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Schon Ramses II. arbeitete mit "Fake News"

Von Norbert Mayer, 21. Juni 2017, 06:12 Uhr

Eines der berühmtesten Beispiele für Falschmeldungen ist 3291 Jahre alt

Nahe der Stadt Kadesch, an der Westgrenze des heutigen Syrien, lieferten sich die Heere der Ägypter und Hethiter, der Großmächte jener Zeit, eine Schlacht: Auf der einen Seite stand Ramses II. mit vier Divisionen von 20.000 Mann, ein Pharao in seinem fünften Regierungsjahr, auf der anderen Seite standen der fantastische König Muwatalli und sein Bruder Hattusili mit ihrem Heer. Wer würde von solch einem Kampf der Großkulturen nicht erzählen wollen? Die Berichte über Sieg oder Niederlage differierten jedoch gewaltig.

Tausende angreifende Streitwagen der Hethiter seien vernichtet worden, ließ Ramses auf Papyrus in seinem Reich verkünden. Der Sieg wurde als bebilderter Triumph in Stein gemeißelt: Ein riesiger ägyptischer Kriegsherr treibt die Feinde in den Fluss Orontes, während seine Offiziere offenbar versagt haben. Großzügig habe er schließlich den um Gnade bettelnden Heerführer der Hethiter am Leben gelassen.

Doch stimmt die Geschichte? Über die Ereignisse bei Kadesch, schreibt der Historiker Hermann A. Schlögl in "Das alte Ägypten", seien wir durch Quellen beider Seiten informiert, "es gibt kaum eine Schlacht der Antike, deren Verlauf in den einzelnen Phasen besser bekannt wäre." Ramses hatte zwar zuvor in einem Feldzug den Kleinstaat Amurru erobern können, aber Kadesch bedeutete den Wendepunkt. Vorübergehend.

Nicht nur hethitische Aufzeichnungen, auch archäologische Grabungen sprechen gegen die Kadesch-Propaganda des Ramses. In den Jahrzehnten nach der Schlacht gibt es in jener Gegend kaum ägyptische Zeugnisse, sondern vor allem hethitische, und es findet sich einige Jahre später, als endlich Frieden geschlossen wurde, eine interessante Gegengeschichte aus Hattusa, der Hauptstadt der Hethiter in der heutigen Türkei. Dort haben sich Inschriften erhalten, die zweisprachig einen Freundschaftsvertrag mit Ägypten bekräftigen. Ein Schlüsselsatz in dem Text, der auch in Ägyptens Metropole Theben im Tempel von Karnak platziert wurde: Kadesch bleibt hethitisch.

Ramses hatte die Stadt offensichtlich nicht erobert. In der Privatkorrespondenz mit Hattusili III. gibt er seine Niederlage indirekt zu. Der einstige Gegner fragt den Ägypter in einem Brief, warum er eine verlorene Schlacht als Sieg ausgebe. Ramses antwortet mit alternativen Fakten: Ein feindlich gesinnter Gott habe ihm Probleme bereitet. Er war mit einem kleinen Teil seiner Truppen vorgestürmt, weil Beduinen fälschlich berichtet hatten, dass die Truppen der Hethiter noch weit entfernt seien – in Aleppo. Ramses geriet in einen Hinterhalt, Hattusili griff ihn an. Nur mit Mühe gelang ägyptischen Elitetruppen der Entsatz. Ramses zog mit seinen Kräften ab.

Der Spin des Verlierers

Die Notsituation ließ er von einem Hofpoeten ganz privat im Kadesch-Gedicht verarbeiten. Für die ägyptische Öffentlichkeit aber blieb er der große Eroberer.

Geschichte wird also nicht nur von Siegern geschrieben, es kann auch sein, dass Verlierer ihr Versagen zum Sieg stilisieren. Sie haben nur den besseren Spin.

Jahrtausendelang galt: Ramses hat Ägypten wieder groß gemacht. Und die Hethiter? Ein Desaster!

Wir wollen nicht an der Größe dieses vielleicht erfolgreichsten Pharaos im Neuen Reich zweifeln, aber zu seinem Ruhm hat auch beigetragen, dass er Schreiber hatte, die die Geschichtsklitterung beherrschten. Seit Ramses gilt: Man muss nur behaupten, dass man sein Imperium wieder groß gemacht habe – vielleicht wird einiges davon hängen bleiben.

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