"Mich frisst da nicht der Neid"

Von Wolfgang Braun   31.Dezember 2018

Zum Jahreswechsel stellte sich Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) den OÖNachrichten zum Interview.

OÖNachrichten: Im aktuellen OÖN-Politikbarometer haben Sie exzellente Sympathiewerte, sie wandeln auf den Spuren von Josef Pühringer. Hätten Sie das nach so kurzer Zeit für möglich gehalten?

Thomas Stelzer: Ich freue mich sehr, auch über die Dimension des Zuspruchs. Das ist eine wirklich positive Überraschung. Was mich aber noch mehr freut, ist, dass wir als Partei wieder deutlich die Nummer eins sind und offenbar den Sprung über die 40 Prozent schaffen können. Zur Zeit, als ich Landeshauptmann wurde, hat es ja nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgesehen, und manche haben sich gefragt, ob wir überhaupt Nummer eins bleiben können.

Die Landes-ÖVP hat seit kurzem eine neue Aufstellung. Ihre neue Landeshauptmann-Stv. Christine Haberlander hat gleich ordentlich zu tun: In der Gesundheitslandschaft rumort es gewaltig, es gibt Personalengpässe und steigende Spitalskosten.

Mit Christine Haberlander haben wir eine ausgewiesene Expertin für diese Aufgaben. Wir haben die Chance, dass wir mit dem Kepler-Universitätsklinikum Spitzenmedizin und Forschung im Land haben, aber auch eine Patienten-Versorgung auf bestem Niveau. Um alles optimal steuern zu können, führen wir auch das Kepler-Uniklinikum und die Gespag in einer Gesundheitsholding zusammen.

Aber gerade im Kepler-Klinikum rumort es seit längerer Zeit, jetzt wurde auch interne Kritik an Personalmangel in einigen Abteilungen öffentlich. Droht da ein Imageschaden?

Ich habe volles Vertrauen in die Kuk-Mitarbeiter und in die Geschäftsführung. Dort wird exzellente Arbeit geleistet. Aber ich verschließe nicht die Augen vor den Herausforderungen, daher wurde jetzt auch die sanitäre Aufsicht beauftragt, interne Kritik zu prüfen. Grundsätzlich setze ich darauf, dass die Geschäftsführung gemeinsam mit den Belegschaftsvertretern Lösungen findet und damit Unsicherheiten beseitigt werden können.

Der künftige Vorstandsvorsitzende der Gesundheitsholding, Franz Harnoncourt, wird mehr als Sie verdienen. Hätten Sie lieber Spitalsmanager werden sollen als Landeshauptmann?

Mich frisst da nicht der Neid, ich habe damit kein Problem. Landeshauptmann ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann.

Unmut baut sich auch in den Pflegeheimen auf. Dort sucht man dringend Personal, gleichzeitig heißt es immer, im Sozialen müsse gespart werden. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?

Pflege ist eine der größten Herausforderungen für die Politik. Der Sozialbereich ist aber auch ein großer Brocken im Landesbudget, er wird sich im nächsten Jahr wieder um vier Prozent steigern, während das Gesamtbudget nur um ein halbes Prozent wächst. Die Mitarbeiter in der Pflege leisten Gewaltiges, die brauchen unsere Wertschätzung. Wir müssen vor allem Anreize für Wiedereinsteiger und auch junge Menschen setzen, damit wieder mehr Leute einen Pflegeberuf wählen.

Eine Stütze in der Pflege sind Zuwanderer. Muss man nicht auch einbekennen, dass wir gerade in diesem Bereich Zuwanderung brauchen?

Der gesamte Standort Oberösterreich wird geregelte Zuwanderung brauchen, damit wir unseren Wohlstand sichern können.

Mit dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SP) hat sich jüngst ein Zwist um wechselseitige Verpflichtungen zwischen Land und Stadt zugespitzt. Sind Sie zuversichtlich, dass der Konflikt beseitigt werden kann?

Wir verkehren nach wie vor offen und freundlich miteinander. Wir werden uns in dieser Sache ab Mitte Jänner wieder zusammenreden.

Wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Jahr der neuen ÖVP-FPÖ-Bundesregierung?

Ich bin mit dem Stil der Regierung zufrieden. Persönlich bin ich immer dann besonders zufrieden, wenn Oberösterreich wie etwa bei der Uni-Finanzierung gut unterstützt wird.

Die EU-Wahl wird 2019 ein Stimmungstest. Wird Othmar Karas Spitzenkandidat der ÖVP?

Wir werden im Jänner die Listen-Entscheidung treffen. Klar ist, dass wir zeigen wollen, dass wir die Bewegung sind, die sich für Europa einsetzt.

Dafür würde Karas doch sehr gut passen, oder?

Er hat sich zu einem international renommierten Vertreter der ÖVP in Europa entwickelt. Aber wie die Liste ausschauen wird, werden wir im Jänner gemeinsam festlegen.

 

Fragen zur Jahreszeit

 

Ihr Weihnachtsessen?
Bei uns gibt es am Heiligen Abend immer Fondue.

Wie feiern Sie Silvester?
Zu Hause mit Familie und Freunden.

Welche Weihnachten sind Ihnen besonders in Erinnerung?
Das war 1997 – da habe ich meiner Frau zu Weihnachten einen Heiratsantrag gemacht.