Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wolfgang Költringer, der Inviadla Winzer

Von Roman Kloibhofer, 02. Juni 2018, 00:04 Uhr
Bild 1 von 13
Bildergalerie Rundgang auf dem Weingut des "Inviadla Winzers"
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Den Innviertler Boden zu bearbeiten, das macht ihm eine Riesenfreud’. Der "Inviadla Weinbauer" Wolfgang Költringer aus der kleinen Gemeinde Weilbach liebt das Fleckchen Erde, auf dem er dahoam ist.

Die Weinreben in der sanfthügeligen Innviertler Landschaft um Weilbach nehmen sich ungewohnt aus. Es dauert ein wenig, bis sich beim Gang durch den Weingarten Wein und Innviertel gedanklich miteinander verbinden. Für den ersten "Inviadla" Weinbauern Wolfgang Költringer ist diese Erfahrung nichts Ungewöhnliches: "Na ja, Oberösterreich ist halt noch nicht auf der Weinkarte festgelegt."

Er ist auf dem besten Weg, das zu ändern: Mit seinem kleinen Weingut in Weilbach, einem Flecken Innviertler Bodens, von dem Költringer sagt: "Do bin i dahoam!"

Zu seinen Rebstöcken hat Wolfgang Költringer ein ganz besonderes Naheverhältnis.   Bild: (Volker Weihbold)

Vor 15 Jahren hat der heute 49-Jährige erstmals Reben gepflanzt und den elterlichen Hof – "Ein klassischer Hof mit Kühen, Stieren, Schweinen, Hühnern, in jedem Loch ein Viech" – auf Weinbau umgestellt. Der erste Wein wurde drei Jahre später produziert: "Es war eine Cuvée aus Chardonnay, Weißburgunder und Muskateller", sagt Költringer und er sei schon beim ersten Mal "sehr zufrieden" gewesen. Seitdem tüftelt er, probiert aus, sammelt Erfahrung, hinterfragt Vieles, hat damit Erfolg – und ist schon vor einiger Zeit zur Erkenntnis gekommen: "Wir wollen klein und fein bleiben." Überschaubar soll das sein, was er macht. Überschaubar und gut und zufriedenstellend. "Es geht darum, auch für sich selbst etwas zu finden und durchzuziehen", sagt er. Von den Barolo-Winzern im Piemont – ebenfalls meist Kleinwinzer – habe er für seine Arbeit viel gelernt.

Seinen Job als Geschäftsführer beim Maschinenring hat er vor rund 20 Jahren quittiert, schon damals hat Költringer überlegt, etwas völlig Neues zu machen. "Setz halt an Wein an, der wird immer braucht", hat ihm jemand geraten. Gesagt, getan. "Ich habe meine Entscheidung noch nie bereut."

Jetzt ist die Zeitfürs "Stockputzen".   Bild: (Volker Weihbold)

Den Boden um sein Elternhaus herum zu bearbeiten, mache ihm "eine Riesenfreud’", sagt der Weinbauer. "Meine Arbeit ist nicht reine Pflichterfüllung, das mach ich gern!" Wenn etwa im Februar im Weingarten die Arbeit beginnt, dann genießt er jeden Handgriff. "Das ist fast eine meditative Arbeit, vieles geht ja nur mit der Hand."

Zu jedem seiner Rebstöcke hat er ein besonderes Verhältnis entwickelt: "Vom ersten Schnitt bis zur Lese leg’ ich pro Jahr bis zu 15 Mal Hand an jeden Weinstock. Ich kenn’ nicht jeden Rebstock, aber von vielen meiner Rebstöcke weiß ich ganz genau, was das Besondere an ihm ist", erzählt Költringer.

Was die Natur hergibt

Jeder Rebstock, der neu gesetzt wird, lässt ihn an die Zukunft denken: "Der Stock bleibt 40 bis 60 Jahre lang, das ist dann schon eine Generationsfrage." Sohn Andre ist zehn Jahre alt. Ob er später einmal den Betrieb übernehmen soll? "Er sieht, wie’s geht", sagt sein Vater. Aber man werde es so machen, wie es die Familie irgendwann einmal für richtig halte. Auf 3,5 Hektar Fläche baut Wolfgang Költringer Wein an, dazu betreibt er noch ein wenig Ackerbau und stellt Säfte und Edelbrände her. In Kürze will er sogar den ersten Innviertler Grappa brennen. "Bei uns gibt’s alles, was die Natur hergibt."

