Licht und Schatten eines „Landesvaters“
LINZ. Heinrich Gleißner wurde vor 120 Jahren geboren. Als Landeshauptmann prägte er Oberösterreich erst im Ständestaat-Regime, dann in der Zweiten Republik
Mit einer Kranzniederlegung auf dem Linzer Barbara-Friedhof durch die Landesregierung wird am Samstag der 120. Geburtstag des Langzeit-Landeshauptmanns Heinrich Gleißner begangen. Gleißner (1893–1984) war von 1934 bis 1938 und von 1945 bis 1971 Oberösterreichs Landeshauptmann.
Es ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die heute in der öffentlichen Wahrnehmung dominiert. Der VP-Mann Gleißner war ein Vertreter des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus. Die Stärkung moderner Industrie in Oberösterreich war ihm ein Anliegen. Gleißner und seine Regierung haben sich in der Besatzungszeit bis 1955 bewährt, als Oberösterreich geteilt war: Südlich der Donau waren die US-Amerikaner, nördlich die Sowjettruppen. In dieser Situation ging es um die Einheit des Landes. Bekannt ist das Bild vom Tanz Gleißners auf der Linzer Nibelungenbrücke im Juni 1953, als die Kontrolle an der Zonengrenze praktisch fiel.
„Parteiübergreifender“ Tanz
Gleißners Tanzpartnerin war übrigens nicht seine Frau Maria, sondern Elmire Koref, die Gattin des Linzer SP-Bürgermeisters Ernst Koref. Gemeinsam mit Koref stand Gleißner für eine friedliche politische Koexistenz von ÖVP und SPÖ nach 1945 in Oberösterreich. Gleißner und Koref waren federführende Initiatoren für die Kepler-Uni.
Politisch musste Gleißner aber auch Niederlagen einstecken: 1951 erhielt er in der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl zwar die meisten Stimmen, musste sich in der Stichwahl aber dem Sozialdemokraten Theodor Körner knapp geschlagen geben. Und 1967 wurde die ÖVP das bisher einzige Mal bei einer Landtagswahl nur zweitstärkste Partei an Stimmen. Dank Mandatsgleichstands und mit Hilfe der FPÖ blieb Gleißner aber bis 1971 Landeshauptmann. Dann löste ihn Erwin Wenzl (VP) ab.
Es gibt aber auch das „Vorleben“ Gleißners vor 1938: Als Oberösterreich-Führer der „Vaterländischen Front“ war der Freund Engelbert Dollfuß’ involviert in die Abschaffung der Demokratie. Als der letzte demokratisch gewählte Landeshauptmann Josef Schlegel (christlichsozial) sich dem Druck der Heimwehr und Dollfuß’ beugen musste, wurde aus dem Staatssekretär Gleißner der oberösterreichische Landeshauptmann im autoritären Ständestaat („Austrofaschismus“).
KZ-Häftling Gleißner
1938 wurde aus dem Landeshauptmann ein KZ-Häftling. Die Nazis brachten Gleißner wie viele andere politische Gegner zunächst ins KZ Dachau. Nach seiner Entlassung folgte 1939 die Haft im KZ Buchenwald. Auf Intervention seiner Gattin Maria bei der Mutter von SS-Chef Heinrich Himmler wurde Gleißner entlassen, erhielt aber „Gauverbot“ für „Oberdonau“ und musste in Berlin leben. Dort hatte er Kontakt zum Widerstand. Andererseits versuchten Funktionäre, ihn zum NSDAP-Mitglied zu machen. Die Frage, ob Gleißner letztlich als Mitglied geführt wurde – ob mit oder ohne sein Wissen –, lässt sich nicht eindeutig beantworten.
Klar ist, dass ein eventueller NSDAP-Beitritt offenbar nicht seiner Überzeugung entsprach. Denn Gleißner, der in der NS-Zeit Kontakt zu Sozialdemokraten und Kommunisten hatte, wurde zum Verfechter der Demokratie: Vor der Wahl 1945 sagte er: „Wir müssen in allen politischen Parteien darauf achten, dass die demokratische Grundlage nicht wieder verletzt und gefährdet wird.“
Gedenken und Erforschen
Zur Kranzniederlegung am Grab Gleißners am Barbara-Friedhof werden laut dem Land OÖ neben Landeshauptmann Josef Pühringer und den VP-Regierungsmitgliedern Franz Hiesl, Max Hiegelsberger, Viktor Sigl sowie Landtagspräsident Friedrich Bernhofer unter anderem auch LH-Stellvertreter Josef Ackerl von der SP, Altlandeshauptmann Josef Ratzenböck und Altbischof Maximilian Aichern erwartet.
In der populärwissenschaftlichen Schiene des Forschungsprojekts zur Ersten Republik am Landesarchiv erschien jüngst das Buch „Heinrich Gleißner. Lehrjahre eines ,Landesvaters’“ von Franz Rohrhofer, das sich vor allem den Jahren 1933 bis 1945 widmet.
wie gscheit manche Menschen über die Zeit ihrer Urgroßeltern reden und urteilen.
heute nehmen sie die Befehle aus Brüssel entgegen...
