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„Da hat es mich erst so richtig berührt“

Von Elisabeth Kropf   19.Mai 2018

Oma, wie lebtest du im Jahr 1968? 

Ich hatte eine schöne neue Wohnung, ich hatte ein gesundes kleines Kind, ich brauchte nicht mehr zu arbeiten, es war gerade die Karenzzeit eingeführt und ich konnte mich ganz meiner Familie widmen. 

Wie war das Leben damals im Gegensatz zu heute? 

Es war sehr ruhig und schön und nicht so hektisch wie heute. Und die ganze Umgebung war nicht verbaut, da waren Wiesen und Äcker und Bauernhöfe. 

Konnte man seine Lebensträume verwirklichen? 

Natürlich hat man Träume gehabt. Man hat versucht, zu sparen und schöne Reisen zu machen. 

Also war man mit viel weniger zufrieden als heute? 

Klar, man war viel bescheidener. 

 

Wie hast du die 68er-Bewegung miterlebt? 

Die 68er-Bewegung haben wir kaum mitbekommen, weil wir noch gar kein Fernsehen hatten, das war für uns noch unerschwinglich. Wir hatten nur das Radio. 

Hat sich das Leben dann verändert in den 70er und 80er Jahren? 

Es hat sich wohl verändert, das haben wir aber weniger gespürt. Das haben jüngere Menschen mehr gespürt als wir. 

Gibt es etwas, woran du dich im Jahr 1968 besonders erinnerst? 

Wir hatten ein Ehepaar aus der Tschechoslowakei zu Gast, das wir im Vorjahr bei einem Besuch in Jitra kennengelernt hatten. Damals war gerade der Prager Frühling, der die Hoffnung nährte, dass jetzt die schlimmen Zeiten vorbei sind. Leider hat sich das nicht bewahrheitet. Während ihres Besuches bei euch sind daheim in der Tschechoslowakei die Russen einmarschiert. 

Wie hat das Paar reagiert? 

Die Bekannte, die Dame, hat ununterbrochen am Radio gehorcht, was sich abspielte in der Tschechoslowakei, in ihrer Heimat. Und da hat es mich erst richtig berührt. 

Wie sind sie zurückgekehrt? 

Sie sind zurückgefahren, sie hatten damals Erlaubnis. Es wurde danach alles sehr erschwert. Die Besuche waren nicht mehr möglich, und wir hatten kaum noch Kontakt mit ihnen.

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19. April 2024