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"Viele glauben nicht an sich, man muss sich was trauen"

Von Marina Mayrböck, 08. März 2018, 17:04 Uhr
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Hannelore Stelzhammer in ihrem Wohnzimmer mit vielen Bildern.    Bild: mahu

Ein Leben voller Herausforderungen: Alleinerziehend mit drei Buben und Job in der Chefetage – Hannelore Stelzhammer (77) spricht am 15. März in Mattighofen

24 Stunden sind vergangen, seit ich Hannelore Stelzhammer getroffen habe und seit 24 Stunden frage ich mich: Wie hat sie das geschafft? Mit 29 war sie alleinerziehende Mutter von drei kleinen Buben. Sie musste sich von ihrem Ehemann scheiden lassen und zog von Linz nach Mattighofen. Ohne Job, ohne Wohnung. Hinfallen, aufstehen, weitergehen. Ein Ablauf, der sich in ihrem Leben wiederholte. Wichtig vorm Weitergehen: Krone richten, denn Aussehen war und ist der 77-Jährigen, der man ihr Alter nicht ansieht, wichtig. "Diese Eitelkeit, ja. Aber das ist etwas, was ich für mich mache", sagt sie und lacht.

"Ich musste es probieren"

Mit ihren Kindern kam sie vorübergehend bei ihren Eltern unter. "Keiner wollte mir eine Wohnung geben. Mit drei Kindern? Da schlagen sie dir alle die Tür zu", sagt Stelzhammer. Hannelore Stelzhammer wurde mir als Frau mit selten starker Natur beschrieben. Und als jemand, der die Möglichkeiten ergriffen hat, die sich unerwartet ergeben haben - wie in der schwierigen Anfangszeit in Mattighofen. An den einen Samstag, an dem sie voller Hoffnung einen Mietvertrag unterzeichnen wollte und vor der Wohnung dann einen fremden Umzugswagen sah, der entladen wurde, erinnert sie sich noch genau. "Da hatte ich einen Nervenzusammenbruch", sagt sie. Dann ein Anruf: KTM suchte eine Chefsekretärin und das Fremdsprachentalent Stelzhammer wurde dem Motorradbauer empfohlen. Sie wollte mit drei Kindern Teilzeit, KTM Vollzeit. "Ich hatte keine Wahl. Ich habe gedacht, du musst es probieren. Wenn es nicht geht, musst aufhören." Sie blieb bis zur Pensionierung.

"Sie schaffen das schon"

Stelzhammer wurde in Wien geboren, der Krieg trieb die Familie nach Schwanenstadt. Die 77-Jährige maturierte vor 60 Jahren an der HAK Wels, ihre Klasse war der erste Jahrgang, und arbeitete dann in Linz als Auslandskorrespondentin für Französisch. Ihr Italienisch perfektionierte sie bei KTM. Ihr Chef, Erich Trunkenpolz, schickte sie für drei Wochen nach Florenz. "Ich sagte, ‚wie soll ich in drei Wochen eine Sprache lernen?’ Er meinte nur, ‚Sie schaffen das schon’", erinnert sich Stelzhammer. Sie schaffte es. Seit ihrer Pensionierung vor 23 Jahren unterrichtet sie sogar dreimal pro Woche an der Volkshochschule Italienisch.

Stelzhammer liebt das Wort, sie liest und schreibt gerne, auch japanische Gedichte namens Haiku. Ein Haiku besteht aus drei Zeilen und 17 Silben. Es sind klare, prägnante Botschaften mit einem philosophischen Gedanken. "Der Vorteil des Single-Seins ist, dass man mehr Zeit zum Denken hat ... bei all den vielen Nachteilen", sagt sie mit heiterem Gesicht. Eines ihrer selbst geschriebenen Haikus bedeutet ihr besonders viel. Es ist ein Trauergedicht über ihren mittleren Sohn, den ihr die neurologische Erkrankung Multiple Sklerose genommen hat.

