Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

A echter Liamauer beisst nit auf Granit

Von Von Helmut Atteneder, 03. März 2018, 00:04 Uhr
Bild 1 von 20
Bildergalerie Liebenau: Im höchstgelgenen Ort Oböersterreichs
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Liebenau, höchstgelegener Ort Oberösterreichs. Auf 970 Metern Seehöhe gibt's Schnee von Oktober bis Mai, heißt es. "Und weida? I gang nia weg von da Liamau", verrät der Heimatforscher Helmut Atteneder seinem Großcousin. Der heißt übrigens genauso.

Wer hat im Mühlviertel die großen Granitsteine übereinander gelegt? Helmut Atteneder tut so, als würde er nachdenken. "Des woar da Teufö", sagt er dann. Dann zerreißt’s ihn doch ein bissl. Weil der Liamauer in seinem Heimatort praktisch jeden Stoa wissenschaftlich untersucht hat, liefert er gleich eine Erklärung. Eine, die auch vor der hohen Wissenschaft pickt. "Es war so: Granit ist ein Tiefengestein, dessen Magma mehr oder weniger schnell ausgekühlt ist. Die darüber liegenden Schichtungen wurden durch Erosion abgetragen. Weil das Gestein an Ecken und Kanten schneller verwittert ist, sind diese Blockburgen entstanden."

Kennst di aus?

Noch etwas Interessantes weiß der 65-Jährige am Fuße der mächtigen "Fuchsenlucka" unweit des Koblbergs – mit 1044 Meter höchster Pass in Oberösterreich: "Ganz früher soll hier ein mehrere Kilometer hoher Gebirgszug gewesen sein". Nicht ganz so ganz früher, also in seiner Kindheit, ist er hier durch die Felsspalten geklettert. "Des is d’Neigierd g’wen", sagt er. Die Attnedarische Neigierd war, wie man 60 Jahre später weiß, nahezu unerschöpflich. Neun Bücher hat er über seine Heimatgemeinde geschrieben (viele davon gemeinsam mit Maximilian Reindl), 182 Kreuze, Marterl und Kreuzstöckl vermessen, fotografiert und kartografiert.

Heimatforscher Helmut Atteneder beim "Erwünscheln" von Wasser-Adern   Bild: (Volker Weihbold)

Das Tanner Moor wurde dank der Hartnäckigkeit und dem Entdeckergeist des ehemaligen Hauptschullehrers (in da Liamau, wo sonst) zum Natura-2000-Gebiet erklärt. Und dann hat er zwei Jahre lang in hartem Mühlviertler Gesteinsboden gegraben und tatsächlich die Reste der Bauernberghütte – eine der für die Region typischen Glashütten mit Öfen und Schmelztigel – aus dem Jahr 1750 ausgebuddelt. Sämtliche Liamauer Häuser hat er fotografiert, sie alten Aufnahmen gegenübergestellt, kleine Hauschroniken erstellt und in drei Büchern verewigt. Ein Almanach, den sie ihm aus die Händ’ gerissn ham, in da Liamau. Und dann ist dem Helmut, vulgo Heli, vulgo Attneda noch was passiert.

Die attnedarische Extra-Neigierd

Weil er halt so gern draußen war und noch dazu auch sehr gern gegraben hat und durch seinen Großonkel Anton Mittmansgruber erblich belastet ist, was das Heimatforschen betrifft, hat ihn die Neugierd extra gepackt, und da hat er drei Holzburgen ausgegraben. Auch das ist etwas Typisches für den hohen Norden des Bundeslandes.

Gemeinsam mit Alfred Höllhuber hat er die Fundamente dieser Burgen der ehemaligen Freibauern bei der Jankusmauer in Liebenstein freigelegt. Und dann das Alter mittels C14-Methode ermittelt.

"Danach hams die Entstehungsgeschichte von der Liamau zurückdatieren müssen", sagt Atteneder mit spitzbübischem Bedauern in Richtung Großonkel. Der hatte die Liebenau nämlich 1400 aus der Taufe gehoben, Dank dem neugierigen Heimatforscher ist das Geburtsdatum auf 1200 vorverlegt worden. Das ist natürlich auch alles in einem Buch festgehalten, weil "dokumentiern, des mog i".

G’schichten erzählen kann er auch. Von der Komauer Kapelle weiß er, dass dort die Wilderer einst Wildbret und G’wehr versteckt haben, "weil dort hat’s keiner g’suacht". Auch das Mystische seines Dahoam kennt er, weiß von Sagen aus dem Moor zu erzählen, etwa der Naturerscheinung der "Fuchtlmandln".

So ist das also mit der Neugierd vom Helmut Atteneder, dem Großcousin, der auch über Jahrzehnte bei der Musi Tuba gespielt, beim Theaterverein Regie geführt und für Zimmergewehrschützen als Obmann ein Volltreffer war. Achtung, diese Liste der Attnedaschen Betätigungsfelder ist garantiert unvollständig.

