder dem Holzschuppen. "Du musst deinen Vogel leben", sagt Buchgeher und lacht.
(Spitz)namen
Den Namen „Ente“ verdankt der 2CV übrigens einem niederländischen Journalisten, der nach dem ersten Anblick den Wagen als hässliches Entlein, nach dem gleichnamigen Andersen-Märchen, bezeichnete. Auch die englische Bezeichnung „ugly duckling“ rührt daher.
In Frankreich wurde der 2CV als „deux chevaux“ (zwei Pferde) bezeichnet, mit den Kurzformen „Döschwo“ oder „Döschewo“. Daraus abgeleitet heißt der 2CV in Spanien „dos caballos“ und in Italien „due cavalli“. In Argentinien trägt er den Namen „el coche rana“, Froschauto.
Auf jeden Fall hat er damals die Ente zu teuer gekauft.
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Ich hatte auch einmal aus 2 Halbhinigen eine Fahrbare gemacht.
Aber Auto kann man das genau so wenig nennen wie ein Moped mit Dachl.