"Brauchst nicht katzbuckeln"

Stelzhammer ist bekannt für ihren Gerechtigkeitssinn. Das Sprichwort "Tue recht und scheue niemanden" – oder wie ihre Mutter zu sagen pflegte "Wenn du Recht hast, musst nicht katzbuckeln"– hat sie sich zu Herzen genommen. "Herr Trunkenpolz meinte immer: ‚wir brauchen keine Gewerkschaft, Sie sind die Gewerkschaft’", sagt die langjährige Chefsekretärin. Weniger Verständnis hat sie für Leute, die sich zu alt für Weiterbildung fühlen. "Das kann ich nicht verstehen. Unser Hirn ist wie ein Computer, der Speicher ist so groß, dass er nie ausgenutzt wird. Die Leute glauben nicht an sich selber, man muss sich etwas trauen!"

Eine Frage ist noch offen: alleinerziehende Mutter von drei Kindern und ein Vollzeitjob in der Chefetage – wie hat sie das gemacht? Das und mehr wird sie am Donnerstag, 15. März, 19.30 Uhr bei den "Stadtgesprächen" im Schloss Mattighofen erzählen. Veranstalter ist das Katholische Bildungswerk.

 

 

 

Frauen-Volksbegehren

Für die Gleichstellung von Frauen in Österreich sammelt der Verein zur Neuauflage eines Frauenvolksbegehrens in Österreich unterschriften. Gefordert wird:

  • Macht teilen: Eine verpflichtende Geschlechterquote von 50 Prozent auf allen Ebenen und wirksame Sanktionen, wenn die Quoten nicht erfüllt werden
  • Einkommensunterschiede beseitigen: Arbeit fair bewerten, Gehaltstransparenz ausbauen, Vergleichbarkeit von Gehältern ermöglichen
  • Arbeit verteilen: Eine allgemeine 30-Stunden-Woche für Frauen, die zwei Drittel aller unbezahlten Haus- und Sorgearbeiten erledigen
  • Armut bekämpfen: Ein existenzsichernder staatlicher Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende
  • Wahlfreiheit ermöglichen: Kinderbetreuung ausbauen: kostenlos, qualitativ hochwertig, damit Vollzeitjobs möglich werden, wenn Eltern das wollen
  • Vielfalt leben: Verbot sexistischer Werbung und Förderung von respektvollen, klischeefreien Medieninhalten, die zu mehr Respekt für alle Geschlechter führen sollen
  • Selbst bestimmen: Aufklärung, gratis Verhütungsmittel, volle Kostenübernahme für Schwangerschaftsabbrüche durch Krankenkassen, Angebot von Schwangerschafts-Abbrüchen in allen öffentlichen Krankenanstalten
  • Gewalt verhindern: Ausbau von staatlich finanzierten, leicht zügänglichen, kostenfreien Einrichtungen und Beratungsstellen für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder
  • Schutz gewähren: Besonderer Schutz für Frauen und Mädchen auf der Flucht

 

"Benachteiligt habe ich mich als Frau nie gefühlt"
Künstlerin Marion Kilianowitsch Bild: (rokl)

"Benachteiligt habe ich mich als Frau nie gefühlt"

Mit 20 Jahren hat Marion Kilianowitsch (55) beschlossen, als freischaffende Künstlerin zu arbeiten. Die Prameterin zählt mittlerweile zu den renommiertesten Künstlerinnen des Innviertels.

Als Frau habe sie sich niemals benachteiligt oder weniger akzeptiert gefühlt: „Das habe ich nie persönlich gespürt, weder in jungen Jahren noch jetzt“, sagt Marion Kilianowitsch. Es gebe viele Frauen in Kunstvereinen, und die Situation eines immer rauer und schwieriger werdenden Weges in der Kunstszene treffe nicht nur auf Frauen zu.

Das gilt auch für die männlichen Kollegen“, sagt sie. Das liege wohl daran, dass sich Werte verschoben hätten und die Sprache allgemein rauer geworden sei. „Der Wert künstlerischer Arbeit ist in der Öffentlichkeit nicht mehr so stark gegeben“, sagt sie.

