Österreichs vertriebene und vergessene Oscargewinner
Wie es fünf Juden gelang, Hitler zu entkommen, und es in Hollywood schafften. Insgesamt vertrieb das NS-Regime 800 bis 1000 Filmschaffende aus Europa.
Zum 90. Mal werden in der Nacht auf Montag die Oscars in Los Angeles vergeben. Österreichische Geschichte von Filmschaffenden, die vom NS-Regime vertrieben worden sind, wurde bei den "Academy Awards" aber schon geschrieben, lange bevor der berühmte "Parade-Emigrant" Billy Wilder seinen ersten Triumph 1946 feierte.
Neun Tage bevor sich der Anschluss an das 1933 entstandene Hitler-Deutschland zum 80. Mal jährt, erinnern die OÖN an die (fast) vergessenen heimischen Oscar-Preisträger, die die Nazis zur Flucht zwangen. Dass sie es an die Spitze geschafft hatten, war eine Ausnahmeleistung. Nicht nur, weil sie "rassisch" verfolgt wurden, sondern auch, weil sie im System einer fremden Sprache Fuß fassen mussten, strikte Quotenregelungen für Exilanten überwunden haben, meist kaum Geld hatten, aber Glück mit Seilschaften, während sich der Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm vollzog. "Man geht davon aus, dass 800 bis 1000 Filmschaffende geflüchtet sind", sagt der Wiener Filmhistoriker Christian Cargnelli. "Viele sind tragisch gescheitert." Fünf, die es nicht sind:
Wolfgang Erich Korngold gewann 1939 den Oscar für die beste Originalmusik für "Die Abenteuer des Robin Hood" mit Hollywoodstar Errol Flynn. Er gilt als Begründer der sinfonischen Filmmusik, die man heute noch in "Star Wars" hört. Geboren am 29. Mai 1897 in Brünn (früher Österreich-Ungarn, heute Tschechien), wuchs er ab 1901 in Wien auf und galt als Wunderkind. Mit elf komponierte er sein erstes Ballett-, mit 14 sein erstes Orchesterstück, Weltruf erlangte er mit der Oper "Die tote Stadt" (1920). Dank Max Reinhardt, für den er in Hollywood die Filmmusik für "Ein Sommernachtstraum" arrangierte (1935), kam er zum Studio "Warner Brothers", er pendelte zwischen der Heimat und den USA, 1938 erfuhr er dort vom Anschluss und blieb. "Daheim" wurde er 1941 in Abwesenheit enteignet. Korngold starb 60-jährig in Kalifornien.
Harry Horner war ein exquisiter Handwerker, der 1950 seinen ersten Oscar als Bühnenbildner für das Liebesdrama "Die Erbin" (1949) bekam, der zweite folgte für den Thriller "Haie der Großstadt" (1962). Dass der 1934 in Holice (heutiges Tschechien) geborene Heinrich Horner es in Hollywood schaffte, hing ebenso mit Reinhardt zusammen.
Er war es, der ihn von der Uni Wien zu seiner Schauspielgruppe holte, Horner trat bei dessen Inszenierungen der Salzburger Festspiele auf und begleitete ihn auf US-Tourneen. Dabei traf er in New York den Exil-Wiener Herbert Graf, Bühnendirektor der "Metropolitan Opera", er bot ihm 1938 ein rettendes Engagement an, erst dann folgte die Filmkarriere. Horner starb mit 84 in Kalifornien.
Georg (George) Fröschel gewann 1943 den Drehbuch-Oscar für den WK-II-Film "Mrs. Miniver". Der 1891 in Wien geborene Sohn eines jüdischen Bankers hatte davor so viele Karrieren wie andere in einem Leben nicht. Der Jurist diente an der russischen Front (1914–1917) und hatte maßgeblich als Chefdramaturg im Berliner Filmstudio "Ufa" und Redakteur im "Ullstein Verlag" Karriere gemacht – bis er 1933 "der schmachvollste Syphilisbazillus" wurde.
Dank der Ehe mit einer "Arierin" konnte er bis 1936 bleiben. Dann folgten die Flucht und berufliche Misserfolge als Bildredakteur in Chicago, bis er 1939 vom Hollywood-Studio MGM engagiert wurde. Er starb mit 88 in Los Angeles.
Peter Zinner war Cutter für Francis Ford Coppolas "Der Pate" (Teil 1, 2), seinen Oscar erhielt der 1919 in Wien Geborene aber 1979 für das Vietnam-Drama "Die durch die Hölle gehen". Eine Odyssee ging diesem Erfolg voraus.
1937 schloss Zinner noch in Wien das Gymnasium ab, 1938 musste seine Familie flüchten, ihre erste Station waren die Philippinen, erst 1940 ließ sie sich in Los Angeles nieder, dort arbeitete Zinner als Taxifahrer und Klavierspieler in Stummfilmkinos, bevor er als Schnitt-"Lehrling" beim Studio "20th Century Fox" beginnen konnte, dann arbeitete er für die Studios "MGM" und "Universal". 1960 machte er sich selbständig. Er starb 88-jährig in Kalifornien.
Walter Reisch gewann als Drehbuchautor seinen Oscar 1954 für "Titanic". Nach Ende des Ersten Weltkriegs begann der Sohn einer jüdischen Familie als Theaterstatist. Ein Job, der dem Literaturstudenten die Unigebühren ersparte. Die Regierung hatte diesen Anreiz gesetzt, um junge Männer als Statisten zu finden, da so viele im Krieg gefallen waren, dass man händeringend suchte.
Reisch brach das Studium ab, um dem bekannten Filmproduzenten Alexander Korda zu assistieren, von 1929 bis 1933 arbeitete er für die "Ufa", dann begann Filmminister Joseph Goebbels, Juden aus der Kinoindustrie zu vertreiben, Reisch ging nach Wien, bis ihn dort die NS-Politik 1936 erneut vertrieb. Er folgte, fast pleite, Mentor Korda nach London, wo ihn Louis B. Mayer engagierte. Der "MGM"-Chef suchte im zerfallenden Europa nach Talenten. Reisch starb 79-jährige in L. A.
Fünf Lebenswege, die zeigen, warum Europas Kino ab 1933 "einen Verlust an Qualität erlitt", der, wie Filmhistoriker Cargnelli sagt, "nie zu kompensieren war".
Bei uns wurde die Bevölkerung mit dem Monopol der Medien durch die Nazi die Bevölkerung manipuliert. und auf das Nazisystem eingeschworen. Mit den Abweichlern und Gegnern wurde kurzer Prozess gemacht! Für kreative Menschen war kein Platz.