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Warum junge Menschen ihre Freizeit in den Bergen verbringen

Von Gabriel Egger, 26. Mai 2018, 07:27 Uhr
Warum junge Menschen ihre Freizeit in den Bergen verbringen
Ein Freudensprung auf dem Gipfel des Kleinen Priels: Wandern fördert nicht nur die Gesundheit, sondern hat auch einen positiven Effekt auf die Psyche: ein markanter Anstieg von Stimmung und Gelassenheit. Bild: Lamperstorfer

Das Wandern hat seinen langen Bart verloren. Das neue Gesicht ist jugendlich, frech und voller Tatendrang.

Die jungen Wilden

Drei Stunden noch, dann beginnt der Arbeitstag. Dort unten, wo sich die Lichter der Autos wie verspielte Glühwürmer jagen. Über dem Höllengebirge dämmert es, die Sterne über dem Hochleckenhaus verblassen langsam. Zehn Minuten bis zum Sonnenaufgang. Für den ist Michaela Six um vier Uhr früh aufgestanden. Freiwillig.

"Dieser Moment ist unbezahlbar. Der Alltag ist noch im Tal, kein Gedanke an Regeln oder Hektik", sagt sie. Doch der Moment dauert nicht lange. Die Sonne kommt, Michaela geht. Eigentlich läuft sie. Schließlich muss sie um neun Uhr frisch geduscht in der Arbeit stehen, um vielleicht danach noch einmal auszurücken. Die 24-jährige Neukirchnerin ist einer von vielen jungen Menschen, deren Träume vor allem aus einem Stoff bestehen: Natur.

Das war nicht immer so. "Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als das Wandern für die Jungen noch altvaterisch war. Das ist noch gar nicht so lange her ", sagt Thomas Poltura, Vorstand des Alpenvereins Oberösterreich. Beim Wort Wandern tauchten vor den geistigen Augen der Kinder die langen Spaziergänge der Eltern auf, die sie gefühlt bis ans Ende der Welt brachten. Jugendliche sahen rüstige Senioren mit Hüten aus Filz und Stöcken aus Wurzelholz.

Mittlerweile sind ein Drittel der 521.575 Mitglieder des Alpenvereins unter 30 Jahre alt. Auch bei den Naturfreunden sieht es ähnlich aus. 26,3 Prozent der 150.000 Mitglieder sind jünger als 25 Jahre. Alleine die "Naturfreundejugend" zählt 50.000 Mitglieder.

"Hoch im Kurs steht bei den Jungen nach wie vor das Sportklettern. Auch das Eisklettern erlebt eine Renaissance", sagt Poltura. Trailrunning und Mountainbiken befinden sich im ständigen Höhenflug. Der Trend zum klassischen Wandern, der Jugendliche vermehrt in die Berge zieht, führt Christoph Preimesberger auch auf den Leistungsdruck in der Gesellschaft zurück: "Die klassischen Leistungsmotive ziehen nicht mehr. Die jungen Menschen wollen vor allem Freude im Leben haben, Geld und Karriere spielen dabei kaum eine Rolle", sagt Preimesberger, der nicht nur Chef der Bergrettung Oberösterreich, sondern auch Lehrer in der HTL Hallstatt ist.

Jung, wild, aber vorsichtig

Für ihn sei das Miteinander von alt und jung "wunderschön zum Anschauen". "Die Jungen lernen von den Erfahrenen, zeigen ihnen aber gleichzeitig neue Routen und Wege. Der gegenseitige Respekt ist groß", sagt der Bergrettungschef. Ein großes Motiv sei auch das Ausloten der eigenen Grenzen – mental und körperlich – bei Wettkämpfen im Berglauf, schwierigen Kletterrouten oder langen Wandertouren.