Die aktuelle Debatte in der Kunstwelt, in der es um die Hinterfragung der Darstellung der (weiblichen) Nacktheit geht, findet Marion Kilianowitsch übertrieben (Anlassfall war das Bild „Hylas und die Nymphen“ aus 1896, das in deutschen Museen abgehängt wurde; Anm.). „Das geht mir dann schon zu weit, das finde ich eigentlich ziemlich arg. Da müsste man bei einem Gang durch ein Museum an jeder Ecke erröten“, sagt sie.

Die #Me Too-Debatte kommentiert die Innviertler Künstlerin so: „Es ist wichtig, dass die Vorfälle, die im Sport und in der Schauspielwelt aufgezeigt wurden, auch aufgeklärt werden.“ Dass diese Diskussion auch auf Kunst und Kunstwerke übertragen werde, könne sie persönlich nicht verstehen.

 

"20 Teilzeitjahre bedeuten bis zu 20 Prozent weniger Lebenseinkommen"
Frauenreferentin Alexandra Reitinger (re.) Bild: (AMS)

"20 Teilzeitjahre bedeuten bis zu 20 Prozent weniger Lebenseinkommen"

AMS-Frauenreferentin Alexandra Reitinger über veraltete Rollenbilder und Auswirkungen von Teilzeitarbeit auf die Pension.

Warum tappen immer noch so viele Frauen in die „Teilzeitfalle“?

Reitinger: Aufgrund fehlender Kinderbetreuungseinrichtungen ist es oft nicht möglich, eine Ganztagsstelle anzunehmen. Auch das gesellschaftlich immer noch vorherrschende veraltete Rollenbild der „perfekten Mutter“, die bei den Kindern zu Hause ist, ist immer noch präsent. Der Auftrag der alleinigen Zuständigkeit für Familie und Haushalt wird oft als Hindernis gesehen, einer Ganztagsbeschäftigung nachzugehen. Hingegen gilt bei den Männern ein Vollzeitjob als normal, da in vielen Breiten immer noch der Mann als „Ernährer“ der Familie gilt.

Was bedeutet Teilzeit-Arbeit im Hinblick auf den Pensionsanspruch?

Für einen kurzen Zeitraum Teilzeit zu arbeiten ist ok. Wichtig ist aber nicht zu wenige Stunden und nicht über einen längeren Zeitraum. Im Vergleich zu einer durchgängigen pensionsrelevanten Versicherung im Ausmaß von 45 Jahren sinkt das Lebenseinkommen bei vier Teilzeitjahren innerhalb der ersten vier Jahre nach der Geburt des Kindes um rund zwei Prozent. Bei insgesamt 15 Teilzeitjahren reduziert sich das Lebenseinkommen um rund 5,9 bis 6,5 % (30 Wochenstunden) bis knapp 14 bis 15 % (bei 20 Wochenstunden). 20 Teilzeitjahre bedeuten gegenüber einem durchgängigen Versicherungsverlauf weniger Lebenseinkommen von rund -9 bzw. -20 Prozent. Eine Erwerbslücke von 13 Jahren und eine Teilzeitbeschäftigung in der überwiegenden Zahl der Jahre führt zu einem 45 bis 58 Prozent geringerem Lebenseinkommen.

Hat sich im Hinblick auf den Wiedereinstieg nach der Karenz in den letzten 20 Jahren gravierend etwas verbessert?

Erfahrungsgemäß gehen Frauen heute kürzer in Karenz als noch vor 20 Jahren bzw. nehmen auch Männer Karenz in Anspruch. Der Wiedereinstieg wird durch gezielte Programme für Frauen gefördert und im Vergleich zu früher wurden Kinderbetreuungseinrichtungen ausgebaut. Es gibt aber auch mehr Alleinerzieherinnen, die oft mehr Stunden arbeiten gehen müssen. Die Bewusstmachung der Auswirkungen für lange Erwerbslosigkeit bzw. lange Teilzeitarbeit ist auf jeden Fall immer noch wichtig.

