Ihre Zauberflöte ist aus Stoff
Opernball: Die Siebdruckkünstlerin Evelyn Grill aus St. Valentin schmückt für das Ballereignis am Donnerstag den Marmorsaal der Staatsoper mit farbenfrohen Motiven.
Evelyn Grill liebt Farben. Maria Großbauer, heuer zum ersten Mal Chefin des Wiener Opernballs, der am Donnerstag über die Bühne geht, auch. Der Anruf der "Ballmutti" bei der arrivierten Siebdruckkünstlerin mit einem Angebot zur Zusammenarbeit war da schon fast logisch.
Gestern hat die in Steyr geborene und in St. Valentin aufgewachsene Evelyn Grill ihr Werk im Marmorsaal der Staatsoper installiert. Es sind neun sehr farbenfrohe Siebdrucke – jeweils 1,4 Meter breit und mehr als fünf Meter hoch, mit Motiven aus Mozarts Zauberflöte, die den Saal nun zieren. Inspiriert haben die 44-Jährige Scherenschnitte von Lotte Reininger aus den 1970er-Jahren.
Intuitives Spielen mit Farbe
Für den Opernball machte Evelyn Grill Abstriche, was den in ihr quellenden Experimentierdrang betrifft. Normalerweise arbeitet sie aus der Intuition heraus, weil es in ihrer künstlerischen Idealwelt keine Entwürfe gibt: "Mein Auftraggeber wollte natürlich vorher wissen, wie das Endprodukt ungefähr aussehen wird."
Evelyn Grills künstlerische Ader wurde früh aktiv. Schon in der Hauptschule in St. Valentin gab sie als Berufswunsch Künstlerin an. Wobei es sie zunächst zur Musik gezogen hatte. Sie sang gerne und gut, spielte und unterrichtete später Querflöte. Ihre Eltern hatten ihr allerdings einen "anständigen Brotberuf" zugedacht gehabt. Sie sollte den elterlichen Adeg-Markt übernehmen. Viele Streitgespräche später gab die Mutter nach: "Na gut, mach deinen Weg."
Dieser führte sie über das Kolleg für Mode- und Bekleidungstechnik an die Linzer Kunstuni, wo sie mit ihrer großformatigen Siebdruckserie "Die Winterreise" als erste Kunstuni-Studentin mit dem Erwin-Wenzel-Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet worden ist.
Auch beruflich fasste die Farbenliebende schnell Fuß, war Kostümbildnerin von "Theater im Hof" in Enns (heuer Bühnenkunstpreisträger des Landes) und bei den Bregenzer Festspielen.
Von Armani bis Apple
Als Textildesignerin bei Swarovski in Wattens war sie für Inspirationsentwürfe zuständig. Ihre Klientel war ebenso betucht wie finanzkräftig: "Ich habe für Apple, Armani, Adidas oder indische Königshäuser designt. Eine irrsinnig kreative Zeit", sagt Grill.
Seit 2010 betreibt die Künstlerin ihr Atelier in Wien und lebt damit ihre "unstillbare Leidenschaft für Farbe" professionell aus.
Privat ist die Mutter zweier Söhne ebenfalls mit einem Künstler liiert – dem in Ried im Innkreis aufgewachsenen Soloposaunisten der Wiener Symphoniker, Walter Voglmayr.
Evelyn Grill fiebert also ihrem ersten dienstlichen Opernball entgegen. Am kommenden Donnerstag um 23.30 Uhr erwartet sie Moderator Alfons Haider zum Interview. Er wird seine Interviewpartnerin im selbst entworfenen Kleid sehen. Es wird farbenfroh sein.
Die künstlerische Eröffnung des 61. Opernballs
Prominent besetzt ist beim 61. Opernball am kommenden Donnerstag das von Staatsoperndirektor Dominique Meyer zusammengestellte künstlerische Eröffnungsprogramm ab 22 Uhr.
Gesang
Erstmals am Opernball singt Startenor Jonas Kaufmann („La fleur que tu m’avais jetée“ aus Carmen und „Dein ist mein ganzes Herz“ aus „Das Land des Lächelns“).
Musik
Es spielen das Wiener Staatsopernorchester/Wiener Philharmoniker unter Semyon Bychkov (Carmen-Ouvertüre und Gesang) und Sascha Goetzel (Balletteinlage), das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper unter Witolf Werner (Fanfare) sowie das Wiener Opernball-Orchester unter Andreas Spörri (Hymnen, Komiteedarbietungen).
Tanz
Das Wiener Staatsballett – mit den Ersten Solotänzern Nina Poláková, Maria Yakovleva, Denys Cherevychko, Davide Dato und Roman Lazik – und die Ballettakademie der Wiener Staatsoper tanzen eine von Lukas Gaudernak für den Opernball kreierte Choreografie.
TV
Der ORF sendet am Donnerstag ab 20.15 Uhr, ORF 2