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Der Mann mit dem Hammer

Von Bernhard Lichtenberger, 13. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Der Mann mit dem Hammer
Wolfgang Pauritsch mit einem Borgward, seinem teuersten Kauf in der Sendung "Bares für Rares". Der Österreicher bot 35.000 Euro. Bild: Gütersloher Verlagshaus

Wolfgang Pauritsch (46), Händler der TV-Show "Bares für Rares", zieht im Buch "Der Auktionator" Zwischenbilanz über sein kurvenreiches Leben.

Er kam 1972 in Innsbruck ohne Vater zur Welt, wuchs bei den steirischen Großeltern in bescheidensten Verhältnissen auf, lebte ab 15 Jahren allein, lernte Schlosser, fuhr seinen vollständig mit einem Kredit finanzierten sportlichen Flitzer zu Schrott, verliebte sich vorübergehend in eine anspruchsvolle dreifache Mutter, verkaufte Anzeigen und wurde schließlich von der Wach- und Schließgesellschaft als Detektiv in ein Münchner Auktionshaus beordert. Ohnedies von alten Dingen fasziniert, verfolgte er die Arbeit der Auktionatorin – und als diese kurz vor einer Versteigerung krank absagte, sprang er ins kalte Wasser und für sie ein. So machte ihn das Schicksal zum Auktionator, der – mit Höhen und Tiefen – seit 25 Jahren in Oberstaufen im Allgäu ein Kunst- und Auktionshaus betreibt. Seit fünf Jahren gehört Pauritsch zum Händler-Team der erfolgreichen ZDF-Antiquitätenshow "Bares für Rares".

 

OÖNachrichten: Was hat Sie veranlasst, Ihre Lebensgeschichte zu verfassen?

Wolfgang Pauritsch: Dass mich wöchentlich Menschen fragen: Wolfgang, ich bin auch Handwerker, wie werde ich Kunsthändler? Ich versuche alles zu beantworten, was immer schwieriger wird, weil die Mails häufiger werden. Also kommt ein Buch heraus, 18 Euro kostet es, da steht alles drin. Der zweite Grund: Menschen, die mir am Herzen liegen, sagten, Wolfgang, du bist ein richtiges Stehaufmännchen, es sind dir so viele Dinge im Leben passiert, das müsste man niederschreiben, denn du hast aus jedem Negativen das Positive mitgenommen, und heute bist du am Ziel angekommen.

OÖN: Ihre Kindheit, das Aufwachsen in der Bergarbeiter-Kolonie mit Plumpsklo, liest sich nicht wie die Wohlstands-80er-Jahre.

Mir hat als Kind nichts gefehlt, weil ich nichts anderes gekannt habe. Ich hatte eine super Kindheit, meine Oma und mein Opa waren spitze zu mir, mit denen konnte ich viel unternehmen. Und in der Kolonie hat jeder das Plumpsklo im Freien. Mein Opa war dann eh fix, der hat angefangen, eine Wasserleitung anzubauen. Rückblickend sage ich: Unglaublich, dass wir damals keine Dusche hatten, sondern im Lavoir badeten – erst die Oma, dann der Opa, dann der Kleine, und dann wurde das Wasser ausgeschüttet.

Was empfinden Sie heute als wertvoll?

Dass man von ganz unten kommt. Ich glaube, wenn jemand als Millionärssohn geboren wird, hat er Schwierigkeiten, mit Geld umzugehen. Wenn man von den Großeltern gelernt hat, dass man auch am Ende des Monats noch etwas zu essen haben muss, dann ist das eine unbezahlbare Schule. Dafür bin ich sehr dankbar.

Dennoch: Welche Rolle spielt Geld?

Eine sehr große, denn ich bin Kaufmann, und so einer muss immer Geld im Sack haben. Wenn ich Händler bin und durch die Gegend fahre, um etwas einzukaufen, muss ich immer damit rechnen, dass etwas Tolles angeboten wird, das schon einmal ein paar tausend Euro kostet. Geld regiert nun einmal die Welt, und wenn du keines hast, bist du heute arm dran.

Was geht Ihnen bei Kunden durch den Kopf, für die Geld offensichtlich überhaupt keine Rolle spielt?

Die gibt es natürlich, die kaufen auch eher Schmuckwaren, Uhren oder Antiquitäten. Von den richtig Reichen kann man das Sparen lernen, die schauen am ehesten aufs Geld. Wenn einer das Allerbeste zu einem guten Preis haben möchte, ist es wahrscheinlich ein sehr vermögender Mensch. Wenn jemand nur wegen des Gefallens kauft, dann tut er das wohl aus einer Laune heraus und hat doch nicht so viel. Aber es ist nicht meine Aufgabe, das zu hinterfragen. Ich habe seit 25 Jahren sehr viele Stammgäste, die sind Milliardäre, aber auf dem Boden geblieben.

Bares für Rares
Pauritsch (li.), das Händlerteam und Moderator Horst Lichter (3.v.r.) Bild: ZDF

Wie lesen Sie Ihr Gegenüber?

