Zum Rauchen ausstempeln: Eine überzogene Debatte?
INNVIERTEL. Salzburger Landeskliniken: Dort wurde die Debatte in Gang gebracht, Mitarbeiter sollen künftig ausstempeln Innviertler Firmenchefs setzen auf deutliche Vereinbarungen und Fairness gegenüber allen Mitarbeitern.
Sollen Raucher fürs Rauchen ausstempeln müssen? Geht es nach dem Chef der Salzburger Landeskliniken, lautet die Antwort: Ja! Das Thema hat in den vergangenen Tagen viele Betriebe beschäftigt. Die OÖN haben dazu in Innviertler Unternehmen nachgefragt, wie sie es damit halten.
Im Gurtener Unternehmen Fill GmbH. müssen seit einigen Jahren die Mitarbeiter ausstempeln, wenn sie rauchen gehen. "Rauchen ist schon seit Jahrzehnten bei uns im Unternehmen ein Thema", sagt Geschäftsführer Andreas Fill. Bis 1988 war Rauchen überall im Unternehmen erlaubt. "Als 1989 die ersten Nichtraucher-Büros eingerichtet wurden, haben manche geglaubt, die Welt geht unter", erzählt er. Im Maschinenbauunternehmen wurde das Rauchen in der Folge auf einige Raucherbereiche verlagert. Doch auch das führte zu Diskussionen.
"Irgendwann hat es gereicht!"
"Die Raucher wurden viel stärker wahrgenommen, weil sie in größeren Gruppen beisammengestanden sind", berichtet der Chef des Gurtener Großunternehmens. Besucher, die die Firma besichtigten, hätten immer wieder gefragt, ob denn – angesichts der Rauchergruppen – gerade Pause sei. "Dann hat es irgendwann gereicht, wir haben kein gutes Gewissen mehr gehabt", sagt Fill. Rauchen ist seit mehr als sechs Jahren bei der Firma Fill in Gurten zwar in vier Raucherbereichen erlaubt, allerdings muss zu diesem Zweck jeder Arbeitnehmer ausstempeln. "Auch damals hat jeder Raucher geglaubt, die Welt geht unter, aber eine Umfrage unter den Mitarbeitern hat überraschende Ergebnisse gebracht: 85 Prozent waren dafür oder es war ihnen egal, nur rund 15 Prozent waren dagegen", berichtet Andreas Fill. Auch viele Raucher hätten die neue Regelung begrüßt, da sie ab nun mit gutem Gewissen rauchen könnten. "Und kein Mitarbeiter hat deswegen das Unternehmen verlassen", sagt der Firmenchef. Die Erfahrungen seien gut, sagt Fill. "Es wird weniger geraucht, die Kommunikation ist deswegen aber nicht schlechter. Und die Raucher können guten Gewissens rauchen!"
Ziel: Rauchfreies Krankenhaus
"Im Krankenhaus Schärding verfolgen wir das Ziel des ‘Rauchfreien Krankenhauses’. Im Gebäude selbst darf nicht mehr geraucht werden. Wir sind gerade dabei die Raucherzonen außerhalb des Gebäudes neu zu beschildern bzw. zu markieren. Damit wollen wir Klarheit schaffen, wo der Glimmstängel, wenn es denn schon sein muss, angezündet werden darf", erklärt Thomas Diebetsberger, Kaufmännischer Direktor am Landeskrankenhaus (LKH) Schärding. Ein Ausstempeln sei im Krankenhaus Schärding für die rauchenden Mitarbeiter derzeit nicht vorgesehen. "Wobei wir bei dieser Frage auch auf den Kern der Raucherthematik als soziale beziehungsweise gesellschaftliche Problemstellung kommen. So wie das Passivrauchen Auswirkungen auf die Mitmenschen hat, so hat auch das Rauchen in einem Unternehmen den Effekt, dass Mitarbeiter für einen rauchenden Kollegen möglicherweise Arbeitsleistung übernehmen müssen. Das kann bei intensivem Tabakkonsum zum Problem werden", so Diebetsberger, der auch persönlich viel lieber in Nichtraucherlokale gehe, da ihm die sonstige Geruchsbelästigung sehr unangenehm sei.