Leichtsinn sei bei den jungen Bergsportlern trotz großer Pläne kein großes Thema: "Der Alpinunfall ist männlich und zwischen 50 und 60 Jahre alt", sagt Preimesberger. Nur ganz selten würden die "jungen Wilden" ihre Fähigkeiten derart überschätzen, dass es zu Einsätzen kommt. Gerald Auinger ist seit 15 Jahren Hüttenwirt auf der Gmundnerhütte auf dem Traunstein. In dieser Zeit habe sich das Publikum "gewaltig geändert". "Zwischen 1993 und 2018 liegen Welten." Er freue sich über den positiven Trend zur Natur und die Freude in den jungen Gesichtern. Bergsport macht aber nicht nur Freude, sondern hält auch gesund, verringert den Stress und steigert das Selbstbewusstsein.

Der Linzer Höhenmediziner Bernhard Haberfellner hält das Bergwandern für "eine der schönsten Lebenserfahrungen überhaupt". Die jungen Wilden auch.
 

Warum junge Menschen ihre Freizeit in den Bergen verbringen

Warum junge Menschen ihre Freizeit in den Bergen verbringen
Bild: privat

Daniel Holzer, 28 Jahre, aus Bad Zell

Für die Welt der Berge zahlte Daniel Holzer anfangs noch Eintrittsgeld. „Ich bin durch das Skifahren zum Bergsteigen gekommen“, sagt der 28-Jährige. Die Liftkarte wich schnell der Landkarte. „Ich wollte weg von dem Trubel und habe mit dem Skitourengehen begonnen“. Der Schnee schmolz, die Leidenschaft wuchs. „Im Sommer waren Wandern und Klettern das logische Pendant“, sagt der Mühlviertler. Am meisten Spaß bereite ihm das gemeinsame Umsetzen von Plänen mit seinen Freunden. „Es hat für mich einen besonderen Reiz, sich auf einen neuen Gipfel vorzubereiten und dann zu sehen, ob sich die Vorstellungen auch in die Tat umsetzen lassen.“

Seine Lieblingstour führt ihn immer wieder auf die Große Bischofsmütze. Sie habe alles, was einen richtigen Berg ausmacht: „Wilde unberührte Landschaften, steile Felswände und einen Gipfel, der sich nur kletternd erreichen lässt.“

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Bild: privat

Nadine Seifriedsberger, 23 Jahre, Neukirchen/Vöckla

Den Gipfel erreicht man oft nur über Umwege. Auch für Nadine Seifriedsberger führte der Weg im Frühjahr 2017 zuerst ins Fitnessstudio, bevor sie Oberösterreich zum ersten Mal von oben sah. „Ich wollte etwas für meinen Körper tun und habe dort meine mittlerweile beste Freundin kennengelernt“, erinnert sich die 23-Jährige. Die hatte ihre Muskeln schon bei einigen Bergtouren trainiert. Die gemeinsame Sache war beschlossene Sache.

„Wir waren wirklich jedes Wochenende unterwegs. Das war ein richtiges Raufsteigen, um runterzukommen“, sagt Nadine. In ihrem Bürojob fühle sie sich häufig gestresst und unausgeglichen, die Berge geben ihr die verlorene Energie zurück. „Das ist für mich dann pure Erholung“. Ihr absoluter Lieblingsberg ist der Traunstein, wegen seiner „Wegevielfalt und der atemberaubenden Rundumsicht vom Gipfel.“

Warum junge Menschen ihre Freizeit in den Bergen verbringen
Bild: privat

Dominik Frewein, 21 Jahre, aus Windischgarsten

Dominik Frewein ist sich selbst nicht mehr ganz sicher, ob er in Windischgarsten oder auf der Wurzeralm geboren wurde. „Seit ich denken kann, bin ich dort unterwegs. Ich bin immer wieder dankbar, dass ich so ein Glück hatte, in der Pyhrn-Priel-Region aufzuwachsen“, sagt der Sportler, der Ende Juni seinen 22. Geburtstag feiert.

