Wahlkampfstarts, Werbeslogans und Rätseln über ein Polit-Vorbild

22.August 2009

Mit dem Anschober-Effekt wieder in die Landesregierung: Ihre erste Plakatserie zur Landtagswahl präsentierten gestern Oberösterreichs Grüne: Auf 800 Großplakaten wirbt Grünen-Landesparteichef und Umweltlandesrat Rudi Anschober ab kommender Woche um die Stimmen der Wähler. „Wir zeigen im ersten Teil der Kampagne Rudi und den Erfolg“, sagt Bernd Heusinger, Kreativchef der deutschen Werbeagentur „Zum goldenen Hirschen“.

Und dieser Erfolg macht sich aus Sicht der Grünen und des Werbers unter anderem in mehr Arbeitsplätzen in der Ökoenergiebranche erkenntlich. Der zweite Teil der Plakatkampagne ab Mitte September soll dann die Vorhaben für die nächste Legislaturperiode in den Mittelpunkt rücken.

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Schwarz-grüne Familienbande: Mitte September soll auch ein prominentes Personenkomitee für Anschober vorgestellt werden. Über eine seiner Unterstützerinnen – die Trachtenmode-Erzeugerin Gexi Tostmann, die sich eine Fortsetzung von Schwarz-Grün wünscht – berichteten die OÖN bereits gestern. Das passt gut: Denn Tochter und Juniorchefin Anna Tostmann wird, wie es aus der VP heißt, dem Personenkomitee für Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) angehören.

Mit grünen Wahlkämpfen haben die Werber „Zum goldenen Hirschen“ übrigens ihre Erfahrung. Sie betreuten die deutschen Grünen etwa beim Bundestagswahlkampf 2002 oder bei der jüngsten EU-Wahl.

Auch im Wahlkampf für die heurige Bundestagswahl in Deutschland wirbt die Agentur für die Grünen – mit dem Slogan „Aus der Krise hilft nur Grün“ und ebenfalls mit der Botschaft von neuen Arbeitsplätzen. Gewählt wird in Deutschland und Oberösterreich übrigens am selben Tag, am 27. September.

Wo der Unterschied in der Bewerbung liegt: Während in Deutschland mit dem Spitzenkandidaten-Doppel von Jürgen Trittin und Renate Künast und dem Parteichef-Doppel Claudia Roth und Cem Özdemir gleich vier Personen zu bespielen sind, kann die Werbelinie in Oberösterreich auf Anschober konzentriert werden.

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Ein Vorbild in Deutschland gefunden hat FP-Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner: Er nannte in einem Interview den ehemaligen deutschen FDP-Chef Erich Mende als solches.

Was politischen Beobachtern, die nach allfälligen Präferenzen der FP für Schwarz oder Rot nach der Landtagswahl Ausschau halten, Stoff für Interpretationen lieferte: Denn Erich Mende war ein vehementer Verfechter einer Zusammenarbeit der FDP mit der CDU/CSU. 1961 führte Mende seine Partei in eine Koalition mit der CDU/CSU, ab 1963 gehörte er selbst als Minister der Regierung an. Als die FDP Ende der 60er Jahre den Schwenk weg vom bürgerlichen Lager in eine sozial-liberale Regierung mit der SPD unter Willy Brandt vollzog, verließ Mende 1970 seine Partei und wechselte zur CDU. Diese straff bürgerliche Ausrichtung Mendes sei allerdings nicht der Grund, warum er ihn als Vorbild bezeichne, sagt Haimbuchner. „Mir gefällt seine national-liberale Einstellung.“

Als Zeichen für eventuelle Koalitions-Vorlieben will Haimbuchner sein politisches Vorbild nicht verstanden wissen. Ein weiteres Vorbild sei sein Vater Lambert Haimbuchner, und der sei einst von SP-Gemeinderäten zum Bürgermeister von Steinhaus gewählt worden. Übrigens: Auch im Leben von Erich Mende gibt es einen – indirekten – Hoffnungsschimmer für die Sozialdemokraten: Mendes ältester Sohn, Walter Mende, war von 1994 bis 1998 Oberbürgermeister von Leverkusen – für die SPD.

In Linz beginnt’s – auf den Wahlkampfauftakt von VP und FP trifft das heuer nicht zu. Beide haben sich für kommenden Samstag, 29. August, Wels als Schauplatz ihres offiziellen Starts in den Landtags-Wahlkampf auserkoren – und zwar gleichzeitig.

Ab 9.30 Uhr will die VP im Messezentrum Wels „ihre Kräfte zu einem fulminanten Wahlkampf bündeln“, wie es in der Einladung heißt. Neben Landeshauptmann Josef Pühringer sind als prominente Gäste Vizekanzler Josef Pröll und Genforscher Markus Hengstschläger angekündigt.

Ebenfalls ab 9.30 Uhr wird die FP auf dem Welser Minoritenplatz offiziell in den Wahlkampf starten – mit Unterstützung von FP-Bundesparteichef Heinz-Christian Strache. Von einer Gegenveranstaltung zum VP-Wahlauftakt will man bei der FP nichts wissen. „Wir haben Wels gewählt, weil unser Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner aus Steinhaus bei Wels stammt“, wird dort erneut bekräftigt.

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Schon zuvor begehen Grüne und BZÖ ihren Wahlkampfauftakt. Die Grünen machen das am 27. August ab 19 Uhr in der Produktionshalle der Solar-Firma Xolar in Eberstalzell. Das BZÖ zelebriert tags darauf, am 28. August, mit einer Fahrt mit der Pöstlingbergbahn (ab 17 Uhr) und einer Abendveranstaltung mit BZÖ-Bundeschef Josef Bucher (ab 19 Uhr) im Linzer Pöstlingbergschlössl seinen Wahlkampfauftakt.

Die SP feiert ihren Wahlkampfauftakt erst eine Woche später – und zwar am 4. September in der Linzer Intersport-Arena. Sie hat Bundeskanzler Werner Faymann zu Gast, die Musik kommt von Klaus Eberhartinger und der EAV.

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Mit der Bekanntgabe seiner Landesliste wartet das BZÖ übrigens bis auf den letzten Abdruck. Kommenden Donnerstag ist der letztmögliche Termin dafür, dann will das BZÖ seine Liste bekanntgeben.

Dass auf den BZÖ-Wahlkreislisten Jungkandidaten unterrepräsentiert seien, will BZÖ-Landessprecher Rainer Widmann nicht gelten lassen: Im Hausruckviertel habe man 27-Jährige auf den Plätzen drei und vier, in Ursula Haubners Wahlkreis Traunviertel steht hinter Landes-Spitzenkandidatin Haubner der 26-jährige Hansjörg Peer an zweiter Stelle. Allerdings: Die Chancen der BZÖ-Jungkandidaten auf einen Landtagseinzug sind denkbar gering. Soll es etwa Peer schaffen, müsste das BZÖ ein Grundmandat erringen und Haubner über den ersten Landeslistenplatz in den Landtag kommen. Dazu bräuchte das BZÖ im Traunviertel gut 14.000 Stimmen. (mst/wb/bock)