Großer Name in einem jungen Schloss
HOCHBURG-ACH. Carl Graf zu Castell-Castell liebt seinen Weilhartsforst und ist jeden Tag dort anzutreffen – im geräumigen Schloss sind Handys nützlich und Erinnerungsstücke zahlreich
Großer Name in einem jungen Schloss
Von der Straße her ist das Schloss Hochburg kaum zu sehen. Hinter hohen Bäumen lugt nur der Dachfirst hervor. Das Gebäude ist stattlich – und für ein Schloss blutjung, noch nicht einmal 100 Jahre alt.
Es sei weder historisch interessant, noch gebe es hier wertvolle Antiquitäten, sagt Carl Graf zu Castell-Castell über das Schloss. Dafür hat es eine Zentralheizung, von Beginn an. Die Energie dafür kommt natürlich aus dem Forstgut: Hackschnitzel. Und es gibt viele Erinnerungsstücke, Ahnenbilder, Kunstwerke, Andenken...
Mit dem Ererbten vorsichtig umzugehen, habe er schon in der Erziehung mitgekriegt. Der 78-Jährige meint damit das Schloss, aber vor allem das Forstgut. Der größte Anteil – 3780 Hektar – gehört ihm, kleinere Teile vier Verwandten, insgesamt ergibt das 5000 Hektar Weilhartsforst. "Man muss die Kosten im Griff haben, die Preise können wir ja nicht bestimmen", sagt der Forstwirt, der sein Fach in München studiert hat.
Täglich sei er im Wald, betont Heike Gräfin zu Castell-Castell die Verbundenheit ihres Mannes mit der Natur und der Arbeit. Sie stammt aus Hessen, ist in Hamburg aufgewachsen und empfindet auch als Nicht-Adelige die große Verantwortung, mit dem Familienbesitz pfleglich umzugehen. Dem Garten mit Brunnen, Blumen, Hecken und Gemüsebeeten widmet sie sich intensiv.
Nachfolge ist gesichert
Das Handy sei nützlich, wenn sie ihren Mann im großen Haus finden wolle, sagt die Gräfin und lächelt. Ja, so werde sie hier von vielen genannt, die Adelsbezeichnung wurde als Teil ihres Namens eingetragen. 2004 hat das Paar in kleinem Kreis in Hochburg-Ach standesamtlich geheiratet.
Kennengelernt haben sich die beiden in Lourdes. Zwar evangelisch, haben sie im Wallfahrtsort den Maltesern geholfen, Schwerkranke zu pflegen. "Wir sind seelenverwandt", sagt die Norddeutsche, die auf der Veranda einen Strandkorb stehen hat, sich über Kurzurlaube auf Sylt freut und gern hier am Land lebt.
Mit seiner ersten Frau hat Carl Graf zu Castell-Castell vier Kinder. Sie leben in Chile, bei Landshut, nördlich von Wien und – der jüngste Sohn – in Hochburg. Ihm gehört bereits alles, das Schloss und das Forstgut. Noch ist er aber hauptsächlich als Fotograf tätig. "Er liebt den Wald und den Besitz, ist sehr beliebt bei den Mitarbeitern", betont der Vater.
16 Beschäftigte hat das Forstgut, dazu in der Saison Arbeiter aus Kroatien und Bosnien. Im Wald sei der Käferbefall eine große Herausforderung. "Wir tun viel dagegen", die Reduzierung des Fichtenbestands im Weilhartsforst von 75 auf 60 Prozent sei dabei das Ziel. Dass die Vorfahren etwa 4000 Hektar Wald an Bauern übergeben haben, um die Holznutzungsrechte abzulösen und so den Bestand zu schützen, lobt Castell-Castell als vorausblickend.
Mittlerweile fühlt sich der Schloss- und Gutsherr als Hochburger. Als er 1960 herzog, konnte er kaum Deutsch. Geboren wurde er in Kolberg in Polen, aufgewachsen ist er in Dänemark. Nachdem sein Vater von einem Luftwaffeneinsatz über England im Jahr 1941 nicht zurückgekehrt war, zog seine Mutter zu ihren Eltern nach Dänemark. "Ich war jung, und ich war offen für alles", erklärt er, warum er nicht nur in den Ferien, sondern für immer hier bleiben wollte. Er wurde österreichischer Staatsbürger, lernte beim Militär Deutsch und viel von seiner Großmutter, der er 1978 nachfolgte. "Dass mein Sohn hier so glücklich wird wie ich", wünscht sich Carl Graf zu Castell-Castell von der Zukunft. "Er wird es sicher gut machen."
Aus der Familiengeschichte
„Meine Großmutter war eine große Persönlichkeit, sie hat mein Leben hier geprägt“, sagt Carl Graf zu Castell-Castell. Von ihr hat er das Forstgut und das Schloss übernommen. Von ihr habe er auch gelernt, dass man nicht ausufern dürfe, sondern entsprechend den Möglichkeiten leben solle, und dass man einen Forstbetrieb nachhaltig führen müsse. Obwohl der Begriff Nachhaltigkeit zu ihrer Zeit noch gar nicht gebräuchlich war.
Gräfin Amalie, gebürtige Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, führte das Gut ab 1912 zunächst gemeinsam mit ihrem Mann Otto Graf zu Castell-Castell, dann allein bis zu ihrem Tod 1978. Sie hatte das Forstgut von ihrer Großmutter Amalie Gräfin Reichenbach-Lessonitz geerbt und Anfang der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts das Schloss Hochburg errichten lassen.
Fränkische Fürsten
In Castell in Unterfranken ist der Stammsitz der Familie Castell-Castell. Ein Rubbrath (Ruprecht) de Castele wurde 1057 urkundlich erwähnt. Seit 1202 sind die Castells Grafen. Nachdem die Linie Castell-Rüdenhausen ausgestorben war, gründete Albrecht Friedrich Carl 1803 die Linie Castell-Castell, sein Bruder ist Stammvater der Linie Castell-Remlingen. 1806 wurde die Grafschaft Castell ins Königreich Bayern eingegliedert, 1901 wurden beide Linien in den bayerischen Fürstenstand erhoben. Ferdinand Fürst zu Castell-Castell ist aktuell Chef der Familie. „Er ist mein Patenkind“, sagt Carl Graf zu Castell-Castell über den 53-Jährigen.
Der Weilhartsforst war zunächst im Besitz fränkischer Könige, gehörte um 800 Kaiser Karl dem Großen, dann bayerischen Herzögen. Nach dem Frieden zu Teschen wurde der Innviertler Wald österreichischer Staatsbesitz, Rudolf Graf Hoyos kaufte das Gut 1855 und verkaufte es 1887 an die Castell-Castell-Ahnin Amalie Gräfin Reichenbach.
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> die Reduzierung des Fichtenbestands im Weilhartsforst von 75 auf 60 Prozent sei dabei das Ziel ... <
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In dieser Tieflage würden 25% auch genügen. Wenn er das öffentlich wirklich so meint wie er sagt, dann sollten aber bei Kalamitäten keine Hilfsgelder bereitstehen.
Was aber bei Fichtenplantagen mit bewusst geringem Mischwaldanteil generell zutreffen solte.
Und die Jagdpachten dem Verjüngungs-Mischwaldanteil anpassen.
"... die Adelsbezeichnung wurde als Teil ihres Namens eingetragen."
Das ist seit einigen Jahren nicht mehr zulässig, ich müsste die genaue Judikatur jetzt nachlesen. 2004 ging es noch, seit ca. 5 Jahren aber nicht mehr.
Eigentlich müsste die örtlich zuständige Standesbehörde tätig werden, spätestens wenn ein Familienmitglied einen Pass braucht, in eine Schule geht oder zum Grundwehrdienst/Zivildienst muss. Also immer bei irgendeinem Verwaltungsverfahren.
Einem Österreicher ist aber das Führen von Adelsnamen und -Titeln verboten, oder wie ist das?
Es geht halt ums Einschleimen des Blattes an diese Leute. Man will ja schließlich überleben.