In Liebenau, da ist er der Kulturattaché, ist angesehen und beliebt, und wenn er in die Hauptschule kommt, dann wird er lange nach seiner unfreiwilligen Pensionierung mit "Seavas, Griaß di, Heli" begrüßt. Unfreiwillig, weil ihn vor zehn Jahren aus heiterem Himmel "halbwegs a Mordskrebs derwischt" hat.

20 Zentimeter war das Geschwür an seiner Niere groß, ausgestrahlt hat es auch schon gehabt. In die Lunge. "Des war knapp", sagt er. Im vorigen November ist er wieder gekommen, zwei Operationen später ist der Großcousin jetzt wieder guter Dinge. "Des hat wirklich weh getan, dass i nimmer unterrichten hab’ können. Aber es wär unfair den Schülern gegenüber gewesen, weiterzumachen."

Die Liamau zieht sich durch sein Leben und er und seine Frau Maria – sie ist Direktorin der Volksschule in der Schönau – würden um nichts in der Welt mit einem anderen Dahoam tauschen. Auf Schnee und den böhmischen Wind würd’ er niemals freiwillig verzichten, weil "d’Liamauer san a besonders Volk".

Der Koblberg ist mit 1044 Meter höchster Pass in Oberösterreich.   Bild: (Volker Weihbold)

Wie sans denn, Großcousin?

"Gesellig san mir. Wir gengan ins Wirtshaus, bei uns wird gs’unga und zwar so, dass du nach zwei Stunden singen kein einziges Liadl zweimal g’sunga hast." Und hilfsbereit sind die Liamauer auch: "Wenns zum Schneibm aufgehört hat, hör ich a paar Minuten später schon den Nachbarn mit seim Traktor vor mein Haus den Schnee räumen." Hier beißt man nicht auf Granit, wenn man Hilfe braucht.

Hier lebt man gern, oder man geht. Bei all dem Liamauerischen, die Jungen sehen das anders, die tun sich das nicht an und gehn weg. 2496 Einwohner hat Liebenau 1934 gehabt, jetzt sinds rund 1600. "Beim Absiedeln zuaschaun müssn, des tut schön weh", sinniert der Vater von zwei ebenfalls abgesiedelten Kindern.

Dann erzählt er gleich wieder was Typisches über seine Liamauer. Einmal hat der nasse Aprilschnee den ganzen Ort für drei Tage stromfrei gemacht. Der Gastpfarrer hat damals gepredigt, dass das ein Zeichen dafür ist, wie ohnmächtig man gegenüber dem Schicksal ist. "Und wir san im Wirtshaus g’sessn und haben g’sungen und g’feiert. Drei Tag lang. So san mir Liamauer hoid."«

 

Mei Liabnau

In der Liebenau wird gern gesungen. Zum Fixrepertoire gehören zwei Liebenauer Lieder. Hier eines davon.
Text Pfarrer Karl Haider, Melodie "Da Summa is außi"

1. Mei Liabnau, mei Hoamat, di håb i so gern,
wia’s Viecherl sei Woad, wia d’Nåcht ihre Stern.
Bin i fort in da Fremd, låßt ma’s
Hoamweh koar Ruah
zum Glück für’n Liabnauer g’hert
d’Liabnau a dazua.

2. Mei Liabnau, dö Bacherl, dö
Stamäur, da Woid
de g’scheckerten Bleamerl und ‘s
Juchzen, dass hoit
dö lustigen Liabnauer, dås allös håt‘s g’måcht
dass ma ‘s Herz, wånn i di siag, im Leib drinat låcht

3. Mei Liabnau, mei Stolz, tausend Meter liegst hoch, da Herrgott is Nåchbår, da Himmel dei Dåch
Wir fürchten koan Menschen, san lusti in Ehrn,
tuan singa und jodeln und Gott håt uns gern.

4. Mei Liabnau, de Woidluft, wias blåst auf da Höh,
dahoit uns kernfrisch, wia in Richterberg d’Reh
Drum san a d’Liabnauer wås g’wöhnt und voi Lust
Und oiwei guat aufglögt und g’sund auf da Brust.

5. Mei Liabnau, dås guat Gmüat, dås måcht uns hoit reich,
stått’n Woaz blüaht da Mohn, åber dås is uns gleich.
Wia ‘s Kinderl tuat gern håm die Ahnl und Moahm, wie d’Mohnblüah, so rot is die Liab zu mein Hoam

 

 

mehr aus Spezial

Online-Abschlussveranstaltung des OÖN-Börsespiels 2021

Forum für pflegende Angehörige: Diskussion und Tipps zu Recht, Finanzen und Alltag

Die Rückkehr der Wildtiere

Schwammerl: Zwischen Genuss und Gefahr

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen