Powerfrauen, Frauenpower
Sie sind jung, sie sind erfolgreich und gehen ihren Weg. Was treibt sie an, was gibt ihnen Kraft? Zwei Oberösterreicherinnen im Porträt.
Von Afiesl in die Welt und wieder retour
Individualität und Freiheit im Tun, das brauch ich“, sagt Eva-Maria Pürmayer. Wer ihr zuhört, ist gebannt ob der Begeisterung und Geschwindigkeit, mit der die Worte aus ihr heraussprudeln, wenn sie über ihre Rolle und ihren Werdegang als Gastgeberin spricht. Mit 31 Jahren managt die Mutter eines vierjährigen Sohnes das Romantikhotel Bergergut im 400-Seelen-Dorf Afiesl. Nur Paare dürfen die 36 Zimmer und Suiten beziehen, alles ist auf Romantik angelegt – und Genuss. Dafür zeichnen die Kochkünste ihrer besseren Hälfte, Thomas Hofer, verantwortlich, ein Zwei-Hauben-Vergnügen übrigens.
Das Leben der Mühlviertlerin kennt keinen Stillstand, vor allem seit vor zwei Jahren von einem Tag auf den nächsten alles anders wurde. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters ist wenig Zeit für Trauer über den Verlust, die älteste von drei Schwestern hat zehn Tage, um sich zu entscheiden: Will ich das „Bergergut“ weiterführen? Bin ich bereit – mit 29 Jahren?
Die Vorbilder
Eva-Maria Pürmayer ist bereit und trotz der tragischen Umstände perfekt vorbereitet. „Schon als Kind war die Gästestube unser Wohnzimmer. Man merkt schnell, ob es einem taugt, Gastgeber zu sein“, sagt sie. Es ist ihre Welt. Hinzu kommt ein visionärer Vater, der zeitlebens Innovationsbereitschaft und den Mut, Dinge auch anders zu machen, vorlebt. Er ist ihr „großes unternehmerisches Vorbild“, während die Mutter ihr „Vorbild als Herzensmensch“ sei, wie sie sagt.
So idyllisch das kleine Afiesl auch sein mag, zunächst zieht es die Hotelierstochter in die Welt. Der berufliche Weg führt sie ins nahe Bad Leonfelden in die dortige Tourismusschule, dann nach Wien in ein 5-Sterne-Haus, in dem sie eine Managementausbildung absolviert. Das Jobangebot, in die Konzernhotellerie einzusteigen, findet sie spannend, befindet jedoch schlussendlich: „Da werde ich nicht glücklich.“ Also schaut sie kurz daheim vorbei, hilft dem Vater bei der Hotelführung. „Aber wir waren uns zu ähnlich. Das hat nicht funktioniert“, erzählt sie. Das Fernweh lässt sie an das andere Ende der Welt aufbrechen. In Neuseeland bleibt sie ein Jahr, arbeitet auf einem Weingut. „Das erste Mal war ich nicht die Pürmayer-Tochter, es war egal, woher ich komme, es ging nur um mich.“ Für ihre Persönlichkeit sei es die wichtigste Zeit in ihrem Leben gewesen, sagt sie. Es folgen private Abstecher nach Indonesien und Afrika, zwei Jahre am Neusiedlersee, wo sie zwei Sommer lang das „Haus am See“ führt. Wieder zurück in Oberösterreich, ist sie nicht mehr alleine. Gemeinsam mit Lebenspartner Thomas Hofer übernimmt sie das Gasthof Post in Hellmonsödt und führt es als Culinary Art in kulinarische Höhen. „Drei lehrreiche Jahre“, sagt sie über diese Zeit: „Ich hatte erstmals die Endverantwortung, und das bereitet einem schon schlaflose Nächte. Man versteht plötzlich die Eltern und merkt, von nichts kommt nichts.“
Letztendlich war auch das eine gute Vorbereitung auf ihr jetziges Leben – mit viel Verantwortung, aber wenig Familienzeit und noch weniger Freundeszeit. „Aber das nimmt man bewusst in Kauf“, sagt die Unternehmerin. Wie sie das schafft? Sie sei mit viel „Lebensenergie“ ausgestattet, so die 31-Jährige, versuche aber auch, sich bewusst Zeit für sich zu nehmen und den Lärm des Unternehmens und der Welt auszusperren, um in sich hineinzuhören. Kraft tankt sie in der Natur, beim Sporteln, und auch die Musik ist ein wichtiges Ventil. Nicht Pop oder Klassik hört die Mühlviertlerin am liebsten, sondern Orchestermusik. Die 31-Jährige spielt Klarinette, und wenn es die Zeit erlaubt, tut sie das bei der örtlichen Blasmusik. Und schließlich ist da noch die Familie als wichtiger Kraftspender und Rückhalt, allen voran ein kleiner Mann namens Leopold: „Mit ihm wurde mir eine ganz besondere Energiequelle geschenkt.“
Eine Iron-Lady mit sonnigem Gemüt und Kampfgeist
Ich hab’s mir ziemlich besorgt im Triathlon", sagt Katrin Lang, wenn sie die vergangenen Jahre Revue passieren lässt.
Sie sagt es mit einem Lachen, das typisch ist für die Mühlviertlerin aus Hellmonsödt, und das ihr selbst dann nicht vergeht, wenn sie 3,8 Kilometer am Stück schwimmt, anschließend 180 Kilometer in die Pedale tritt und dann noch eine Marathon-Distanz laufend zurücklegt. Triathlon nennt sich die Disziplin, für die die 35-Jährige brennt und für die sie sich quält und dabei noch immer lächelt. Lachen ist ihr Trick, eine Art Geheimwaffe, die nicht nur mentale Kräfte freisetzt, sondern vor allem deshalb funktioniert, weil sie ihrem positiven Wesen entspricht.
Katrin Lang ist eine Spätberufene des Triathlons. Sie ist bereits Ende 20, als sie in Klagenfurt bei einem Ironman zuschaut und ein Jahr später an den Start geht, ohne einem Menschen davon zu erzählen. "Der Reiz war zu erleben, was während eines solchen Rennens mit einem passiert, was im Kopf abgeht, was man wahrnimmt." Alles, wie sie seither weiß. Unvergessen ist die Stille am Start, der See, der von den Tausenden eintauchenden Sportlern zu beben beginnt, der "Flow" während des Rennens und schließlich die Emotionen, die einen im Ziel erfassen. Es ist ein Erlebnis, das ihr Leben verändert. Aus der Sportwissenschafterin wird eine Spitzensportlerin, die vor der Arbeit zum Schwimmtraining geht, nach der Arbeit auf das Rad steigt und jedes Wochenende zu Wettkämpfen fährt. Aber weil Job und Spitzensport sich schlecht vereinbaren lassen, stellt sie ihre sportliche Karriere auf professionelle Füße, in Eigenregie. Trainer und Sponsoren, wie ihre aktuellen Hauptunterstützer Kornspitz und TechnoGym, sucht sich das Energiebündel selbst. Als sie beim Ironman Klagenfurt die Ziellinie nach 9 Stunden 51 Minuten überquert, ist das nicht nur persönliche Bestzeit, sondern ein Traum, der wahr wird. Die Hellmonsödterin gewinnt in ihrer Altersklasse und qualifiziert sich damit für den legendären Ironman auf Hawaii. Der Erfolg sei ihr passiert, sagt sie im Rückblick.
Sonnen- und Schattenseiten
Die Gefühle beim Zieleinlauf in Hawaii vor vier Jahren sind ebenso unvergessen: "Ich hab mich noch nie so vollkommen gefühlt, eine tiefe Demut sowie eine innere Ruhe und Frieden gespürt." Die Zeit ist Nebensache, die Platzierung ebenso. "Die Stimmung und die Emotionen sind es, weshalb ich Triathlon mache. Ich bekomme während des Rennens auch alles mit. Ich will das aufsaugen und spüren – durch und durch." Und immer wieder. Ein Leben voller Adrenalin, aber auch Schattenseiten. Seit Klagenfurt hat sie jedes Jahr einen Ironman gemacht, sich regelmäßig trotz schwerster Magenkrämpfe ab Radkilometer 100 ins Ziel gequält. "Mein Körper hat mir eindeutige Signale gegeben. Die will ich nicht länger ignorieren", sagt sie und verzichtet vorerst auf Langdistanzen. Nicht immer noch mehr Wettkämpfe will sie absolvieren, sondern sich bestimmte Triathlons herauspicken, sie künftig mit Reisen kombinieren, um Land und Leute kennenzulernen. Auch deshalb heißt das nächste sportliche Ziel der Hellmonsödterin Südafrika, wo am 1. September der Startschuss für die Ironman-Weltmeisterschaft, einen Triathlon über die Halbdistanz, fällt.
Dafür hat sich die zierliche Iron-Lady auch ein besonderes Fundraising-Projekt einfallen lassen. Wer sie monetär unterstützt, kann als Gegenwert mit Sportlern wie Andreas Goldberger trainieren, den mehrfachen Paralympics-Sieger Thomas Geierspichler treffen, mit den Schall-Schwestern Wasserski fahren oder mit den ehemaligen Skistars Reinfried Herbst und Manfred Pranger Spaß und Action erleben (www.ibelieveinyou.at). "Ich bin bei jeder der 13 Aktionen dabei. Das ist mir wichtig." Für Südafrika hat sie sich vorgenommen, an jenem Tag das Maximum aus ihrem Körper herauszuholen. "Aber ich will mich nicht nur quälen, sondern alles bewusst erleben." Und dann ist da Hawaii. Einmal möchte sie sich noch für den Ironman qualifizieren – um dann die unvergleichliche Stimmung wieder aufzusaugen.