Man bekommt im Laufe der Jahre ein Feingefühl. Es ist meistens das Auftreten. Wenn ein Mensch ganz ruhig hereinkommt und sich nach etwas Hochpreisigem erkundigt, das im Schaufenster liegt, dann ist er bestimmt vermögender, als wenn einer kommt und sagt, was kostet die Welt, was kostet die Uhr da draußen. Wenn ich merke, dass jemand aus Not etwas verkaufen muss, da bin ich meist großzügiger als bei denen, die das von oben herab tun.

Was sind Ihre Talente?

Ich liebe mich selbst, deshalb kann ich auch andere lieben. Man muss mit dem Gegebenen zufrieden sein. Mit einem Lachen ins Leben zu gehen, ist eines meiner Talente. Komplikationen entstehen, dauern an und werden gelöst.

Wie ist es um den Ruf der Antiquitätenhändler bestellt?

Hermes ist der Schutzpatron der Diebe und der Antiquitätenhändler. Im 17., 18. Jahrhundert war es nun einmal so, dass die Händler von Ort zu Ort gefahren sind und ihre Kostbarkeiten verkauft haben, um zu überleben. Und manchmal haben sie dabei auch geschummelt, die Geschichte vom besonderen Pferd erzählt, das es dann nicht war. Dieser Ruf eilt einem schon voraus. Ich kenne aber sehr, sehr viele Kunst- und Antiquitätenhändler, die absolut korrekt sind, nach der Devise "leben und leben lassen". Meine Geschäftspartnerin und ich sind seit 25 Jahren im selben Ort, wir hatten noch nie eine Gerichtsverhandlung, weil etwas nicht gepasst hätte. Das zeigt, dass man korrekt gearbeitet hat. Ein Ganove würde den Tatort ständig wechseln.

Warum ist "Bares für Rares" erfolgreich?

"Bares für Rares" ist deshalb so erfolgreich, weil wir mit echten Menschen unter realen Bedingungen arbeiten. Die Verkaufssituationen sind echt, niemand spielt eine Rolle. Da kann es auch passieren, dass man sich "verkauft", das ist mir schon passiert. Ich habe ein Bild für 250 Euro gekauft, das sich als Druck herausstellte, der nur 30 Euro wert war. Das wurde dann auch so gesendet. Hier sehen unsere Zuschauer, dass das echt ist. Es gibt aber noch eine andere Begründung: Jeder Mensch hat irgendwann einmal etwas geerbt, mit dem er nichts anfangen kann, aber so etwas schon einmal bei "Bares für Rares" gesehen, wo es doch mehrere hundert Euro wert ist. Heutzutage versuchen viele Rentner die Rente aufzubessern, indem sie die Teile, die sie nicht mehr brauchen können, auf dem Flohmarkt verkaufen. Und unsere Sendung ist diesbezüglich sehr lehrreich.

Schmuck und Edelsteine sind Ihr Spezialgebiet. Womit schmücken Sie sich?

Natürlich mit meinem Ehering. Außerdem trage ich von Kindheit an Kreuze am Hals. Und ich liebe Uhren. Manche verkaufe ich von meiner Hand runter und nehme eine andere. Ich habe keine Hauptuhr, die ich ein Leben lang besitze, sondern sicher schon mehr als hundert verschiedene Armbanduhren getragen.

Wovon würden Sie sich nie trennen?

Schwierig, da ich gleichzeitig Händler und Sammler bin. Aber ich darf die Ware nicht so sehr als mein Eigentum sehen, sondern als das, mit dem ich meine Brötchen verdiene. Trennen kann man sich im Prinzip von allem, denn alles, was wir heute besitzen, ist eh nur geliehen, und wenn wir den Löffel abgeben, haben wir nur mehr den Sarg um uns.

 

Der Mann mit dem Hammer
Bild: Verlag

Wolfgang Pauritsch: "Der Auktionator. Mein Leben zwischen Trödel, Kunst und Leidenschaft", Gütersloher Verlagshaus, 192 Seiten, 18 Euro

 

Bares für Rares

Geschätzt: Die seit 2013 laufende, von Horst Lichter moderierte Trödelshow beschert dem ZDF großartige Einschaltquoten. Bisher wurden mehr als 700 Episoden ausgestrahlt. Das Konzept: Menschen bringen ihre Rarität/Kuriosität, Experten schätzen den Wert. Ausgewählte Anbieter dürfen ihre Ware fünf Händlern anpreisen, zu denen Wolfgang Pauritsch seit Anbeginn gehört.

Heuer wurde „Bares für Rares“ bei der Verleihung der „Goldenen Kamera“ mit dem Publikumspreis für die beste Dokutainment-Sendung ausgezeichnet.

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1  Kommentar
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 13.10.2018 09:09

Gute Sendung, gute Schätzer, gute Händler - und Lichter ein Original. Besser hier denn als Koch.

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