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Friedliche Teilung der CSSR vor 25 Jahren war vorbildlich

30. Dezember 2017, 00:05 Uhr
Friedliche Teilung der CSSR vor 25 Jahren war vorbildlich
In der neuen slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde gefeiert. Bild: Reuters

PRAG. Die Tschechoslowakei zerfiel mit 1. Jänner 1993 in die beiden Staaten Tschechien und Slowakei, die Trennung bietet Lehren für den "Brexit".

Zerfall der Tschechoslowakei

Als vor 25 Jahren die Tschechoslowakei zerfiel, stellten sich ähnliche Fragen wie heute beim Brexit: Was wird nach der Trennung aus der Zollunion? Dürfen slowakische Studenten in Tschechien weiter kostenlos studieren? Soll es Grenzkontrollen geben?

Die treibenden Kräfte der Teilung waren damals Vaclav Klaus von den tschechischen "Bürgerdemokraten" (ODS) und Vladimir Meciar mit seiner "Bewegung für eine Demokratische Slowakei" (HZDS). Bei einem Wiedersehen in Prag vor wenigen Wochen rechtfertigten sie die Staatstrennung von damals als "unausweichlich".

Nicht nur im Vergleich zum blutigen Zerfall Jugoslawiens, sondern auch zu den Streitigkeiten um den Brexit oder Katalonien sei die Scheidung "vorbildhaft" und "sanft" verlaufen, betonte Klaus. Meciar fügte hinzu: "Es gibt heute in Europa keine anderen Staaten, die sich so nahe stehen wie Tschechien und die Slowakei."

Ob die Bevölkerung die Teilung wollte, wird bis heute diskutiert. Ein Referendum wie in Großbritannien gab es nie. In Umfragen habe sich zwar immer eine Mehrheit für die Beibehaltung des gemeinsamen Staats ausgesprochen, sagt der Historiker Jan Rychlik von der Karls-Universität in Prag. Er schränkt aber ein: "Das hat keine Aussagekraft, denn Tschechen und Slowaken haben darunter jeweils etwas anderes verstanden."

Während die Tschechen für einen Bundesstaat gewesen seien, hätten die Slowaken sich einen lockeren Staatenbund gewünscht. Mit 1. Jänner 1993 entstanden schließlich die beiden unabhängigen Staaten.

"Wille zur guten Kooperation"

Rychlik ist Autor eines umfangreichen Standardwerks über das Zusammenleben von Tschechen und Slowaken. Seiner Ansicht nach sei die entscheidende Voraussetzung für die friedliche Teilung der CSSR der Wille zu einer guten und engen Zusammenarbeit gewesen. "Das fehlt meiner Ansicht nach vor allem auf britischer Seite."

Im Fall der CSSR entschieden sich Prag und Bratislava für die Beibehaltung der Zollunion und des freien Verkehrs von Waren, Personen und Dienstleistungen. Die Bürger hatten – lange vor dem EU-Beitritt 2004 – uneingeschränkt das Recht, weiter im anderen Staat zu arbeiten. Die gemeinsame Handelspolitik gegenüber Drittstaaten wurde beibehalten. Die Grenze konnte mit dem Personalausweis überschritten werden. Und in der Slowakei darf die tschechische Sprache auf Ämtern wie die slowakische verwendet werden.

"Ein großer Zugewinn"

Bis heute können slowakische Studierende kostenlos die tschechischen Hochschulen besuchen. Für Rychlik ein "großer Zugewinn" für die tschechische Wirtschaft: "Viele von ihnen bleiben nach dem Abschluss in Tschechien – und sie werden auch in Zukunft die besten Werber für die tschechisch-slowakische Zusammenarbeit sein."

Das ausgezeichnete Verhältnis spiegelt sich auch in Meinungsumfragen, in denen beide Seiten die jeweils andere Nation als die sympathischste bezeichnen.

Und wer hat wirtschaftlich am stärksten von der Teilung profitiert? Die Slowakei, sagt der Tscheche Vaclav Klaus. Ökonomen pflichten ihm bei. Die Slowakei habe nicht nur gegenüber den EU-Ländern, sondern auch gegenüber Tschechien stark aufgeholt, sagt "Sberbank"-Analyst Vladimir Vano. Das habe das Selbstbewusstsein der Slowaken gestärkt.