Sein Alltag ist hektisch, umso wichtiger sei es in der Natur, neue Sichtweisen auf die Dinge zu gewinnen. „Die Berge sind eine Art Balsam für meine Seele“. Und zwar das ganze Jahr über. Wenn die ersten Schneeflocken das Karstplateau des Warschenecks bedecken, steht Dominik bereits in seinen Tourenski. Für eine bestimme Tour möchte sich der 21-Jährige nicht entscheiden: „Jeder Steig und jeder Weg ist auf seine Art etwas ganz Besonderes“. Ob Seespitz, Stubwieswipfel oder der Kleine und der Große Pyhrgas.

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Bild: privat

Michaela Six, 24 Jahre, aus Neukirchen bei Altmünster

Laufrunden im Turnunterricht? Wo andere plötzlich Bauchweh hatten, war Michaela Six mit vollem Einsatz dabei. „Mir hat der Ausdauersport schon in der Schule immer extrem getaugt“, sagt die 24-Jährige. Aufgewachsen im Salzkammergut, im „schönsten Dorf zwischen Traunsee und Attersee“, waren Ausflüge in der Natur für Michaela etwas Selbstverständliches. Dass sich das Hobby zur Leidenschaft entwickelte, ist auch Bruder Christian geschuldet, der ihr immer wieder Neues zeigte. Mittlerweile verbindet Michaela das Laufen und das Bergsteigen. „Das bewusste Abschalten, während du die gestresste Gesellschaft im Tal zurücklässt, das macht es für mich aus“, sagt sie. Ob beim Berglaufen, bei langen Touren mit schwerem Rucksack oder beim gemütlichen Hüttenabend und dem Sonnenaufgang am Morgen. Ihre Lieblingstour: „Mein Klassiker ist die Überschreitung des Höllengebirges.“

Warum junge Menschen ihre Freizeit in den Bergen verbringen
Bild: privat

Thomas Hitzenberger, 28 Jahre, aus Traunkirchen

Was würden wir nur ohne Mama machen? Thomas Hitzenberger hätte vielleicht nie den Weg nach oben gefunden. Seine Mutter brachte ihn vor sieben Jahren auf den süßen Geschmack der Berge. Jetzt ist der 28-Jährige vor allem dafür bekannt, die Berge des Salzkammergutes im Eiltempo zu erkunden.

Da kann es auch schon passieren, dass er drei Mal täglich vom Feuerkogel auf seine Wohnung in Traunkirchen blickt. „Es ist einerseits dieses wunderbare Gefühl von Freiheit in der Natur und andererseits das Ausloten der eigenen körperlichen und mentalen Grenzen, das mich anspornt“, sagt er. Thomas ist viel, aber vorsichtig unterwegs: „Man darf den Respekt vor den Bergen nie verlieren. Egal wie hoch sie sind und wie leicht einem der Weg vorkommt“. Seine Lieblingstour startet vor der Haustür: Von Traunkirchen auf den Feuerkogel und retour.

Warum junge Menschen ihre Freizeit in den Bergen verbringen
Bild: privat

Dominik Niederhauser, 30 Jahre, aus Wels

Dominik Niederhauser konnte nicht einmal gehen, da stand er schon auf seinem ersten Dreitausender. Was in der Rücken–trage seines Vaters begann, führte er selbst in der Vertikalen fort. Der Welser ist leidenschaftlicher Kletterer, hängt im Urlaub am liebsten in der Felswand ab.

„Dazwischen gab es Zeiten, da hab’ ich die Berge ein bisschen aus den Augen verloren“, gesteht der 30-Jährige. Mittlerweile sind sie sogar zu seinem Beruf geworden. Im Linzer „Bergwerk“ berät er Experten und hilft Neulingen, den Weg nach oben zu finden. „Für mich steht beim Klettern nie der Schwierigkeitsgrad an oberster Stelle, sondern die Natur und das Abenteuer mit meinen Freunden und der Familie “, sagt Dominik. Seine Lieblingstour ist die „Kreuzkante“ auf das 2.174 Meter hohe „Kreuz“ im Toten Gebirge. „Unser Almtal kann mit dem Yosemite National Park locker mithalten.“
 

Tipps zum Start in eine unfallfreie Sommersaison

„Dieser Winter dauert ewig“, dachten die Skitourengeher bis Ende April. „Dieser Winter ging viel zu schnell zu Ende“, dachten sie Anfang Mai. Sommerliche Tage im Alpenraum haben den Schnee in Windeseile schmelzen lassen und die Saison für Wanderer, Felskletterer und Klettersteigfans eingeläutet. Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) rät trotz Enthusiasmus, vor der neuen Saison einige wichtige Punkte zu beachten.

