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Der Adel ist wie eine große Familie

Von René Laglstorfer, 21. Juli 2018, 00:05 Uhr
Der Adel ist wie eine große
Gudula Walterskirchen, Historikerin Bild: Weihbold

Adelsexpertin Gudula Walterskirchen sprach mit René Laglstorfer über die Besonderheiten des oberösterreichischen Adels.

 

Sie verfasste ihre Doktorarbeit über den "Adel in Österreich im 20. Jahrhundert". Daraus entstand ihr Buch "Der verborgene Stand". Die OÖNachrichten haben mit der Historikerin und Journalistin Gudula Walterskirchen über die Bedeutung und Ausprägungen des so genannten oberösterreichischen Adel gesprochen.

Wie viele Adelige gibt es in Oberösterreich?

Grob geschätzt dürften etwa 3000 Menschen in Oberösterreich zum höheren Adel gehören, das ist im Österreich-Vergleich in etwa ein Fünftel. Die meisten Adeligen leben in Wien und Salzburg. In Vorarlberg fast keine, in Tirol auch nur einige wenige.

Funktionieren die adeligen Netzwerke noch?

Der Adel ist wie eine Großfamilie, untereinander verwandt, versippt und verschwägert. Teile des Adels haben sich stark nach außen hin geöffnet und auch bürgerlich geheiratet. Aber trotzdem gibt es noch diese Verbindungen, dass viele Adelige über fünf Ecken miteinander verwandt sind. Das Verbot der Adelstitel im Jahr 1919 hat den Adel kriminalisiert und man hat sich dann nach außen hin noch weiter abgeschottet.

Gibt es in Oberösterreich so etwas wie eine adelige Leitfamilie?

Eine der wichtigsten und am längsten im Bundesland beheimateten Adelsfamilien sind mit Sicherheit die Starhembergs. Sie sind über Jahrhunderte in Oberösterreich angestammt, gehören noch zum Uradel aus Babenberger-Zeiten. Außerdem sind sie politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich gut im Land vernetzt. Aber auch die Familien Clam und Revertera sind in Oberösterreich sehr präsent.

Der Adel ist wie eine große Familie
Nur ein kleiner Teil der Ahnen: Zu Gast bei Georg Starhemberg im Schloss Eferding Bild: Weihbold

Was unterscheidet den Adel in Oberösterreich von anderen Bundesländern?

Der so genannte oberösterreichische Adel ist im Vergleich zu Niederösterreich sehr volkstümlich geprägt. Dort ist die Obrigkeitshaltung viel stärker, in Oberösterreich überwiegt der kameradschaftliche Umgang des Adels mit der Bauernschaft.

Der adelige Grundbesitz in Oberösterreich umfasste anders als in Böhmen, Mähren oder Ungarn auch vor der Adelsaufhebung nur etwa acht Prozent der land- und forstwirtschaftlichen Nutzfläche. Warum ist das so?

Das hat damit zu tun, dass der Bauernstand in Oberösterreich so stark ist. Zu erklären ist das durch die oberösterreichische Landesgeschichte mit zahlreichen Bauernaufständen und -kriegen gegen die Obrigkeit. Im Burgenland ist etwa ein Drittel der Nutzfläche immer noch in adeligem Besitz – der Familie Esterházy gehört ein großer Teil. Die meisten adeligen Großgrundbesitzer sind im Osten von Österreich zu finden. Je weiter man nach Westen kommt, desto kleinteiliger wird der Besitz. Hintergrund ist auch hier die Stärke des Bauernstands in den westlichen Bundesländern, das gilt auch für Oberösterreich.

Wie groß ist heute noch die Wirtschaftsmacht von Adeligen in Oberösterreich?

Die würde ich nicht überschätzen. Wenn man sich einen oberösterreichischen Vierkanter ansieht, dann ist er oft größer als ein Schloss oder eine Burg. Und wenn man dazu die burgenländischen Kleinhäusler vergleicht mit den riesigen Schlössern und Burgen im Burgenland, dann kann man den unterschiedlichen Status erahnen. Allein viel Land- und Forstbesitz zu haben heißt nicht mehr, wirtschaftlich einflussreich zu sein. Heute zeigt sich Wirtschaftmacht über den Besitz von Unternehmungen, IT- und Finanzfirmen. Der Adel ist in der Wirtschaft immer noch ein Faktor, aber kein bestimmender mehr. Wenn Adelige, wie die Familie Revertera in Helfenberg, ein Kraftwerk zur Produktion von Strom besitzen, dann ist das für die Region ein Wirtschaftsfaktor, aber nicht für ganz Oberösterreich. Stärker als ein wirtschaftlicher ist der Adel heute ein kultureller Faktor, weil durch den Erhalt der Schlösser und Burgen auch ein kultureller Auftrag verbunden ist und das gesellschaftliche Interesse groß ist.

