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Oberösterreich-Gespräch - Spitäler: Reformen und ihre Hindernisse

Von Von Heinz Steinbock, 14. Oktober 2010, 00:04 Uhr
Spitäler: Reformen und Hindernisse
Brisantes Thema des Oberösterreich-Gesprächs: Woran krankt unser Gesundheitssystem? Alle Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. In Oberösterreich muss es eine Spitalsreform geben, ist der Schluss aus dem „Oberösterreich-Gespräch“ am Dienstagabend. Schuld an der Misere sei aber auch das System der Gesundheitsfinanzierung.

Wird die Spitalsreform nächstes Jahr der „große Wurf“ – oder erleidet sie das Schicksal der ersten Reform 2005, die der Landesrechnungshof als weitgehend missglückt bezeichnet? Wenn er jetzt schon sagen könnte, was herauskommt, sei das Geld, das für die Reformkommission ausgegegeben wird, „hinausgeschmissen“, legte sich Landeshauptmann Josef Pühringer nicht fest. Die Latte ist jedenfalls gelegt: Ohne Änderungen steigen die Spitalskosten in Oberösterreich bis 2020 von derzeit 1,7 auf 2,7 Milliarden Euro jährlich. Wenn diese Steigerung um ein Viertel gesenkt werde, sehe er das schon als „großen Wurf“, sagte Pühringer. Und das werde mit „Kosmetik“ nicht gehen.

„Wir haben zu viele Betten, zu viele Spitalsaufnahmen, da ist Oberösterreich nicht alleine“, sagte Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer. In Zahlen: In Österreich gibt es 26 Spitalseinweisungen pro 100 Einwohner, in den Niederlanden elf: „Wir haben eine massive Patientenverdrängung in die Spitäler“. Wenn sich daran nichts ändere, seien alle Kostenreduktionen „begrenzt“.

„Wir haben zu viele Spitalsaufenthalte“, bestätigte Peter Ausweger, Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder. Eine Ursache war bald ausgemacht: Es krankt am System der Gesundheitsfinanzierung, das Patienten in die Spitäler treibt – und am Mangel an niedergelassenen Fachärzten. Dass die Rolle der niedergelassenen Ärzte gestärkt werden müsse, wurde später auch in Diskussionsbeiträgen aus dem Publikum betont.

Zu wenig Kassenstellen

Dabei wehrte sich Franz Kiesl von der oö. Gebietskrankenkasse gegen Vorwürfe, die Kasse würde zu wenig Ärzte-Kassenstellen – die sie, im Gegensatz zu den Spitälern, finanzieren muss – genehmigen. Auch sehe er keinen Zusammenhang zwischen Ärztedichte und Spitalsbesuch, sagte Kiesl. Dass mehr Fachärzte die Spitäler entlasten, sei eine „Illusion“.

„Nonsens, wo haben Sie das her“, ärgerte sich Pichlbauer: „Die Krankenhaus-Häufigkeit ist immer ein Versagen der Primärversorgung. Die Fachärzte-Dichte liege in Oberösterreich um 20 bis 30 Prozent unter dem Bundesschnitt.“

„Reformen sind möglich“, sagte Karl Lehner, Vorstand der Gespag, und verwies darauf, dass die Gespag schon von 15 auf zehn Spitäler „geschrumpft“ sei, „ohne Personal zu reduzieren, denn das brauchen wir“. Allerdings, so Lehner: Er sehe auch das grundsätzliche Problem, dass Kooperationen „mit diesem Finanzierungssystem nicht belohnt werden“. Man habe erfolglos eine Kooperation mit einem Radiologen in Rohrbach angestrebt.

„Finanzierung aus einer Hand“ für Spitäler und niedergelassenen Bereich wurde mehrfach in der Diskussion gefordert. Worauf sich Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser aus dem Publikum mit wenig optimistischen Erfahrungen zu Wort meldete: „Das wurde in den letzten 50 Jahren nicht geschafft, und man wird es auch in den nächsten 50 Jahren nicht schaffen.“

„Ich bin überzeugt: Der Spitalsbereich wird einiges an organisatorischen Verbesserungen zu leisten haben“, stellte Heinz Brock, ärztlicher Leiter des AKH Linz, eine „Selbstdiagnose“. Man werde auch „Änderungen des Leistungsangebots einbringen müssen.“

Denn bei der Spitalsreform wird es auch um die regionale Leistungsverteilung gehen müssen – und um die ökonomisch sinnvollere Aufteilung von Ressourcen. „Es geht um den Abbau von Parallelstrukturen, es muss nicht alles zwei- oder dreimal gemacht werden“, sagte Pühringer.

„Es muss ein regional ausgewogenes Angebot geben“, forderte Lehner. Derzeit gebe es eine Angebotsballung im Zentralraum. „Wir werden genaue Grenzen des Leistungsangebots ziehen müssen“, meinte AKH-Chef Brock.

Umstrittenes Thema: medizinische Großgeräte. Und dabei ging Ökonom Pichlbauer mit den Verantwortlichen scharf ins Gericht: „In Oberösterreich gibt es einen quantitativen Wettbewerb, der nur dazu dient, dass die Häuser Patienten anlocken wollen“, rügte Pichlbauer.

„Typisches Thema“ sei dabei der Streit um die Coronarangiographen (Herzkatheter), von denen drei nach langem politischen Streit zusätzlich in Vöcklabruck, Steyr und Ried vom Land zugesagt wurden. „Nach internationalen Zahlen würden die Herzkatheter für fünf Millionen Einwohner reichen“, rechnete Pichlbauer. Damit steige auch die Bereitschaft zu „eigentlich unnötigen“ Eingriffen: „Man kann nicht einfach einen Herzkatheter hinstellen, weil es lustig ist.“ In Kärnten habe man diesen „quantitativen Wettbewerb“ gestoppt, sagte Pichlbauer und zog sich damit den Ärger Pühringers zu: „Ich wünsche mir bei den oberösterreichischen Krankenhäusern nicht die finanzielle Basis Kärntens.“

Besser verteilen

„Es kann nicht jede Leistung überall vorgehalten werden, es ist klar, dass es Kompetenzzentren geben muss“, verteidigte Brock die Konzentration spezialisierter Medizin in Linz. Das wurde auch nicht bestritten, allerdings: Die Diagnostik müsse so wohnortnahe wie möglich stattfinden, es könne nicht sein, dass die Mühlviertler für Untersuchungen nach Linz pendeln müssen, meinten Ausweger und Lehner.

Politik-Meinungen

Anwesend waren auch die Landtags-Gesundheitssprecherinnen von SPÖ, Julia Röper-Kelmayr, FPÖ, Brigitte Povysil, und der Grünen, Ulrike Schwarz.

In der Diskussion gab es deshalb auch einen Einblick in die zu erwartenden politischen Positionen zur Spitalsreform: „Wir haben zu viele Parallelstrukturen in Linz und zu wenig niedergelassene Ärzte“, sagte Povysil. Röper-Kelmayr forderte, sich mehr an Qualitätskriterien wie Fallzahlen zu orientieren, man solle auch nicht „den Zentralraum gegen die Peripherie ausspielen“.

Und Schwarz fehlt in der Diskussion die „Expertise“ der Pflegekräfte.

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Oberösterreich-Gespräche: Baustelle Krankenhaus

MP3-Datei vom 13.10.2010 (40.858,76 KB)

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Download der Gipfelgespräche als MP3-Datei (Länge: 89 min, Dateigröße: 40 MB)

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11  Kommentare
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sirius (4.494 Kommentare)
am 14.10.2010 16:38

parteipolitiker.die krankenhäuser haben sie fest im griff und diesen werden sie nicht loslassen.aber alles was sonst öffentlich ist,dürfte genauso dieser strategie unterliegen.

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am 14.10.2010 11:32

Solange Pühringer und seine "Unwichtl" am Ruder sind, wird auch im Gesundheitswesen nichts passieren.
Ein Landeshauptmann, der sich jede Entscheidung vorher von einem Banker absegnen lassen muss, seine "Bünde" auch noch dazwischenquatschen ....... ja, was soll da herauskommen.

Erinnert euch an den Krankenhausskandal in Freistadt ....... da gab es eine ehemalige Jugendfreundin des HupfSeppl, die zufällig einen Involvierten ehelichte ....... ja und .... na, herausgekommen ist garnix, die Verantwortlichen wurden mittels ÖVP-Freibrief befördert und alles war paletti.

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trude (1.252 Kommentare)
am 14.10.2010 13:09

Wer waren die Blockierer der letzten Jahre? Wer hat vor den Wahlen am lautesten geschrien, wenn nur angedacht war, zwei Abteilungen zusammenzulegen? Wer hat die Voestverscherbelung an die Russen erfunden? Wer hat hat jeden Tag die Verscherbelung unseres Wassers lauthals hinausposaunt. Wer hat die OÖ.-Pension erfunden. Wer hatt ....? - und das würde sich beliebig lang fortsetzen lassen. Das waren deine Busenfreunde, der Pinnochio-Erich, seine Kollegin die Frau Ärztin Stöger, die mit dem "Gnadenhof" in Grünburg so nebenbei noch mehr als 1,OOO.OOO,-- Euro in den Sand gesetzt hat und jede Menge weitere Gewerkschafts- und AK-Sozis die, so wie du, den ganzen Tag nur sudern und der Umwelt gehörig auf die Nerven gehen. Aber nichts destotrotz, der Wahlkampf ist vorbei und jetzt zwingt der notwendige Sparzwang wenigsten einmal zu schon längst notwendigen Reformen.

