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Wo Blätter zu Schmuck werden

Von Von Roswitha Fitzinger, 03. März 2018, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Wo Blätter zu Schmuck werden
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Gudrun Stolz aus Altenberg designt Schmuck aus der Natur. Dort holt sie sich die Inspiration, dort holt sie sich die Blätter, die sie mit ihren Händen zu etwas Einzigartigem gestaltet.

Bereits vor 8000 Jahren gaben die alten Ägypter dem Salbei ein eigenes Schriftzeichen. Karl der Große erließ ein Gebot zur Förderung von dessen Anbau, wodurch sein Ansehen auch im Norden stieg. Im Mittelalter hatten die Menschen großen Respekt vor Salbei, hieß es doch, er würde Zauberkräfte in sich tragen. Würde man ihn in den Mist legen, entstünden daraus Wurm und Vogel. Geschichten und Mythen wie diese umranken den Salbei seit jeher.

Gudrun Stolz hat zum Salbei ihre eigene Geschichte zu erzählen. Mystisch ist sie nicht, interessant aber allemal, nimmt er im Leben der Schmuckdesignerin doch einen wichtigen Platz ein. Mit ihm hat alles angefangen. Mit ihm und Hündin Buppi. Doch dazu etwas später. Momentan kann es die 44-Jährige nicht erwarten, endlich die Gärtnereien in der Umgebung nach den ersten Salbeistöcken abzuklappern. Später erntet sie ihn im eigenen Garten, und auch Nachbarn bringen ihn, um ihre Leidenschaft wissend, vorbei. Sie verkocht ihn nicht, auch trocknet sie ihn nicht, um sich seiner heilenden Wirkstoffe zu bedienen. Die Altenbergerin hat eine andere Verwendungsform erfunden, sie macht aus Salbei Schmuck, gestaltet seine Blätter zu Ringen. Jedes Blatt ein Ring. Jeder Ring ein Unikat. "Selbst wenn ich wollte, könnte ich keine zwei gleichen Schmuckstücke machen", sagt sie. Die Natur bringt eben nur Einzigartiges hervor.

Gudrun Stolz in ihrer Werkstatt oder ihrem "kreativen Chaos", wie sie es nennt.   Bild: (Volker Weihbold)

Silber, Bronze, Kupfer & Stahl

Wie sie das macht? Zunächst bekommt jedes Blatt eine dicke Schicht einer Masse verpasst, die Silber- oder Bronzepartikel enthält. Mit destilliertem Wasser verdünnt, trägt die 44-Jährige das Material, das Kunsthandwerker unter dem Namen "Art Clay" kennen, Schicht für Schicht auf, lässt jede Schicht wieder trocknen, streicht wieder ein. Bis zu 20 Mal wird dieser Vorgang wiederholt, bevor das Ganze in den Ofen geschoben wird. Kein Back-, sondern ein kleiner Keramikofen, der Temperaturen von bis zu 1100 Grad zu erzeugen vermag. Das Wasser verdampft, der Binder verbrennt, die Metallteile sintern zusammen und bilden eine stabile Einheit. Nicht mehr grün, sondern weiß ist dann das Blatt, aber ansonsten eine perfekte Abbildung der Natur – die dickere Mittelrippe, die Seitenrippen, die feinen Äderchen, der leicht gezackte Rand, nichts fehlt.

Gudrun Stolz greift zum Hammer. Klingt brachial, ist aber das Gegenteil. Damit die feinen Strukturen des Blattes nicht zerstört werden, verwendet sie einen Gummihammer, erklärt sie, bevor sie zu klopfen beginnt. "In liebevoller Weise" werde zugeschlagen, einmal, zweimal, dreimal, das Blatt dabei um den runden Ringriegel gebogen, bis es ihn komplett umschließt.