 

Tschechien

Fläche: 78.866 km2
Einwohner: 10,6 Millionen
Hauptstadt: Prag
BIP/Kopf: 18.267 US-Dollar
Währung: Tschechische Krone
Arbeitslosenrate: 2,9 Prozent
Premier: Andrej Babis
Staatspräsident: Milos Zeman

 

Slowakei

Fläche: 49.034 km2
Einwohner: 5,4 Millionen
Hauptstadt: Bratislava
BIP/Kopf: 16.499 US-Dollar
Währung: Euro
Arbeitslosenrate: 7,5 Prozent
Premier: Robert Fico
Staatsoberhaupt: Andrej Kiska

 

Prager Frühling

Vor 50 Jahren wurde die „Erneuerung des Sozialismus“ niedergewalzt

Der „Prager Frühling“ begann am 5. Jänner 1968 – und endete acht Monate später blutig.

2018 wird Tschechien neben dem 100. Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei noch ein anderes, weniger erfreuliches Jubiläum begehen – genau ein halbes Jahrhundert wird seit dem „Prager Frühling 1968“ vergangen sein. Was damals im Frühjahr für die Bürger der damaligen CSSR als Hoffnung begann, endete im Sommer mit einem Desaster: dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes, der das Land in eine mehr als zwei Jahrzehnte dauernde Ära der „Normalisierung“ zurückwarf.

Vor 50 Jahren wurde die "Erneuerung des Sozialismus" niedergewalzt
Reformer kämpften im August 1968 vergeblich gegen die Sowjet-Übermacht. Bild: CTK

Das erste für die Öffentlichkeit sichtbare Anzeichen, dass in der kommunistischen Tschechoslowakei etwas geschah, war am 5. Jänner 1968 der plötzliche Austausch an der KP-Spitze. Der Erste Sekretär der KP, der Tscheche Antonin Novotny, wurde durch den Slowaken Alexander Dubcek ersetzt. Novotny war innerhalb der Partei seit längerem unter Druck, auch weil er laut Kritikern ein überhebliches Verhalten gegenüber den Slowaken zeigte.

Ab dann begann man über den Bedarf einer „Erneuerung des Sozialismus“ zu reden. Als Novotny Ende März 1968 auch vom Amt des Präsidenten zurücktrat und durch den respektierten Armeegeneral Ludvik Svoboda ersetzt wurde, bekam die Demokratie-Bewegung Schwung.

Vor 50 Jahren wurde die "Erneuerung des Sozialismus" niedergewalzt
Alexander Dubcek, der Hoffnungsträger der Reformer Bild: EPA/DPA

Reformer hatten die Oberhand

„Dubcek-Svoboda, to je nase obroda“ („Dubcek-Svoboda, das ist unsere Erneuerung“) hieß eine der Parolen der Befürworter des „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. „Svoboda“ bedeutet auf Tschechisch „Freiheit“.
Alles geschah unter dem Taktstock der KP, die Reformkommunisten hatten die Oberhand. Die staatlichen Medien informierten immer offener über die Ereignisse, bis die Zensur auch offiziell abgeschafft wurde. Weil sich auch die Gesellschaft liberalisierte, wurden die konservativen Mitglieder der KP-Führung und vor allem die Machthaber in Moskau, Warschau und Ostberlin immer nervöser.

Einmarsch am 20. August 1968

Nach mehreren Warnungen aus Moskau marschierten in der Nacht vom 20. auf 21. August 1968 die Truppen des Warschauer Paktes – nicht aber die rumänischen – ein, um den Versuch einer Reform des Kommunismus zu stoppen. Für die Tschechen und Slowaken, darunter auch Kommunisten, war das ein Schock: Die Invasion wurde mit der Okkupierung durch Hitler-Deutschland vom März 1939 verglichen.

