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Die voestalpine ist seit 80 Jahren der Spiegel unserer Zeit

Von Dietmar Mascher, 12. Mai 2018, 00:04 Uhr
Die voestalpine ist seit 80 Jahren der Spiegel unserer Zeit
Kreisky in der VÖEST Bild: OON

Wirtschaftshistorie: Die Geschichte des Stahlkonzerns ist auch die Geschichte der Republik und der Stadt Linz – im Guten wie im Schlechten.

Die Gründung der Hermann-Göring-Werke vor 80 Jahren war ein Symbol. Die Nationalsozialisten wollten in der Heimatstadt des Führers dokumentieren, dass sie mit dem Bau eines großen Industriebetriebs für Industrialisierung, Wirtschaftswachstum und vor allem neue Arbeitsplätze stehen. Dass das Eisen- und Stahlwerk zuallererst Rüstungszwecken dienen sollte, wurde den Bürgern, die froh um jeden Job waren, nicht auf die Nase gebunden.

Aber nicht nur bei ihrer Gründung war die heutige voestalpine oder Vöest oder Vöest-Alpine ein Spiegel unserer Zeit und zeigte, wie sich Österreich allgemein und Linz speziell veränderte.

Das begann schon während der Bauzeit. Ohne ausländische Arbeitskräfte und Zwangsarbeiter hätte das Werk nicht gebaut werden können. Tausende Zwangsarbeiter und Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen wurden während des Kriegs eingesetzt.

Die Rüstungsindustrie zählte im Krieg zu den Hauptzielen der Luftangriffe. Entsprechend oft musste die Bevölkerung in die Luftschutzkeller flüchten. Die Hermann-Göring-Werke wurden im Zweiten Weltkrieg zum größten Teil zerstört und nach dem Krieg zunächst einmal von den Alliierten übernommen und in Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke (VÖEST) umbenannt.

1946 ging die VÖEST in das Eigentum der Republik über. Basis dafür war das Verstaatlichtengesetz. Es war die Absicht der führenden österreichischen Politiker, die Schlüsselbetriebe im Land zu halten und dem Zugriff der Besatzungsmächte zu entziehen. Besonders den Einfluss der Sowjets und des Kommunismus fürchtete man. Da es den einzelnen Bürgern an privatem Kapital mangelte, war die Verstaatlichung zu diesem Zeitpunkt der richtige Ansatz, um die Betriebe im Land zu halten. Das betraf nicht nur die Stahl- und Chemieindustrie, sondern auch die Banken wie die Länderbank oder die Creditanstalt.

Mit dem Linz-Donawitz-Verfahren wurde die Produktion revolutioniert. Die VÖEST begann zu florieren. Während des Wiederaufbaus fanden dort viele Menschen Arbeit. In Zeiten von Vollbeschäftigung und steten Wirtschaftswachstums wurden diese Strukturen auch kaum hinterfragt. Aus Linz wurde eine Stahl- und Industriestadt. Der steigende Wohlstand verdeckte noch die Probleme mit der Umwelt. Ein Posten in der VÖEST verhieß Teilnahme an diesem Wohlstand.

Das änderte sich, als die Wirtschaft zu stottern begann. Die verstaatlichte Industrie war zu einer Heimat der Sozialisten geworden. Ohne die mächtigen Betriebsräte konnte das Unternehmen nicht geführt werden. In der VOEST waren Arbeitnehmervertreter wie der legendäre Franz Ruhaltinger mindestens genauso mächtig wie die jeweiligen Generaldirektoren.

Kreiskys Instrument

Entsprechend weit reichte auch der Arm der Sozialisten in die Unternehmen hinein. Bundeskanzler Bruno Kreisky begann, die Verstaatlichte als Mittel zur Beschäftigungspolitik zu verwenden. Die Folgen waren schwerwiegend. Weil betriebswirtschaftliche hinter politische Zielsetzungen gestellt wurden, gingen die VOEST und andere staatliche Betriebe den Bach hinunter.