Gleiche Bedingungen
"Die ganze Diskussion wird etwas zu heiß geführt", sagt Thomas Berner, Abteilungsleiter Kommunikation der Firma tilo GmbH. In dem Lohnsburger Unternehmen wird in erster Linie darauf geachtet, dass für alle Mitarbeiter die gleichen Bedingungen gelten. In der Produktion müsse man sich ohnehin an die gesetzlich vorgesehenen Pausen halten. "Die Mitarbeiter im Büro und höherrangige Angestellte müssen selbst wissen, wie und wann sie ihre Arbeit erledigen. Wichtig ist im Grunde die Leistung. Wenn die passt, dann können die Mitarbeiter auch Rauchpausen machen. Entscheidend ist nur, dass alle die gleichen Möglichkeiten haben. Wer also nicht raucht, kann entweder eine Kaffeepause machen oder einen kleinen Spaziergang. Da mischen wir uns nicht ein", sagt Thomas Berner.
Von dem Argument, dass auch bei Rauchpausen die Mitarbeiter meist über die Arbeit sprechen, hält der Abteilungsleiter nicht viel. Dennoch ist er überzeugt, dass – sofern das Arbeitsklima im Unternehmen passt – dem Thema Rauchen kein allzu großer Stellenwert eingeräumt werden sollte. Überlegungen wie jene der Salzburger Landeskliniken kann Berner trotzdem verstehen. "Die Mitarbeiter dort haben lange Wege zu den Rauchplätzen."
Klare Regeln bezüglich Rauchpausen gibt es für alle Bediensteten des Gemeindeamtes Andorf. Dort gilt, dass allen Verwaltungsbediensteten mit mehr als vier Stunden zusammenhängender Arbeitszeit eine 15-minütige Pause zugestanden wird. Diese kann für eine Jause, für eine Kaffeepause oder für drei Zigaretten genutzt werden. Ab der vierten Zigarette ist die Raucherzeit als Pause ohne Anrechnung auf die Arbeitszeit im Zeiterfassungssystem (Stechuhr) zu registrieren. Wird von Rauchern auch eine 15-Minuten-Kaffeepause außerhalb des Büros, zum Beispiel im Gemeinschaftsraum, gemacht, dann ist die Raucherzeit ab der ersten Zigarette als Freizeit zu erfassen. Teilzeitbeschäftigte mit drei oder vier Stunden Tagesarbeitszeit müssen jede Rauchpause einarbeiten.
"Gemeinsam erarbeitete Lösungen sind immer die besten!"
„Die Entscheidung, das Rauchverbot wieder aufzuweichen, war nicht gerade sinnvoll. Eigentlich haben sich schon alle auf das neue Gesetz eingestellt gehabt. Wir waren ohnehin die letzten in Europa“, sieht Johann Walchetshofer, der ÖGB-Regionalsekretär für Ried und Schärding, die politische Entscheidung kritisch.
Ob Rauchpausen Arbeitszeit oder Freizeit sind, wird in den Betrieben äußerst unterschiedlich gehandhabt. „Da gehen die Meinungen weit auseinander. Manche wollen Rauchverbote verordnen, andere überlassen das der Selbstverantwortung der Arbeitnehmer. Es gibt sogar Firmen, in denen Raucherinseln sogar als Stellen des sozialen Dialogs gesehen werden. Dort ist Kaffeetrinken, Rauchen und Kommunikation ausdrücklich erwünscht. Es gibt sogar Internet-Zugang. Untersuchungen in diesen Betrieben haben ergeben, dass meist keine privaten, sondern eher innerbetriebliche Probleme besprochen werden“, sagt Johann Walchetshofer.
Gar nichts hält er davon, etwas von oben herab zu verordnen. Das ist auch rechtlich gar nicht so einfach: „Vor längerer Zeit wollte ein Betrieb ein absolutes Rauchverbot verhängen. Es kam zu keiner Einigung, der Betriebsrat hat das Arbeits- und Sozialgericht angerufen, es gab ein Schlichtungsverfahren. Dort wurde klar festgestellt, dass der Betrieb gewisse Möglichkeiten für Raucher zur Verfügung stellen muss.“ „Die besten Lösungen für Firmen sind immer die, die gemeinsam erarbeitet werden. Eine breite Diskussion, bei der alle miteingebunden werden und jeder mitreden darf. Eine Betriebsvereinbarung, die alles regelt, hat sich in den meisten Fällen als sinnvoll herausgestellt. Und wird dann auch gelebt“, sagt Johann Walchetshofer. Es gibt aber Bereiche, in denen der Zigarettenqualm von Haus aus nichts verloren hat. Dazu gehören Spitäler und Kaufhäuser. „Da darf auch in den Aufenthaltsräumen nicht geraucht werden, die Raucher müssen an die frische Luft gehen“, so der ÖGB-Regionalsekretär.