  • Wetter: Besonders im Frühsommer muss auf rasche Wetterumbrüche geachtet werden. Innerhalb weniger Minuten kann sich der blaue Himmel verfärben, und lauter Donner durchbricht die einsame Stille. Der Alpenverein rät, bei jeder Bergaktivität das aktuelle Wetter im Auge zu behalten. Wird man trotz gewissenhafter Planung von Unwettern überrascht, sollte sofort ein geschützter Platz aufgesucht werden. Weg von Stahlseilen! Das gilt auch im Klettersteig. Bricht dort ein Gewitter los, sollte man sich an stabilen Einzelpunkten und wenn möglich nicht an Drahtseilen sichern. Der Alpenverein rät generell, sich bei Unwettern auf isolierenden Unterlagen möglichst klein „zusammenzukauern“ und Gipfelregionen sowie ausgesetzte Grate zu meiden.
  • Altschneefelder: Leichte Wanderungen im Frühsommer können schnell zu ernsthaften Unternehmungen werden, wenn steile Schneefelder zu queren sind. In schattigen Flanken, steilen Karen und Rinnen hält sich der Schnee bis lange in den Sommer. Bergschuhe mit festen Sohlen erleichtern ein aktives Einsetzen des Sohlenrandes und der Fußspitze. Schafft man mit einem einzigen Tritt keine Fläche, auf der man sich weiterzusteigen traut, muss man den Vorgang wiederholen. Optimal ist es, wenn man Steigeisen oder Grödeln dabei hat. Auch bei 30 Grad Außentemperatur.
  • Von der Halle an den Felsen: Kletterer können sich auch im Winter auf die neue Saison vorbereiten. Der Alpenverein macht dabei jedoch auf die unterschiedlichen Bedingungen beim Felsklettern und beim Klettern in der Halle aufmerksam: Künstliche Wände in der Halle sind genormt und werden laufend gewartet. „Gerade nach den Wintermonaten ist draußen aber Vorsicht geboten, da sich durch eine Frostsprengung Schuppen oder Felsbrocken gelöst haben könnten“, sagt Sportkletterexperte Markus Schwaiger. Die Routen in Klettergärten oder im alpinen Gelände sind deutlich länger als in der Halle. „Es muss auf die richtige Länge des Seiles geachtet werden, auch ein sichernder Knoten am Seilende ist unumgänglich“, sagt Schwaiger. Das Wichtigste: der Partnercheck vor jeder Kletteraktivität. Und: „Volle Aufmerksamkeit beim Sichern.“
  • Ausrüstung: Vor der neuen Saison sollten sowohl Wanderer als auch Kletterer und Klettersteigfans ihr gesamtes Equipment einem umfassenden „Leistungscheck“ unterziehen.
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4  Kommentare
4  Kommentare
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Qwertz1 (1.350 Kommentare)
am 26.05.2018 23:13

stimmt leider nicht!

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 26.05.2018 15:35

ich war auch Jung als ich in die Berge ging grinsen
ganz normal das eine Generation der anderen nachfolgt
swird immer so getan als ob jede Generation das Rad neu erfindet grinsen
Man kann nur hoffen sie führen die richtige Ausrüstung mit !

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hn1971 (1.989 Kommentare)
am 26.05.2018 12:06

Das beste gegen Konsumwahnsinn und Adipositas!

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il-capone (10.334 Kommentare)
am 26.05.2018 07:22

Auf ins Stadion, ...
Ob dies aber tatsächlich naturfreundlich ist, wissen sie wohl selbst nicht.

Immerhin verlottern diese Leut nicht in den Niederungen der unkreativen Faulheit.

Alsgedann, don roas ma heid aus ...

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