 Die voestalpine ist seit 80 Jahren  der Spiegel unserer Zeit
Noricum-Prozess Bild: APA

Die staatliche Industrie war de facto pleite. Dazu kamen Skandale wie Noricum oder Intertrading, die die unerfreulichen Verquickungen von Politik und Unternehmen an die Oberfläche schwemmten. Der Noricum-Prozess zu Beginn der 1990er-Jahre förderte zutage, wie verfilzt die Lage war. Politiker mussten zurücktreten, es kam zu Verurteilungen. Erst unter der pragmatischen Führung von Peter Strahammer, der die Interessen der Belegschaft mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten verknüpfte, erlebte die VOEST wieder einen Aufschwung. Strahammer führte das Unternehmen an die Börse. Die Phase der Privatisierung wurde behutsam begleitet.

Feindbild der Grün-Bewegung

Die VOEST war zu Beginn der 1980er Jahre auch ein erstes Feindbild für die startende Grün-Bewegung. Die Linzer demonstrierten gegen schlechte Luft, die Steyregger Bürger unter Josef Buchner blockierten deswegen die Brücke. Ein Linzer Bürgermeister sagte einfühlsam: "In der Sahara staubt’s auch." Doch die VOEST lernte und wurde zum saubersten Stahlhersteller Europas.

Trotz Börsegangs blieb sie noch weiter im Einflussbereich der Politik. Und als Karl-Heinz Grasser sie 2003 an die Magna verscherbeln wollte und eine Zerschlagung riskierte, wehrte sich das ganze Land dagegen. Das nutzte der SPÖ bei der Landtagswahl und schadete ausgerechnet Josef Pühringer, der sich um eine Lösung mit starken oberösterreichischen Eigentümern bemühte.

Heute ist die voestalpine zu 100 Prozent privatisiert, vom Stahlerzeuger zum Technologiekonzern gewandelt, die Mitarbeiter sind als Miteigentümer börsenaffin und Politiker bestenfalls als Ehrengäste bei Jubiläen geduldet.

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5  Kommentare
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alteraloisl (2.657 Kommentare)
am 09.08.2018 21:56

Bin neugierig wie lange dieses Hermann Göring Werk noch von den Linken Sozis und den GRÜNEN CHAOTEN geduldet wird. Ach ja: Auch 41 MIO.€ haben die Sozialisten in Linz von der Hiller Kaserne genommen. Dieses Geld muss doch anrüchig sein. Darf so eine Menge Geld aus dieser Zeit überhaupt angenommen werden? Das ist die heutige "saubere" Politik!

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Freischuetz (3.154 Kommentare)
am 14.05.2018 11:04

Also, Herr Mascher, das war ein kurzer geschichtlicher Abriss der voestalpine und gar nicht schlecht, wenngleich mit ein paar parteipolitisch eingefärbten Seitenhieben. Aber wo bleibt das "Spiegenblid der Zeit?" Was spiegelt sich HEUTE durch die voestalpine, dem Technologiekonzern? Na, werden viele sagen, das ist doch klar - der GD Dr. Wolfgang Eder! Den haben Sie im Artikel gar nicht erwähnt, aber das müssen Sie sich selbt mit dem Herrn Generaldirektor ausmachen.

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Analphabet (15.374 Kommentare)
am 14.05.2018 01:47

Mit der VÖST geht es erst seit der Zeit aufwärts, seit Sie aus den Klauen der SPÖ befreit wurde.

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osning (12 Kommentare)
am 13.05.2018 08:13

Auch das ist bereits Voest-Geschichte. Wie die Zeit vergeht.

http://www.industriegeschichte.at/Artikel/VoestStiftung/Stahlstiftung_5.html

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alteraloisl (2.657 Kommentare)
am 12.05.2018 07:16

Ein Wunder, dass die Linken das Hermann Göring Werk nach dem Krieg nicht sofort abgetragen haben. Vielleicht fordern sie es noch! Wie konnte man den so ein Werk mit einer so historischen Belastung, noch dazu lange Zeit betriebsrätlich, allerdings nicht erfolgreich führen?

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