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realfrau (804 Kommentare)
am 14.10.2010 10:24

Wie wäre es eigentlich, wenn man in den oberen Etagen der Gespag einmal zu sparen anfangen würde. In der sogenannten Chefetage. Da sitzen einige, die nichts bringen und viel kosten. Aber wie bereits angemerkt, ist da viel zu viel Parteipolitik im Spiel. Da traut sich keiner ausmisten. Auch der Herr Landeshauptmann wird sich da nicht durchsetzen können.

Mir tun nur jene Patienten leid, die trotz ihrer oft schweren Krankheiten auch noch Tagesreisen unternehmen müssen, weil es nur in Linz die Möglickeit von z.B. bestimmten Krebstherapien gibt. Habe in der Bekanntschaft eine älter, krebskranke, gehbehinderte Frau. Die mindestens 2 Mal im Jahr diese Fahrten machen muss. Sie ist dann jeweils einen ganzen Tag unterwegs. Aber das ist ja alles zumutbar.
Wenn im Salzkammergut jetzt dann auch noch die eine oder andere Akutabteilung gesperrt werden würde, wäre das Chaos überhaupt fertig.

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am 14.10.2010 10:38

hier sollte man endlich einmal reformieren.
Aber da wird wieder nichts geschehen.

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am 14.10.2010 13:53

Kann hierbei nur zustimmen. Dort sind wirklich einige Herren falsch am Platz. Derart viel unprofessionalitaet sieht man sonst kaum noch. Warum hier wirklich nichts unternommen wird, ist mir unklar.

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kronikarl (881 Kommentare)
am 14.10.2010 09:32

hat hier stattgefunden. "Experten" wie "Entscheidungsträger" werden auch in 20 Jahren nichts zustandebringen, denn es wird/wurde nie dort der Hebel angesetzt, wo es berechtigt war.
Jedes Privatunternehmen, z.B. Transportunternehmen wurde LKW-Lenker unter die Lupe nehmen, wenn die Rechnung an die Firma geht, die transportierte Ware vielleicht in einen Streichelzoo der Fahrer!
Nicht das genau so geachtete Hilfspersonal solle unter die Lupe genommen werden, sondern andere Kostenverursacher, die m.E. das Gesundheitswesen auf Kosten der BeitragszahlerInnen ungerechtferigerweise als Fass ohne Boden betrachten!

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hubsssi (826 Kommentare)
am 14.10.2010 08:33

keine ordentlichen Reformen möglich da die momentan regierenden Politiker Ihren Parteigenossen nichts wegnehmen wollen

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 14.10.2010 08:33

Neun Zwetschenknödel rittern untereinander, wer von ihnen dem Speisenden am besten munden werde. „Der Beste soll ihm am besten schmecken“ haben sich diese neun Zwetschkenknödel zum Ziel gesetzt. Innerhalb jedes Zwetschenknödels wird also diskutiert, experimentiert, getestet und wirklich vorbildlich nach optimalem Geschmack gesucht.

Als aber schließlich der Speisende kommt und die neun Zwetschenknödel isst, sind die neun Beobachter konsterniert. Der Speisende hat sich überhaupt nicht um den Geschmack der einzelnen Zwetschenknödel gekümmert, sondern hat dem Koch nur Feedback über „das ganze Essen“ gegeben.

Diese Metapher gilt auch für das österr. Gesundheitswesen. Mag man den Herren in dieser gestrigen Runde allesamt integere Motive unterstellen, so müssen sie irgendwann einmal erkennen, dass dem „Speisenden“ (also dem Kranken) völlig egal ist, welchen der neun Knödel er nun vorgesetzt bekommt. Der Kranke will bloß optimal versorgt werden.

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 14.10.2010 08:33

..., dass die Ent-Länderung der Zuständigkeit für das Gesundheitswesen im Jahr € 3 Milliarden einsparen kann (Quellen: Franz Fiedler, ORF©), dann wissen wir auch, dass die gestrige Sitzung des „oberösterr. Knödels“ außer einer Selbst-Beruhigung und –Befriedigung keinen weiteren Wert für das österr. Gesundheitswesens gehabt hat.

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Bergonzi (4.578 Kommentare)
am 14.10.2010 07:25

solange Politiker und persönliche Beziehungen mehr zählen als Vernuft, werden die Kosten weiter explodieren! Seit 20 JAhren herrscht ja in OÖ der eherne Grundsatz wirklich alles ins Krankenhaus; zuerst Ambulanz, dann stationär.

Wieviel Geld wurde seit 1995 für Ambulanzen ausgegeben, wiehoch sind die "ausgelagerten" Schulden dafür!!

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