Was muss sich ändern, damit Frauen dieselben Chancen am Arbeitsmarkt haben wie Männer?

Entscheidend ist der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen speziell im ländlichen Bereich, vor allem nachmittags. Weiters müsste die Väterbeteiligung an der Kindererziehung steigen, eine Umorientierung von typischen Frauenberufen in besser bezahlte Berufe forciert sowie Einkommensunterschiede abgebaut werden.

 

Power-Frau vertraut auf ihre Stärke und ist Vorbild für viele Mädchen
Bild: privat

Power-Frau vertraut auf ihre Stärke und ist Vorbild für viele Mädchen

Ihr Papa ist jung gestorben. Daniela Falck hat deshalb früh gelernt anzupacken, Verantwortung zu übernehmen und sich durchzusetzen. Das hat sie stark gemacht. Körperlich und mental. Ein Charakterzug, der ihr nicht nur privat, sondern auch sportlich einen Vorteil und nicht zuletzt den Vize-Weltmeistertitel im Kreuzheben (2015) eingebracht hat.

Die 42-Jährige lebt seit vielen Jahren in Mattighofen, wurde aber im „stärksten Dorf“ der ehemaligen DDR geboren. Begonnen hat sie ihre sportliche Laufbahn mit Rückenschwimmen und Tischtennis. „Schon damals habe ich im Trainingszentrum durchs Fenster gelugt, um die Kraftsportler zu beobachten. Mit 14 Jahren durfte ich dann endlich mitmachen“, erinnert sich die Innviertlerin. Abwertende Bemerkungen habe es zu keinem Zeitpunkt ihrer Karriere gegeben. „Ich musste mich mehr anstrengen, weil es damals ein echter Männersport war. Das habe ich aber nie als Nachteil, sondern immer als Ansporn empfunden. Ich fühlte mich gut aufgehoben. Die Männer haben mir gegenüber oft eine Art Beschützerinstinkt gezeigt.“

Auch finanziell seien Männer in ihrer Sportart nicht bevorteilt. „Im Kraftdreikampf gibt es keine Preisgelder – für niemanden. Den Sportlern entstehen nur Kosten, denn sie müssen sich alles selbst finanzieren. Ein Teil von dem, was wir in unseren Jobs verdienen, geht für den Sport drauf. Da geht es allen Athleten gleich“, weiß Daniela Falck.
Ein Unterschied zwischen den Geschlechtern lässt sich dann doch ausmachen: bei den Kampfrichtern. „Dort gibt es viel Aufholbedarf. Ich bin eine von ganz wenigen Frauen, die als Kampfrichterinnen im Einsatz sind. Viele Frauen wären wahrscheinlich gut geeignet, trauen sich das aber nicht zu. Natürlich muss man in so einer Position auch mit Kritik umgehen und einstecken können. Wenn sich zum Beispiel der Opa aufregt, weil der Versuch seines Enkels als ungültig gewertet wird. Aber so lernt man auch, sich durchzusetzen“, ist Daniela Falck überzeugt.

Mit ihrer Einstellung ist die Mattighofnerin ein Idol. Bewusst war ihr das bis vor Kurzem nicht. „Ein Gewichtheber hat gemeint, dass ich durch meine Art und meine Ausstrahlung ein Vorbild für viele Mädchen bin. Ich selbst habe das lange nicht wirklich wahrgenommen, aber im Fitnessstudio kommen viele auf mich zu und fragen nach Tipps. Diese Form der Anerkennung freut mich sehr“, sagt Falck, der aufgefallen ist, dass heute viel mehr junge Frauen im Fitnessstudio trainieren als noch vor 20 Jahren. „Unser Körperbewusstsein hat sich verändert.“

Konstant sind hingegen die starken sportlichen Leistungen der 42-Jährigen. Die stellt sie aktuell bei der Europameisterschaft im schwedischen Helsingborg (6. bis 10. März) unter Beweis.

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