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Wach im Hause Gott

Von Von Helmut Atteneder, 02. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Johann Holzinger lebt im Stift St. Florian.    Bild: (Volker Weihbold)

Wo ist ein Gottesmann eigentlich zu Hause, wo lebt er plastisch, wo fühlt er sich daheim, wohin gehört er spirituell? Johann Holzinger, Propst des Stiftes St. Florian, gibt Antworten.

Es geht aufwärts. Ganz oben auf der Kaiserstiege wartet er schon, der Herr Stiftspropst.

"I bin da Hauns", stellt Johann Holzinger gleich einmal klar, mit wem man es zu tun hat. Einem unkomplizierten Mann, einem, der die Leut’ mag und den die Leut’ mögn. Seit zwölf Jahren steht er dem geschichtsträchtigen Augustiner Chorherrenstift St. Florian vor. Hier ist Anton Bruckner begraben, hier ist der Begräbnisplatz des heiligen Florian.

Der Hauns kann mit dem Volk, mit "de einfachen Leut’", aber auch mit den Playern im Land. Ein Idealfall, denn der Stiftsbetrieb lässt sich heute mit Nächstenliebe allein wirtschaftlich längst nicht mehr erhalten. Da braucht man eine gute Nase, klare Worte und einen ausgeprägten Sinn fürs Geschäft. Das vereint der Hauns, und so ist das Stift St. Florian weit über die Landesgrenzen hinaus als lohnendes Tourismusziel und Veranstaltungsort bekannt.
Bleiben wir beim örtlichen Dahoam vom Hauns. Wie wohnt ein Probst? Zimmer, Kuchl, Kabinett kann man beim Stiftspropst mit Büro, Wohnzimmer, Kapelle und Schlafzimmer übersetzen.

"Ich wär’ gerne organisierter."   Bild: (Volker Weihbold)

Vor dem Schreibtisch hält er kurz inne, sagt dann aber trotzdem: "Ich wär’ gerne organisierter." Nachsatz: "Ich bin manchmal zu schnell beim Schreibtisch leeren. Das überfordert die Leut’." Gut Ding braucht auch an spirituellen Orten Weile.

Im Wohnzimmer findet er seine Ruh’. Das rhythmische Ticken der Pendeluhr hat etwas Meditatives. Im Ohren-Fauteuil, behütet von Heiligen und einem Kruzifix, sitzt er und studiert einen Reiseführer: "Rom. Da war ich heuer schon zwei Mal." Einmal ist er dabei dem Papst Franziskus ganz nahe gekommen, aber dazu später.

Der teuerste Kleiderständer der Welt

Der 66-Jährige geht weiter in seine private Kapelle. Hier ist der Ort der Spiritualität, des Kraftschöpfens, des Besinnens. Hier holt er sich am Abend die Energie zurück, die ihn der Tag gekostet hat. Mit all den Terminen, die ein Propst wahrnehmen muss, der als Generalabt für die sechs Augustiner-Chorherren-Stifte verantwortlich ist und der als Feuerwehrkurat zu vielen Unfällen geholt wird, wo die menschliche Tragödie oft nicht einmal mehr durch ein Gebet einzufangen ist.

Kraftschöpfen für die vielen Termine.  Bild: (Volker Weihbold)

Das pröpstliche Schlafgemach bleibt für Besucher zugesperrt, einzig ein Hometrainer blitzt durch den offenen Türspalt. "Der teuerste Kleiderständer der Welt", witzelt der Hauns. Das ist genau der Humor, den die Leut’ an ihm mögen. Gerne sitzt er in einer Runde, trinkt ein Seiterl Bier oder ein gutes Glaserl Wein und raucht eine Zigarre dazu. "Aber nicht die dicken, die mag ich nicht."

Ortswechsel. "Grüß Gott, griaß eich. Geh, bring ma a Seiterl", sagt der Hauns zum Dietmar, dem Wirt im Stiftskeller. Unter dem Bild seines bisher letzten Papstbesuches plaudert der Hauns jetzt über Gott und die Welt. Und diese Welt ist durchaus problembehaftet. Immer weniger Chorherren haben für die Seelsorge in immer mehr verwaisten Pfarren aufzukommen. "Diese Thematik knödelt mich jeden Tag", sinniert der Stiftspropst in sein Bier hinein. Was genau?

Auf ein Bier zum Kirchenwirt.  Bild: (Volker Weihbold)

Mehr als zumutbar

Holzinger: "Wir versuchen, so gut es geht, für die Menschen in den Pfarren da zu sein. Aber das geht oft über das Zumutbare für die Mitbrüder hinaus. Ich frage mich, wie die wirklich Verantwortlichen das aushalten, da zuzuschauen, wenn ein 71-Jähriger, statt in Pension zu gehen, seine dritte Pfarre übernehmen muss." Da ist der Hauns rigoros, da ist es ihm egal, ob "die wirklich Verantwortlichen" ihn zur Rede stellen werden, denn da geht es um seine Verantwortung als Propst. Auch Lösungen spricht er offen an: "Es hilft der beste Regisseur nichts, wenn ein paar nicht mitspielen. Ich sage das, weil ich es nicht aushalte – aus Rücksicht auf meine Leute. Es gibt viele engagierte Menschen in den Pfarren, Theologen, Pfarrassistenten, die mithelfen können und wollen."

Auch Frauen? "Frauen auch!"

"Wir versuchen, so gut es geht, für die Menschen in den Pfarren da zu sein."   Bild: (Volker Weihbold)

Ein Schneidersohn tut es

Das Stift St. Florian nennt Johann Holzinger sein Basislager. Die ersten Zelte wurden aber in Attnang-Puchheim aufgeschlagen. Dort ist er aufgewachsen, als einziges Kind eines Schneiderehepaares. In der Werkstatt hat er die weißen Zwirnsfäden aus den Kleidungsstücken entfernt. "Ich wurde zu nichts gedrängt, aber Beten hat dahoam schon dazugehört", erinnert sich der Hauns an jene Zeit, da er noch ein Hansi war.

Als Kind ist er sehr willkommen, er darf sich angenommen und geliebt fühlen. Das prägt. Er wird Ministrant, arbeitet in der Pfarrjugend mit und ist bald vom Gedanken fasziniert, Jugendseelsorger zu werden. In den Ferien arbeitet er bei der Post, bei der Firma Spitz und als Führer im Stift St. Florian. Dort sieht er viel Positives, das macht ihm Mut, "es zu tun".

Am 27. August 1970 tut er es. Er wird Novize im Stift. Sein Weg als Kaplan und Pfarrer führt ihn von Feldkirchen an der Donau und Vöcklabruck in seine Heimatgemeinde. In Attnang-Puchheim ist er 13 Jahre Pfarrer, dann wird er zurück nach St. Florian gerufen. Er soll Propst werden. Am 6. März 2005 ist es so weit. Anfangs denkt er, "das ist viel zu groß für mich". Heute vertraut er einfach: "Ich glaube, Gott meint es gut mit mir."

Holzinger führt durch sein räumliches Dahoam    Bild: (Volker Weihbold)

Er hat bis heute viel und intensiv Kontakt zu Familien. Das ist ihm ein guter Ausgleich zur fehlenden eigenen Familie: "Ich könnte nicht in Ehelosigkeit leben, wenn ich das Gefühl hätte, in einem ständigen Mangel zu leben", sagt Holzinger.

Und das spirituelle Daheim? "Unsere Heimat ist der Himmel. So steht es in der Bibel, dafür arbeiten wir und deshalb haben wir nichts zu fürchten."

Gar nichts, Hauns?

"Oh doch, ich habe Höhenangst", sagt einer, der für sein Leben gern in die Berg’ ist. 

Zuhause im Augustiner-Chorherren-Stift in St. Florian.   Bild: (Volker Weihbold)

Stift St. Florian: Ein Ort mit Geschichte

Der Ursprung des Stiftes St. Florian ist nicht durch Quellen belegt. Eine Überlieferung (Passio Floriani) aus dem 9. Jahrhundert erzählt vom Märtyrertod des heiligen Florian. Nach der Passio Floriani wurde Florian nach seinem Tod im Jahre 304 an der Stelle, wo sich heute das Stift St. Florian erhebt, bestattet. Es ist nicht gesichert, ob sich an dieser Stelle eine Kirche befand.

In Urkunden um 800 gibt es erste schriftliche Zeugnisse, die auf die Existenz eines Klosters hinweisen. In der ersten Zeit des Klosters wirkten hier weltliche Chorherren. Im Jahr 1071 berief der Passauer Bischof Altmann die Augustiner-Chorherren an diese Kirche. Heute gehören 33 Pfarren zum Stift, die von 18 Mitbrüdern betreut werden. Im Stift selbst leben 13 Chorherren. Zusätzlich arbeiten im Stift 57 Menschen.

Ein ort mit Geschichte
Letzte Ruhestätte Anton Bruckners Bild: OON

 

Der Komponist und Organist Anton Bruckner (1824–1896) ist untrennbar mit dem Stift St. Florian verbunden. Bruckner war im Stift Lehrer, 1848 wurde er Stiftsorganist. Hier komponierte er auch große Teile seines Werks. Bruckner wurde auf eigenen Wunsch in der Gruft der Stiftsbasilika begraben. Er liegt direkt unter der großen Orgel von Franz Xaver Krismann begraben.

Der junge Anton Bruckner war Mitglied der St. Florianer Sängerknaben. Der weltberühmte Knabenchor wurde 1071 gegründet. Er brachte zahlreiche bekannte Musiker hervor, etwa den Countertenor Alois Mühlbacher.

Ein ort mit Geschichte
Die St. Florianer Sängerknaben Bild: VOLKER WEIHBOLD
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1  Kommentar
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markusobermueller (466 Kommentare)
am 27.02.2018 15:19

Jojo, ma brauchat junge und moderne leut in da kirchn. Soiche, de fortschittle san, und net nur konsavativ. Unsa Pfarra is so ana, mit dem ma se guat vasteht, und dea net ois nochbet.

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