Der Adel ist wie eine große
Schloss Lamberg in Steyr: Einst Herrschaftssitz, jetzt Bundesforst-Besitz Bild: ÖBf

Welche Berufe wählten Adelige früher und welche heute?

Noch in der Monarchie war ein bürgerlicher Beruf bei Adeligen verpönt, sie konnten nur Geistlicher oder Soldat werden. Selbst ein Studium war absolut nicht standesgemäß. Das hat sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg radikal verändert, als es durch die neuen Grenzen und Vertreibungen in Osteuropa viele adelige Flüchtlingsfamilien gegeben hat, die plötzlich ein Auskommen finden mussten. Heute sind Teile des Adels nicht mehr in der Landwirtschaft tätig. Sie führen ein relativ unspektakuläres Leben als Unternehmer, Anwälte und in neuen Berufen. Interessant ist, wie modern sich der alte Adel ausrichtet: Viele investieren in erneuerbare Energien, den IT-Bereich oder in die ökologische Landwirtschaft.

Warum bleiben viele Adelige nach wie vor unter sich?

Menschen suchen die Gesellschaft von Menschen, die ihnen ähnlich sind. Diese gesellschaftlichen Codes gibt es auch bei der Arbeiter- und Bauernschaft. Die alten Dünkeln, dass man als Adeliger mit Bürgerlichen nichts zu tun haben darf, gibt es aber nicht mehr. Umgekehrt stößt der Adel auch auf Ressentiments, weniger am Land als in urbanen Zentren.

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31  Kommentare
31  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
markusobermueller (466 Kommentare)
am 23.07.2018 09:04

Komischer Beitrag
Adel und "Herrschoftn" sand jo zu recht abgeschafft wurdn.

De waren a früher net besser, sondern hobn se halt über andere Leut gestellt.
Und sowos braucht kana.

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neptun (4.138 Kommentare)
am 21.07.2018 14:20

Gudula.

Das sagt schon was aus, die vermehren sich nur untereinander.

Und wohin führt das?

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Einheizer (5.398 Kommentare)
am 21.07.2018 14:09

Eine parasitäre Kaste. Frau Walterskirchen hat in eine adelige Sippe eingeheiratet, deshalb ihr Engagement für diese "feine"Gesellschaft.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 22.07.2018 00:17

Walterskirchen kannte mein Bruder persönlich. Er konnte nur Bestes berichten.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 21.07.2018 13:37

Es ist ein demokratisches Armutszeugnis der OÖN einen derartigen Artikel zu bringen. Der Adel wurde vor 100 (!) Jahren nicht verboten sondern ABGESCHAFFT. Das haben nur Klatschblattleserinnen und die ex-Adeligen selber nicht behirnt. Und offensichtlich auch die OÖN nicht. Ein Fall für den Verfassungsschutz?

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( Kommentare)
am 21.07.2018 20:02

Leute gibts.
Lass doch anderen ihre Freude. Oder willst mit Anzeigen weil ich unseren örtlichen "Graf" auch noch immer mit Graf tituliere? So wie übrigens jeder andere im Ort auch.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 21.07.2018 21:03

Lauter gesetzestreue Bürger, was. Blöd halt, dass sie diese Gesetze weder gelesen noch kapiert haben.

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( Kommentare)
am 21.07.2018 22:17

Er darf nicht verlangen "Graf" genannt zu werden oder sich selber zu nennen, ich kann ihn nennen wie ich will. Wenn ich dich "Baron" nenne, kannst dich auch nicht wehren.

Und ich mache ja kein Geheimnis daraus dass ich viel lieber eine Monarchie zB nach holländischen Vorbild hätte. Ein König der sein Leben auf sein Amt vorbereitet wird, hat sicher mehr würde als ein Ex-Grüner in der Hofburg.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 22.07.2018 00:20

Der wunde Punkt dabei: Dein Graf ist nicht durch eine Wahl legitimiert,
er kann auch nicht abgewählt werden.
Warum soll ein Graf besser, gescheitert, gebildeter, umsichtiger sein als ein Universitätsprofessor?

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( Kommentare)
am 22.07.2018 00:45

Den letzten Teil Deines Postings wirst Dir aber schon selbst beantworten können, Karl...

Oder brauchst meine Unterstützung...?

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 22.07.2018 02:04

Und der erste Teil?

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observer (22.203 Kommentare)
am 22.07.2018 14:56

Das sieht man gerade in Spanien, wo starker Korruptionsverdacht gegen den Exkönig aufgetaucht ist. Den Vater des jetzigen und König von Francos Gnaden. Aber manche brauchen anscheinend immer wen, der sie so richtig führt und den sie verehren können. Besonders im Mühlviertel, wo manche Uhren weit nachgehen, sogar mehr als 100 Jahre.

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Gugelbua (31.914 Kommentare)
am 21.07.2018 12:20

je mehr man bei den Adelsfamilien nachforscht um so mehr sollte man froh sein, daß dies bei uns abgeschafft wurde, der Hochadel hat auch ohne von und zu genug Einfluss in Politik und Wirtschaft, Monarchisten sind bei uns eine eigene stille Partei.