Zehntausende Tschechen und Slowaken nutzten schnell die noch offene Grenze und flohen in den Westen. Dabei half ihnen die österreichische Botschaft in Prag tatkräftig, insbesondere der damalige Botschafter und spätere Bundespräsident Rudolf Kirchschläger.

Tausende Visa für Flüchtlinge

Dieser ließ Tausende Visa pro Tag ausstellen, ohne Beschränkung auf die gültigen Amtszeiten. Und im Widerspruch zu den Anweisungen seines Vorgesetzten, Außenminister Kurt Waldheim, der angeordnet hatte, die Antragsteller „durch gütliches Zureden“ zum Verlassen des Botschaftsgebäudes zu bewegen.

Blutiges Ende im August

  • 500.000 Soldaten der UdSSR, Polens, Ungarns und Bulgariens marschierten in der Nacht auf 21. August 1968 in der CSSR ein und besetzten innerhalb weniger Stunden alle strategisch wichtigen Positionen des Landes.
  • 98 Tschechoslowaken starben bei dem Einmarsch – und etwa 50 Soldaten der Invasionstruppen.

 

 

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10  Kommentare
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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 30.12.2017 04:03

Jaja, der Waldheim, seit seiner Karriere in der Wehrmacht ein konstantes verlängertes Rücklein. Er hatte einfach das Glück, dass Tito ein Pragmatiker war. Sonst hätte er nicht bis in die 1990er Jahre überlebt, geschweige denn wäre er UNO-Generalsekretär geworden!

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weinberg93 (16.311 Kommentare)
am 30.12.2017 15:12

Sandkistenschreck, erklär mir bitte was Tito mit Tschechien und der Slowakei zu tun hat, erst recht mit deren damalilger Teiling.

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weinberg93 (16.311 Kommentare)
am 30.12.2017 15:36

Sandkistenschreck, ich glaub, ich hab's jetzt verstanden. Du kannst die Teilung von Tschechien und der Slowakei vom Zerfall des ehemaligen Jugoslawien nicht auseinanderzuhalten.

Gratuliere zu deiner fundierten historischen Bildung!

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jago (57.723 Kommentare)
am 30.12.2017 01:03

Besonders ulkig verhalten sich die heutigen aka glattgebügelten Besserwisser, wenn ich von früheren Vorgängen schreibe und dabei "Tschechei" verwende.

"DAS HEISST TSCHECHIEN!!!"

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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 30.12.2017 03:46

Wenn du wider besseren Wissens 'Tschechei' schreibst, musst du dir auch den Satz 'Das ist Nazisprech' gefallen lassen bzw. die zugehörigen Watschen. So einfach. Als ungebildeter Provinzler muss man sich vieles gefallen lassen, aber das weißt du eh.

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weinberg93 (16.311 Kommentare)
am 30.12.2017 15:09

@Sandkistenschreck
So ein Blödsinn! Wer Tschechei sagt ist weder ein Nazi noch ein ungebildeter Provinzler.
Tschechien ist die offizielle Bezeichnung, richtig! Aber umgangssprachlich wird halt noch Tschechei verwendet, ohne (Alt-)Nazi oder Provinzler zu sein.

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weinberg93 (16.311 Kommentare)
am 30.12.2017 15:18

Nebenbei:
“Tschechei“ wird nicht nur an den von vielen Postern geschmähten dörflichen Stammtischen verwendet, sondern auch in viel “höheren grinsen “ Kreisen.
Trotzdem fällt es mir nicht ein, mich als Oberlehrer aufzuspielen, nicht wahr jago und Sandkistenschreck!

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jago (57.723 Kommentare)
am 31.12.2017 04:37

Ganz langsam zum Mitdenken:

Als die Slowakei noch ein Teil der Tschechoslowakei waren, also "ziemlich ungefähr" zur Zeit des Kalten Krieges, war die "Tschechei" der gewöhnliche Kürzelbegriff . Das ist er auch heute noch für die Beschreibung der damaligen Tschechoslowakei.

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( Kommentare)
am 30.12.2017 15:24

"-sprech" ist ja sooo hochgebildet!

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jago (57.723 Kommentare)
am 31.12.2017 04:39

Sei ned so garstig grinsen grinsen

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