Glänzendes Farbenspiel

Das meiste ist getan, poliert beziehungsweise geschwärzt wird das Schmuckstück noch. "Es gibt verschiedene Chemikalien, mit denen je nach Wärme, Dauer und Intensität verschiedene Färbungen erzielt werden können." Nicht nur einfarbig silber oder bronze leuchten die Stücke, manche schimmern bläulich, andere violett oder gräulich-schwarz, auch farblich zweigeteilt gibt es sie, die eine Blatthälfte weiß, die andere bläulich-silber. Es ist nicht nur der Salbei, den die Mühlviertlerin in ihrer Werkstatt in Schmuckstücke verwandelt, auch kleine Weinblätter, Efeu- und Brombeerblätter werden veredelt. "Ich lasse mich von der Natur inspirieren. Meine Stücke sind entweder direkt von der Natur vorgegeben oder ihr hinsichtlich Form und Struktur nachempfunden." Feine Blüten- und Korallenringe gehören ebenso zu ihrem Sortiment wie Lianenmuster und Muschelstrukturen, kombiniert mit Steinen oder Perlen werden vor allem (Ohr-)Ringe geformt, außerdem Armbänder und Kettenanhänger.

Gudrun Stolz ist aber auch offen für Kundenwünsche, erfüllt gerne ausgefallene Ideen wie die jenes Brautpaares, das anstelle von Ringen Buchenblätter austauschen wollte, weil der Heiratsantrag unter einer Buche gestellt wurde. Auch in der Mitte geteilte Salbeiblätter als Eheringe hat die gebürtige Linzerin bereits gestaltet. Solche kreative Ideen umzusetzen, macht der 44-Jährigen besonderen Spaß.

Wer im Hause Stolz über die Türschwelle tritt, dem widerfährt eine stürmische Begrüßung. Cockerdoodle-Hündin Buppis bellendes Hallo kennt keine Grenzen und findet erst ein Ende, wenn das Streichelpensum erfüllt ist. Dass es das erste Aufeinandertreffen ist, tut der Freude keinen Abbruch. Buppi ist nicht ganz unschuldig daran, was ihr Frauchen macht. Wie in vielen Familien äußerte auch im Hause Stolz der Nachwuchs den Wunsch nach einem bellenden Vierbeiner, "und wie das so ist, war ich schlussendlich diejenige, die mit Buppi jeden Tag Gassi ging. Man verbringt noch einiges mehr an Zeit draußen, und da bin ich darauf aufmerksam geworden, welch wunderschöne Formen und Strukturen die Natur hervorbringt." Beides zu kombinieren begeistere sie. Die Ideen kämen ganz spontan, sagt sie, würden einfach so passieren. So richtig erklären könne sie es auch nicht.

Über ihren Werdegang zu sprechen, fällt da schon leichter. Bereits Klein-Gudrun war ein sehr kreatives Wesen. "Ich hab schon mit fünf, sechs Jahren meine Puppen bestrickt, für sie genäht und Schmuck gemacht." Darüber hinaus sei sie eine leidenschaftliche Sammlerin von Ästen und Steinen gewesen. Die Stimme ihrer Mutter, ihr Zimmer zu entrümpeln, höre sie immer noch, sagt sie und lacht. Die HBLA Lentia und ein Studium für Mode und Design in München sind wichtige Ausbildungsstationen. Wieder zurück in Linz, arbeitet sie als Grafikerin, macht sich selbstständig.

Etwas Handfestes muss es sein

"Aber als Grafiker starrst du hauptsächlich in den Computer. Etwas Handfestes mit den eigenen Händen zu schaffen, hat mir gefehlt." In ihrer Freizeit belegt sie deshalb Goldschmiedkurse, macht Workshops, und eins fügt sich ins andere. Was als Hobby beginnt, macht so viel Freude, dass daraus Leidenschaft wird. Die erste Blätterlinie entsteht. Der Rest ist erzählt.«

 

Gudrun Stolz

Kontakt: Die Schmuckstücke der Grafikdesignerin sind online erhältlich. www.goodrun.at

Die Mühlviertlerin freut sich auch über persönliche Besuche in ihrer Werkstatt, gegen Voranmeldung: Alpenblick 5, 4203 Altenberg 0699 / 133 272 82

Zu sehen: Gudrun Stolz ist auf diversen Messen und Märkten vertreten – als Nächstes beim Frauen-Kunsthandwerksmarkt am 9. /10. Juni in Ottensheim.

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