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TheShedEnd (890 Kommentare)
am 21.07.2018 09:56

Verstehe die Aufregung um diese Personen nicht!
Für mich Menschen wie alle Anderen auch.
Denke nicht dass sich von denen irgendjemand etwas darauf einbilden sollte einen bestimmten Namen zu tragen.

Respekt verschafft man sich durch seine Taten und Charakterzüge und nicht mit einer Aussage wie „Ich stamme von...“

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 21.07.2018 12:02

Ich verstehe dich überhaupt nicht: wer, bitte, regt sich auf? Niemand.

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 23.07.2018 06:27

Ich verstehe dich überhaupt nicht: wer, bitte, regt sich auf? Niemand.

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observer (22.203 Kommentare)
am 21.07.2018 09:43

Mich kotzen diese Adelberichte echt an. Es cheint, als ob manche direkt eine Restauration anstreben. Nehmt zur Kenntnis, dass der Adel zu Recht vor rd. 100 Jahren abgeschafft wurde - Gott sei es gedankt. Und auch, dass diese "Adeligen" allesamt mal nichtadelige Vorfahren hatten - den Adel gab es ja nicht immer.

Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann ?

Deshalb gefällt es mir auch überhaupt nicht, wenn ehemalige und jetzige PoltikerInnen
diverser Parteien, darunter ehemaloge Landeshauptleute und zumindest ein derzeitiger Minister - womöglich vor ihm kniened, von einem derzeitigem Habsburgetsprössling einen "Ritterschlag" empfangen. Ich enmpfinde das als zutiefst unangebracht, ja direkt widerlich. Nioch dazu von (ehemaligen) PolitikerInnen. Welche das sind, das lässt sich über Suchmaschinen feststellen. Man braucht nur Hofer und Ritterschlag oder Ähnliches eingeben, die anderen sind auch aufgeführt. Wie etwa Pühringer und Pröll.

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danielsteiner (484 Kommentare)
am 21.07.2018 09:33

"Wie viele Adelige gibt es in Oberösterreich?" Null.
Es wäre schön wenn die Oberösterreichischen Nachrichten zur Kenntniss nehmen würden, dass in Österreich der Adel vor mittlerweile 100 Jahren gesetzlich abgescgafft wurde!

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( Kommentare)
am 21.07.2018 13:35

Und trotzdem ist in jedem Ort wo es eine Herrschaft gibt der "Graf" noch immer "der Graf", zumindest im Volksmund bei der einheimischen Bevölkerung. Sehe da nix schlimmes drinnen.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 21.07.2018 13:41

Was für eine "Herrschaft"? Und die Missachtung der Bundesverfassung ist keineswegs "nicht schlimm".

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( Kommentare)
am 21.07.2018 20:03

Dann zeig doch jeden einzelnen Bewohner an, du mieselsüchtiger Mensch.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 21.07.2018 21:05

Wenn Sie dieses Monarchistenkaff benennen - gerne.

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( Kommentare)
am 21.07.2018 22:19

Überall wo ich hinkomme nenne die Leute den "Graf" eben Graf. Ob Helfenberg, Sandl oder Reichenthal.
Und jeder kann zum Schlossbesitzer sagen wie er will, er selbst darf sich nicht selber so titulieren. Aber Leute wie du können ja wohl nur Sozialisten sein *würg*

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( Kommentare)
am 21.07.2018 22:55

+++ für alle Ihre Postings in dem thread.

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kpader (11.506 Kommentare)
am 21.07.2018 08:58

Der Adel (Adelaufhebungsgesetz) wurde abgeschafft! Gott sei Dank!

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mitdabei (1.699 Kommentare)
am 21.07.2018 01:12

Seien wir froh, wenn es noch Netzwerke im Bereich des Adels gibt. Sie wollen der Demokratie unterstützend unter die Arme greifen. Die heutigen Adeligen sind Demokraten.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 21.07.2018 07:47

Soweit eine Verallgemeinerung zulässig ist: ja.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 21.07.2018 07:52

Tautologie? Ich glaube, nein. Sollte es Ausnahmen geben, sind sie sicher gering.

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rand (968 Kommentare)
am 21.07.2018 10:03

Österreich ist das einzige Land wo der Adel abgeschafft wurde. In Europa lacht man über so eine engstirnigkeit. Aber die Linken haben ihre Freude.

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 21.07.2018 12:01

Ich glaub, du verstehst etwas nicht, deine Worte sind so ungenau. Abgeschafft sind jedenfalls einschlägige Titel. Auf Leben und Verhalten hat das wenig Einfluss.

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 21.07.2018 13:04

ist vielleicht etwas zu schroff gesagt. wenn Adel auf Titel reduziert wird, dann wurde er vor 99 Jahren in der gesetzgebenden Körperschaft einstimmig abgeschafft.

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