„Natürlich gibt es Betriebe die penibel genau bei Rauchpausen ein- und ausstempeln lassen. Das ist auch legitim. Allerdings haben wir festgestellt, dass bürokratische Verordnungen zu Lasten des Betriebsklimas gehen. Einige wenige Betriebe unterstützen ihre Mitarbeiter sogar beim Aufhören und bieten Seminare an, an denen sie sich auch finanziell beteiligen. Solche Projekte bringen beiden Seiten etwas. Die Raucher werden weniger und der Gesundheitsfaktor steigt“, lobt Johann Walchetshofer solche Initiativen.
Klaus Berer: "Verständlich argumentieren, klare Regeln festlegen"
„Nicht alles über einen Kamm scheren“, mahnt Klaus Berer von der Wirtschaftskammer Braunau zum Thema „Rauchpausen sind Freizeit“. Das Thema sei ein sehr vielschichtiges, es wird in unterschiedlichen Branchen, unterschiedlichen Unternehmensgrößen und so weiter unterschiedlich behandelt. „In einer Werbe- agentur, in der vielleicht das Zusammentreffen beim Rauchen die Kreativität fördert, ist es zum Beispiel etwas Anderes als in Firmen, in denen der Mitarbeiter bei der Produktion fehlt“, sagt er.
Thema sei es in vielen Betrieben, bestätigt er. Angesprochen wird es aber selten, so Berer. „Es ist nicht sinnvoll, aus heiterem Himmel ein Verbot zu veranlassen, ohne vorher darüber gesprochen zu haben, dass mich als Chef die vielen Rauchpausen stören“, sagt er. Für ihn ist wichtig, dass beide Seiten Verständnis aufbringen. Wenn eine Firma so ein Rauchverbot andenkt, sei der richtige Weg, nachvollziehbare Argumente vorzubringen. „Aus Sicht des Unternehmens sind das ganz klar wirtschaftliche. Es gibt da ja auch diverse Musterrechnungen, über’s Jahr gesehen sind das bis zu einer Woche Arbeitszeit oder Urlaub“, sagt Berer. Viele Unternehmer sorgen sich ja auch um den Gesundheitszustand ihrer Mitarbeiter, das wäre ein weiteres Argument.
Falls es zu einer Vereinbarung kommt, in der die Rauchpausen als Freizeit angesehen werden, müssen klare Regeln festgelegt werden, die für beide Seiten in Ordnung sind. „Zwei Rauchpausen sind ok, alles was darüber ist, ist Freizeit“, nennt Berer ein mögliches Beispiel. Wichtig sei, konkrete Regeln zu vereinbaren und das Thema nicht einfach im Raum stehen zu lassen, so der Wirtschaftskammer-Leiter.
Dass solche Rauchverbote auch Neiddebatten auslösen könnten, glaubt Berer nicht. Selbst wenn ein Verbot ausgesprochen werden würde, würden Raucher trotzdem auch an anderen „Zeitvertreiben“ teilnehmen, wie zum Beispiel Gesprächen mit Kollegen, Kaffee trinken etc. Das entziehe einer möglichen Neiddebatte alle Argumente.
Mit seinen Mitarbeitern in der Wirtschaftskammer Braunau hat er dahingehend Gespräche geführt. „Wir haben keine Probleme, sie rauchen vielleicht zweimal am Tag, das fällt sicher nicht so ins Gewicht. Ausstempeln müssen sie nicht. Sie sind aber auch Mitarbeiter, die nicht auf jede Minute schauen, sondern auch mal länger bleiben, wenn es nötig ist“, erklärt er.
Werte Firmenchefs, denkt aber daran, wenn Kunden Mitarbeiter paffen sehen, dass ihnen wohl bewusst ist, das das sie, die Kunden bezahlen müssen, wie von Herrn Fill erwähnt . Raucher gehören keinesfalls vor die Geschäftstüre. Es ist schrecklich, wenn man in ein Geschäft, Gasthaus oder Firma möchte, zuerst bei den stinkenden vom Rauchern verwitterten Suchtkranken mit Sondermüll im Mund, vorbei muss.
Ihr Posting strotzt nur so vor Voreingenommenheit. Fast könnte man meinen, es gehörte zum Sondermüll.
Aber ich hoffe, dass dir bewusst ist, dass Rauchen zu Gehirnschäden und vielen mehr führt, wie sie zur Zeit überall lesen können, deshalb halte ich große Distanz.
Na? Selber wohl auch zu viel gepafft?
Ich hab nie geraucht, darum kann ich auch sehr deutlich werden!
Okay, es gibt auch andere Drogen