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Stille Nacht! Heilige Nacht!

29. September 2018, 00:04 Uhr
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Stille Nacht! Heilige Nacht in Gebärdensprache ist Teil der Ausstellung im Museum Salzburg. Bild: Salzburg Museum

Noch 86 Mal schlafen, dann ist Weihnachten. Zugegeben, es ist noch weit bis dahin, aber in Salzburg, im tirolerischen Fügen und im oberösterreichischen Hochburg/Ach beginnt die Weihnachtszeit schon heute. Mit der Eröffnung der Landesausstellung "200 Jahre Stille Nacht". Manfred Wolf hat sich in Salzburg umgesehen.

Kennen Sie Tante Jolesch? Der Schriftsteller Friedrich Torberg schrieb im gleichnamigen Buch über eine Tante, die nicht und nicht verraten wollte, warum ihre Krautfleckerl so gut waren. Erst am Sterbebett verriet sie ihr Geheimnis: "Weil ich nie genug gemacht hab’." Sprach’s, lächelte und verschied.

Was hat Tante Jolesch mit der Stillen Nacht zu tun? Ihre letzte Weisheit lässt sich auf das berühmteste Lied der Welt, "Stille Nacht! Heilige Nacht!" übertragen. Denn das Lied von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber, das Weihnachten 1818 erstmals gesungen wurde, ist und bleibt auch deshalb so besonders, weil es immer nur am Heiligen Abend gesungen wird.

Auch im Salzburg Museum, wo heute die Sonderausstellung "200 Jahre Stille Nacht" eröffnet wird, haben die Kuratoren und Direktor Martin Hochleitner bewusst auf eine Beschallung mit "Stille Nacht" verzichtet. Nur zwei Stationen gibt es, bei der man das Lied ganz dezent im Hintergrund beziehungsweise über Kopfhörer wahrnimmt.

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Grubers Klavier Bild: Salzburg Museum

Kooperation mit dem AEC Linz

Sechs Stationen hat die Ausstellung, eben so viele, wie das Lied Strophen hat. Und die widmen sich nicht nur den Schöpfern, der Verbreitung und der Bedeutung des Liedes, sondern auch der politischen sowie kommerziellen Instrumentalisierung. Letztere gab es vor allem während der Weltkriege.

Wenn heute die ersten Besucher durch die Ausstellung gehen, sehen sie gleich zu Beginn einen digitalen Countdown, der eben die Zahl 86 zeigt. "Eine Art Adventkalender", sagt Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer vom Linzer Ars Electronica Center. An ihn und sein Team hat sich Museumsdirektor Hochleitner, der selbst Jahre lang in den größten Museen des Landes Oberösterreich tätig war, erinnert, als es darum ging, die Ausstellung zu planen.

Ein Adventkalender alleine hätte aber weder dem Anspruch des Museums noch dem des AEC genügt. Darum wurde in Kooperation mit dem Salzburger Mozarteum eine Installation konzipiert, die veranschaulichen soll, wie polyglott das Lied in den 200 Jahren geworden ist – immerhin: "Stille Nacht" erklingt weltweit in mehr als 300 Sprachen.

Zwölf Gesangsstudenten aus unterschiedlichen Ländern haben das Lied in insgesamt 15 Sprachen gesungen. Mittels Morphing wurden die Sänger so zusammengeschnitten, dass das Lied nahtlos durchgesungen wird, jedoch Sänger und Sprache alle paar Sekunden wechseln. "Das zeigt die interkulturelle Verbreitung des Lieds", sagt Mittlböck-Jungwirth-Fohringer. "Das hat eine unheimliche Kraft."

Stille Nacht! Heilige Nacht!
12 Sänger singen das Lied in 15 Sprachen. Bild: Salzburg Museum

Das AEC hat sich auch des Autographen von Joseph Mohr angenommen, der zur interaktiven Installation wurde. "So können wir in die Tiefe des Notenblattes sehen und machen ihn erfahrbar." Auch bei dieser Station ist das Lied – dezent – zu hören.

Ein Lied auch für Gehörlose

Gänsehaut bekommt Direktor Hochleitner bei der Visualisierung des Liedes, mittels Gebärdensprache. Hier musste für das Lied erst einmal ein gemeinsamer Nenner gefunden werden, um es sowohl für deutsch- als auch für englischsprachige Gehörlose verständlich zu machen. Das Lied wurde in mehreren Wochen einstudiert und mit einer Regisseurin aufgenommen.

Und dann spannt die Ausstellung, die als Überbau für die acht weiteren Orte der Landesausstellung (siehe Landkarte) dient, den Bogen dahingehend, wie das Lied zu seiner weltweiten Bedeutung gekommen ist.

Denn das Lied ist immer auch im Rückblick auf die damaligen Umstände zu sehen: die bittere Armut der Menschen nach den napoleonischen Kriegen, der Ausbruch des Vulkans Tambora 1815, dessen Asche im Jahr darauf den Kontinent verdunkelte und zu massiven Ernteausfällen und Naturkatastrophen führte sowie der Umstand, dass deutsche Kirchenlieder erst seit wenigen Jahren erlaubt waren. Und das bewegte Leben von Mohr, der als Priester in Mariapfarr den Text schrieb und wegen seiner Lungenkrankheit überhaupt erst nach Oberndorf versetzt wurde. In einen Ort, wo nur deshalb ein neuer Priester gesucht wurde, weil Salzburg zu Österreich kam und die Salzach plötzlich zum Grenzfluss wurde und den Ort Laufen auf zwei Länder aufteilte: Laufen blieb bayerisch, Österreichisch-Laufen wurde zu Oberndorf.

Und Gruber? Der Oberösterreicher aus Hochburg/Ach kam als 20-jähriger Lehrer nach Arnsdorf, weil der hiesige Lehrer gestorben war. Allerdings musste er dessen zwölf Jahre ältere Witwe heiraten. Als Organist half er auch im nahen Oberndorf aus, wo er auf Mohr traf. Sie wurden Freunde und am 24. Dezember 1818 bat ihn Mohr, sein bereits vor zwei Jahren verfasstes Gedicht zu vertonen. Noch am selben Tag wurde es bei der – ebenfalls erst seit Kurzem erlaubten – Krippe zum ersten Mal gesungen.

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Grubers Klavier Bild: wolf

Und hätte nicht ein Tiroler Orgelbaumeister 1819 das Lied dort gehört und es mit nach Fügen genommen, es wäre nie von den Sängerfamilien Rainer und Strasser in die Welt getragen worden.

All das schwingt im Subtext des Liedes mit. All das macht es so besonders. "Es schärft den Blick nach innen", sagt Martin Hochleitner. "Jeder hat seine ganz intime persönliche Erfahrung mit dem Lied. Es geht um Familie und Weihnachten, einem der berührendsten Feste überhaupt. Jeder ist mit seinen Emotionen konfrontiert."

Aber vor allem sind es die eingängige Melodie und der berührende Text, die das Lied ausmachen. Ein Lied, von dem man, frei nach Tante Jolesch, nie genug hat.

 

Grenzübergreifene Landesausstellung in Salzburg

Heute wird die Landesausstellung „200 Jahre Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Salzburg eröffnet – allerdings nicht nur im Salzburg Museum (Mozartplatz 1). Denn neben Salzburg sind noch acht weitere Orte Teil der Landesausstellung – unter anderem Hochburg/Ach in Oberösterreich. In allen Museen ist am ersten Wochenende freier Eintritt.

Nähere Informationen:
www.stillenacht2018.org
www.landesausstellung2018.at
www.salzburgmuseum.at
www.fxgruber.at

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