An Woodstock vorbeigerauscht
Das muss einem mal passieren: Medienkünstlerin Waltraut Cooper war genau zu jener Zeit, als von 15. bis 17. August 1969 das legendäre Woodstock- Musikfestival in Bethel im US-Bundesstaat New York stattfand, in der Nähe – und fuhr daran vorbei. Ob sie sich heute noch deswegen in den Arsch beißt, berichtet sie Laura Gassner.
Sie waren in den 68ern in Kalifornien, quasi zur Hochblüte der Hippie-Bewegung. Spürten Sie die Hippie-Bewegung in sich?
Ich hab mich schon sehr angezogen gefühlt. In Kalifornien war die Bewegung ja auch sehr stark. Als wir einmal mit dem Bus nach Albany gefahren sind, ist uns aufgefallen, dass in der Gegenrichtung, also von New York kommend, Autos über Autos waren. Als wir gefragt haben, was denn da los sei, haben wir nur als Antwort bekommen, dass dort ein Popfestival stattfindet. Jahre später sind wir draufgekommen, dass das Woodstock war.
Ja natürlich, aus heutiger Sicht ist mir klar, was ich damals versäumt habe!
Das allgemeine Klima war ganz anders. Als ich wegging, hieß es: „Die Linzer gehen in den Keller lachen.“ Und so war es auch. Es war nichts los. Als wir zurückgekommen sind, war Linz total verwandelt. Es gab eine unglaubliche Aufbruchsstimmung. Linz war nicht wiederzuerkennen.
Ich denke schon. Die Leute waren nicht mehr so brav und ordentlich wie früher. Die Leute haben auch anders ausgeschaut. Sie haben anders gedacht und anders gehandelt. Man hat sich mehr geschätzt, mehr verstanden und hat mehr zusammengehalten. Es waren großartige Zeiten.
Es war eine starke Bewegung. Die Unis waren zum Teil gesperrt. Zum Beispiel auch die University of California in Santa Barbara, an der ich lehrte. Dort ist es ordentlich zugegangen. Für die Universität waren neue Ausbauten geplant. Doch das Land wurde von der Bank of America aufgekauft und deshalb fielen die Ausbaupläne ins Wasser. Die Studenten waren daraufhin so sauer, dass sie die Bank of America angezündet haben. Es war eine unglaublich aufregende Zeit damals.