Wolfgang Költringer und Sohn Andre beim täglichen Gang durch den Weingarten.   Bild: (Volker Weihbold)

Mit Weilbach ist der Innviertler Winzer sehr verbunden: "Da bin ich aufgewachsen, und ich mach’ was Bodenständiges." Heimat bedeute für ihn, dort zu sein, wohin man gerne heimkomme, wo man geborgen sei und sich sicher fühle. Das werde in einer hochkomplizierten, digitalen und hektisch, geladenen Zeit für ihn immer wichtiger. 

Im G’wölb seines kleinen Weingutes empfängt Wolfgang Költringer gern auch Gäste. Dass er bei der kulinarischen Betreuung seiner Besucher mit der regionalen Gastronomie zusammenarbeitet, ist für den Innviertler Weinbauer ebenfalls Ausdruck von Heimat, wie er sagt. Von abgehobenem Getue hält Költringer dabei nichts: "Wir bieten einen biederen Einblick, was bei uns gemacht wird, in einfachem, verständlichem Jargon – also nichts Überkandideltes!" Stressfrei wolle er den Besuch für seine Gäste gestalten. "Da hilft es sehr, dass ich im G’wölb nur einen sehr schlechten Handy-Empfang habe", sagt Költringer schmunzelnd.

Die Bedingungen für den Weinbau im Innviertel seien durch höhere Temperaturen besser geworden. "Vom Klima her ist’s bei uns nicht zu extrem, das ist ein Vorteil und hilft uns", erklärt der Winzer. So sei er vom Hagel, der 2016 und 2017 etwa in der Südsteiermark beinahe die ganze Weinernte vernichtet hat, oder vom Spätfrost verschont geblieben.

Die Liebe zum 2017er Veltliner

Zwölf Jahrgänge des Költringer-Weines gibt es bereits, bei den Sorten hat sich der Winzer seit Jahren festgelegt: Grüner Veltliner, Rivaner, Chardonnay, Weißburgunder, Muskateller und Zweigelt. Er baut sie reinsortig oder als Cuvée aus. Vom 2017er Veltliner ist Költringer selbst begeistert: "Der beste Wein, den wir bisher gemacht haben", sagt er. Auch wenn der 2014er Rosé zum Sieger bei der Weinshow gekürt worden war, den er selbst "gar nicht so überzeugend gefunden" hatte. "Nach der Weinshow haben wir uns daheim auch noch ein Flascherl davon aufgemacht, und plötzlich hat er gleich viel besser geschmeckt", so Költringer, der dazu noch eine Episode zum Schmunzeln parat hat: "Vorher ham’s alle g’sagt: ‚Für an Innviertler Wein is’ er eigentlich eh ganz guat!‘. Als unser Rosé aber so für Furore gesorgt hat, war das ‚eigentlich‘ gleich weg!" Genau dort will der bodenständige aber ehrgeizige Innviertler Winzer hin: "Wir wollen weiterhin nicht nur gute, sondern Spitzenqualität produzieren."

Der Grüne Veltliner 2017 hat es dem Innviertler Weinbauern angetan. Bild: (Volker Weihbold)

Die Weine tragen besondere Namen, innviertlerisch gefärbte Namen, die Mundartautor Hans Kumpfmüller kreiert hat und zu deren Verständnis ein wenig Kreativität des Weingenießers vorhanden sein sollte. Da wird dann der Rivaner zum "neidoafoans" (Neudorf 1 lautet die Adresse seines Hofes; Anm.), oder der GV wird zum "weddlina", die Cuvée zur "dreia", der Rosé zum "leicht roda" und der Zweigelt zum "foasd gliaroda".

Wie der Wein, so der Winzer

Wenn Wolfgang Költringer vom Weinbau und seiner Arbeit erzählt, klingt die Leidenschaft, mit der er am Werk ist, deutlich mit. "Ich bin ein emotionaler, direkter und g’rader Typ mit Ecken und Kanten", sagt er. "So, wie halt der Innviertler einer ist."

Und so, wie auch das Innviertel als Landschaft ist: bunt, vielfältig, hügelig und nicht fad. Dem Spruch, der in der Winzer-Szene kursiert, dass man aus dem Wein den Typ des Winzers herauskenne, hat er früher nicht viel abgewinnen können. "Jetzt, mit den Jahren, glaub’ ich das aber immer mehr", sagt Wolfgang Költringer. «

 

mehr aus Spezial

Schwammerl: Zwischen Genuss und Gefahr

Die Rückkehr der Wildtiere

Online-Abschlussveranstaltung des OÖN-Börsespiels 2021

Ausgebucht! „Der Krieg in der Ukraine: Eine Spätfolge des Zerfalls der UdSSR und ein geopolitischer Konflikt.“

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
ooeusa (732 Kommentare)
am 02.06.2018 17:41

Es ist schon eine Kunst auf Innviertler Bod‘n so guten Wein zu keltern. Alle Achtung Herr Költringer.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen