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Wie die Umfahrung und die Stadtnähe St. Peter verändern

Von Monika Raschhofer, 06. Juli 2017, 05:02 Uhr
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Bildergalerie Ein Tag in St. Peter am Hart
Bild: raschhofer

ST. PETER. Für die Serie "Ein Tag in..." haben sich die Reporter der Braunauer Warte diese Woche in St. Peter umgesehen.

Ein junger Mann mit Skateboard unterm Arm kommt entgegen und weicht seelenruhig vom Gehsteig auf die Fahrbahn aus. Als die Straße durchs Dorfzentrum noch B 148 war, wäre dies unmöglich und lebensgefährlich gewesen – Kolonnen von Fahrzeugen, viel Schwerverkehr, wälzten sich mitten durch den Ort. Jetzt ist es dort ruhig. Sehr ruhig sogar.

Leerstehende Geschäfte, die Tankstelle verwaist, sie ist kein Feierabend-Treffpunkt mehr für die Männer im Dorf. Der Lärm ist weg aus dem Ortskern. Sehr, sehr beruhigt wirkt er nun. Zeughaus und Musikprobenraum sind in Planung. Eine Frau kommt vom Friedhof, ein Mann aus der Bank. Hie und da fährt ein Auto vorbei. Der Spielplatz mit den tollen Klettergeräten ist an Wochenenden gut frequentiert.

Video: So ruhig ist der Ortskern

Ein Blumenladen, ein Wirtshaus, ein Geldinstitut, die Kirche, Pfarrzentrum, Gemeindeamt mit Bauhof und Feuerwehrhaus. Gleich dahinter, auch mitten im Dorf, der Sportplatz. Eine Telefonzelle und ein Buswartehäuschen. Einige Wohnhäuser. Das ist der Ortskern. Der Verkehr fließt draußen, auf der Umfahrung zwischen Dorf und Wald.

Für viele verbessert das die Lebensqualität. Für das Ehepaar Uttenthaler nicht. Es wohnt seit jeher auf der Luisenhöhe, hat jetzt die zwar abgesenkte, aber nähergerückte Umfahrung hinter dem Haus und viel mehr Verkehr davor. "Weil viele aus dem Ort diese Abkürzung der Umfahrung vorziehen und sich Lkw-Lenker mit alten Navis verirren", klagt Fritz Uttenthaler. Gerade fährt ein Autotransporter vorbei. Und dann ein Motorrad laut auf die Anhöhe. "Heute in der Früh, von fünf bis sieben Uhr, war´s ganz arg", sagt er. Und ab 16 Uhr wird der Pendlerverkehr wieder deutlich mehr. Die Aufrufe der Gemeinde, zur Schonung der Anrainer die Umfahrung zu nutzen, fruchtet zu wenig.

Video: Fritz Uttenthaler auf seinem Grundstück

Eine 30er-Beschränkung wurde im Gemeinderat gerade beschlossen. Den Gehweg an der beruhigten Straße im Ortskern und den Begleitweg der Umfahrung nutzt OÖN-Verkaufsleiter Albin Eitzlmair, der in St. Peter wohnt, wenn er mit seiner Hündin Paula spazieren geht.

Zu wenig Baugrund verfügbar

Viele neue Einfamilienhäuser fallen auf, in allen Ortschaften von St. Peter – es wirkt alles sehr zersiedelt, landwirtschaftliche Flächen und Häuserzeilen bunt gemischt. Vor allem aus der Nachbarstadt Braunau ziehen Leute her, weil der Baugrund billiger ist und der gewohnte Lebensraum, der Arbeitsplatz und die Einkaufsmöglichkeiten der Bezirkshauptstadt leicht erreichbar bleiben. Auf St. Peter hat das Auswirkungen, weil sich viele der neuen Einwohner weiterhin als Braunauer fühlen und sich in ihrer neuen Heimatgemeinde kaum einbinden lassen.

Auch wenn viele Rohbauten auffallen und Flächen leer sind, das Angebot an Baugrund reicht Josef Hofbauer, Baumeister und Chef der ortsansässigen tech-3-GmbH, nicht: "Es gibt mehr Interessenten als verfügbare Grundstücke." Es sei zwar viel Baufläche vorhanden, weiß Hofbauer, aber: "Wer nicht muss, verkauft nicht, weil Grundstücke derzeit eine sichere Anlage sind." Schlüsselfertige Häuser mit planbaren Kosten seien im Trend, erklärt er. Moderner Baustil und sparsam im Energieverbrauch, das ist den Kunden wichtig, weiß Hofbauer. In St. Peter wird der Flächenwidmungsplan gerade überarbeitet.

 

Schüler aus aller Welt lernen im Schloss Bogenhofen
Gymnasiumsdirektor Heinz Schaidinger, Michael Krumpschmid aus dem Burgenland, Samuel Bohl aus Deutschland, Cornelia Lindner aus Linz (von links)

Schüler aus aller Welt lernen im Schloss Bogenhofen

Es ist ein großes Areal, auf dem die Schulen und das Internat der Siebenten-Tags-Adventisten untergebracht sind – mehrere Gebäude, Sportplätze, Grün- und Wasserflächen, Kapelle, das Schlossareal von Bogenhofen. Nur wenige Schüler sind aus der Region, die meisten leben im Internat. Der Großteil gehört der christlichen Religionsgemeinschaft an. Aber das ist kein Muss.

"Wir haben Öffentlichkeitsrecht", erklärt Schuldirektor Heinz Schaidinger und vergleicht mit einer Katholischen Privatschule. "Die Religion hat in unserer Wertevermittlung einen besonderen Stellenwert", sagt er. Auch Deutsch als Fremdsprache wird unterrichtet, was Schüler aus Korea oder Südamerika nutzen, bevor sie das Gymnasium besuchen. "Die Klassengröße ist überschaubar und die Sportmöglichkeiten sind super", erklärt der Burgenländer Michael Krumpschmid, was er an der Bogenhofner Schule, dem "Bogi", schätzt. "Es ist schön, hier im Campus im Park zu leben", sagt der Deutsche Samuel Bohl, der aus einer Stadt kommt. Dass er hier Klavier lernen kann, sei ein begünstigender Faktor für seine Entscheidung gewesen", ergänzt er. Den "sehr familiären Umgang" findet die Linzerin Cornelia Lindner als großen Vorteil. Im Internatsleben überwiege das Positive", sagt sie. Nach der Matura habe man Freundschaften fast überall auf der Welt, lernt andere Kulturen kennen", betont Bohl.

Video: Gymnasiasten im Gespräch mit Monika Raschhofer

Musik ist ein Schwerpunkt des "Bogi", Sport ein weiterer. "Und wir haben auch Gesundheitsunterricht, in der Mensa gibt es Vegetarisches", zählt Bohl weiter auf. "Das nächste Jahr, unser letztes hier, wird spannend, vorwissenschaftliche Arbeit, dann Zentralmatura", blickt Lindner in die Zukunft. "Rund 80 Schüler besuchen das Oberstufengymnasium, etwa 20 pro Klasse", sagt Direktor Schaidinger, bevor er eine Schülerin zum Gespräch holt.

 

Die Urgesteine: Vorreiterrolle und Citybus-Wunsch

Die Urgesteine: Vorreiterrolle und Citybus-Wunsch
Johann Denk (links) und Peter Rodek mit Most und Jause in Aham.

Was vielen Zuzüglern fehlt, das verkörpern die St. Peterer Urgesteine Johann Denk, 63, pensionierter Unternehmer, "Ureinwohner", und Peter Rodek, 72, im Jahr 1948 von Wien hergezogen, Bundesrat im "drawigen" Unruhestand. Über das St. Peter ihrer Jugend und die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft plaudern sie beim Mostbauern in Aham.

Müllabfuhr, Telefon, Staubfreimachung, Schwimmbad, Tennisplatz, Kindergarten – Rodek zählt auf, wo die Gemeinde im Bezirksvergleich Erste oder zumindest sehr früh dran war. "Auch genug Vereine und wir haben Betriebe dazugekriegt", ergänzt Denk. Seiner, die Metalltechnik Unterfurtner, ist einer davon, übersiedelt von Braunau nach St. Peter. Wie so viele Häuslbauer auch. Aber jetzt werde es auch in St. Peter knapp mit Betriebsbaugründen, weiß Denk. "Unter den Stromleitungen darf man nicht bauen", erklärt er. Und deren gibt es mehrere, ausgehend vom in der Gemeinde ansässigen Umspannwerk.

Das Verhältnis zur Nachbarstadt Braunau? "Wie ein großer Bruder", sagt Rodek. "Die Eingemeindung wird kommen", blickt Unternehmer Denk in die Zukunft. Rodek setzt dagegen, dass es eine Kooperation der Umland-Gemeinden gebe. Einen Dorfplatz, einen Supermarkt und eine Citybus-Verbindung nach Braunau wünschen sich die beiden überzeugten St. Peterer für die Zukunft. Jetzt fährt wochentags zwölf Mal ein Bus nach Braunau, fünf in der Früh, ab Mittag so etwa alle Stunde.

Drei Geschäfte und vier Wirtshäuser habe es früher im Ortskern gegeben, erinnert sich Rodek zurück und wertet das auch als Lebensqualität. "Seit es die Umfahrung gibt, kann man beim Berger-Wirt wieder im vorderen Gastgarten sitzen", findet Denk auch Positives beim verbliebenen und florierenden Treffpunkt im Dorfkern.

 

Fakten und Tipps

 

  • 2461 Einwohner hat St. Peter am Hart, Tendenz steigend, weil es Zuzügler aus der benachbarten Stadt Braunau gibt.
  • 1810 wurde Erzherzogin Maria Luise zwecks Heirat mit Kaiser Napoleon I. an die Franzosen übergeben – daher: Luisenhöhe.
  • 3,20 Euro kostet der Eintritt für einen Erwachsenen ins kleine, feine Freibad St. Peter, 1,90 Euro kostet die Tageskarte für Kinder.

 

Insider-Tipps:

Ein Tag in St. Peter am Hart
Auch wenn es um das Schloss Hagenau einen Erbschaftsstreit gibt, malerisch ist das herrschaftliche Gebäude wie eh und je, vor allem, wenn es sich so schön im Wasser spiegelt. Bild: raschhofer

Sankt Peter am Hart kennen die meisten nur vom Durchfahren, als es noch eine Umfahrung gab. Das Freibad, ein Spiel- und der Sportplatz liegen mitten im Ortskern. Zeughaus und Musikprobenraum sind in Planung.

Gewöhnungsbedürftig: Einige Bahnübergänge wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. In St. Peter gibt es auch malerische Landschaften – am Inn-Ufer und in der Hagenauer Bucht.

 

Hagenauer Bucht: Auch wenn es um das Schloss Hagenau einen Erbschaftsstreit gibt, malerisch ist das herrschaftliche Gebäude wie eh und je, vor allem, wenn es sich so schön im Wasser spiegelt. Viele kommen mit dem Fahrrad über den Inn-Damm her. Die Hagenauer Bucht, die Inn-Auen und das Europa-Reservat sind beliebte Ausflugsziele. Ruhesuchende können auch Vögel beobachten.

 

Kletterspielplatz: Einen tollen Spielplatz gibt es zwischen Gemeindeamt und Union-Sportplatz. Viele Klettermöglichkeiten stehen zur Verfügung, dazu auch Geschicklichkeitswege, allerlei Spielgeräte und schattige Plätzchen. Vor allem an Wochenenden ist der großzügige Spielplatz gut frequentiert, sogar Familien aus der Umgebung kommen, um hier ihre Freizeit zu verbringen.

 

Luisen-Sgraffito: Am 16. März 1810 wurde die österreichische Erzherzogin Maria Luise auf dem St. Peterer Berg in einem Pavillon einer französischen Delegation unter Führung von Marschall Alexandre Berthier übergeben. Sie wurde nach Paris begleitet, wo sie Kaiser Napoleon I. heiratete. Der Übergabeplatz heißt seither Luisenhöhe, ein Sgraffito des Akts ist auf der Außenwand der Volksschule zu sehen.

 

Sabines Blumeneck: Es ist das einzige Geschäft, das es im Ortskern von St. Peter noch gibt und es ist ein Hingucker. Vor "Sabines Blumeneck" blüht und grünt es prächtig, auch Dekorationsartikel gehören zum Sortiment des Ladens. Blühendes für Gräber am nahen Friedhof bietet die Geschäftsinhaberin auch an. Sonst gibt es im Zentrum nur noch ein Geldinstitut und das Gasthaus Berger.

 

Mehr Bilder aus St. Peter am Hart in unserer Galerie:

 

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