...was das Problem ist, ist dass es zuwenig Brüssel gibt. Indem ein jedes LAnd macht was es will und die anderen dann dafür blechen müssen, gehört, die Finanzpolitik, die Wirtschaftspolitik, die Sozialpolitik vereinehitlicht. Darüber solltest du nachdenkn, da es wenigstens so Sinn ergeben würde, nicht dieses dümmlich FP-Gschwätz nachplappern. Danke
bewusst und wissentlich seine stellung zu seinem vorteil und zum nachteil anderer genutzt hat. wenn ich den ausführlichen schriftverkehr meines urgroßvaters mit ihm lese, beschleicht mich immer das gefühl, dass ich froh darüber bin ihn nie persönlich kennen gelernt zu haben...
der heutige?
...ja Politiker. JEDER POlitiker war und ist MAchtmensch
"Gerald" schreibt von einem Schriftwechsel seines Urgroßvaters mit Heinrich Gleißner. Da ich Quellen über Gleißner aus der Zwischenkriegszeit sammle, interessiere ich mich für diesen Schriftwechsel. Vielleicht könnte "Gerald" seine Kontaktadresse bei den OÖN hinterlegen und mir dies in einem "Kommentar" auf diesem Weg mitteilen?!
Landeshauptmann Josef Schlegel, der auch nach Ansicht der Sozialdemokraten ein lupenreiner Demokrat war und an dessen Demontage Gleissner 1934 massgeblich mitgewirkt hat, hätte sich ein ehrerendes Andenken verdient als Gleissner. Bezeichnend, dass man gerade Gleissner als Namenspatron für die Parteizentrale der ÖVP in Linz gewählt hat. Josef Schlegel Haus wäre gerechter und passender gewesen. Aber angeblich hängt ja auch noch ein Bild von Dollfuß im Klublokal der ÖVP im Parlament ... Übrigens soll Gleissner Anfang der 1970iger Jahre mal sehr ungehalten gewesen sein, als er auf sein Gehalt als Landeshauptmann angesprochen wurde - das empfand er anscheinend als Majestätsbeleidigung. Dieses Verhalten war allerdings sicher nicht nur seines, sondern auch das von anderen PoltikerInnen.Die politische Kaste hat sich nämlich in der Nachkriegszeit - sobald nur ein wenig da war planmässig diverse Zuckerl (Gehalt, Pensionsrecht, etc.etc.) zugeschanzt.
Ganz einfach Dollfuß und Gleissner waren CV-er , Schlegel nicht.
Damit ist dessen Andenken für die heutigen CVer nicht von Relevanz.
Schlegel war auch CVer. So viele Experten wieder einmal am Wort...
er würde sich für seine Nachfolger schämen!
er ist ebenfalls einige der wenigen deren Meinung sich nicht aus persönlichem, politischen Kalkül geändert hat, sondern weil er erkannt hat, Visionen hatte, für die Zukunft gearbeitet hat,
und ohne der verlogenen Aussage: "für die Zukunft unserer Jugend....."
Zur Kranzniederlegung am Grab Gleißners am Barbara-Friedhof werden laut dem Land OÖ neben Landeshauptmann Josef Pühringer und den VP-Regierungsmitgliedern Franz Hiesl, Max Hiegelsberger, Viktor Sigl sowie Landtagspräsident Friedrich Bernhofer unter anderem auch LH-Stellvertreter Josef Ackerl von der SP, Altlandeshauptmann Josef Ratzenböck und Altbischof Maximilian Aichern erwartet.
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Gleißner wird sicher grosse Freude zeigen, wenn solche Kapazunder zu seinem Geburtstag gratulieren.
Dass sich die Politiker nicht zu blöde sind, zu einem 120sten Geburtstag auszurücken, natürlich alle mit Dienstlimousine samt Chauffeur, zeigt ja die geistige Befindlichkeit dieser Hochbezahlten.
v. den steuerzahlern bezahltes fressen in einem nobellokal.s
Ja damals war so ein LH noch anerkannt und wurde auch gebraucht. Da gabs kein Telefon und eine Fahrt nach Linz aus den Regionen war eine Tagesreise.
Doch jetzt in der "modernen" Zeit wo es Telefon, Fax und Internet in jeder Gegend und fast jedem Haushalt gibt und besonders seit dem EU Beitritt, braucht man für das Land Österreich jedenfalls keine 9 Landeshäuptlinge mit den 9 Verwaltungen nicht mehr.
Es gibt keinen Grund für 9 x unterschiedliche Gesetze, Verordnungen und Förderungen, wo doch alle österreichweit die gleichen Steuern bezahlen.
Schafft diese Überbürokratisierung ab, denn Bürgern Kürzungen zu verordnen, bringt das Gegenteil von Wirtschaftsaufschwung.
Gleißner wurde im austrofaschistischen Ständestaat Landeshauptmann und war für die Verfolgung politischer Gegner verantwortlich.
Als er selbst politisch Verfolgter war, dürfte bei ihm ein Wandel zum Demokraten eingetreten sein.
Nach dem Krieg ging seine Karriere weiter als wäre nichts geschehen.
Wie bei vielen österreichische Faschisten wurde seine dunkle Zeit bis '38 nicht weiter durchleuchtet.
Er wird als "Opfer des Nationalsozialismus" geführt. 1939 -1940 verbrachte er in Haft in Dachau und lebte dann bis 1945 in Berlin starb 1984.
Da stellt sich schon die Frage zur Mythenbildung: " Was haben die anderen , nicht überlebenden, Opfer des Nationalsozialismus nicht gemacht, um zu überleben." Alte Nazis erzählten es mit Häme.
ich weiß noch, wie der gleißner bei uns 1966 den sportplatz eröffnet hat ...
der schlechteste was der sicher nicht!
"Heute" ist morgen "Gestern" oder net ?