Hilfe vom Schüssel-Kritiker und blaue Wechselgelüste

Von wige   12.August 2008

Es gehört mittlerweile zur Wahlkampfroutine der Großparteien, mehr oder weniger bunt und prominent zusammengesetzte Personenkomitees zur Unterstützung des jeweiligen Spitzenkandidaten zu bilden.

Als Galionsfigur eines derartigen Komitees für VP-Obmann Wilhelm Molterer fungiert diesmal der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler. Molterer zeigte sich „stolz“ ob dieser starken und gewichtigen Persönlichkeit. Brisant ist Fischlers Nominierung allemal: Schließlich hat der Tiroler mehrfach durch Kritik an seiner Partei aufhorchen lassen. Im April hat Fischler via „Tiroler Tageszeitung“ Alt-Kanzler und VP-Klubobmann Wolfgang Schüssel ausgerichtet, dass dieser „allein durch sein Dasein in dieser Funktion ein Problem ist“.

Auch Fischlers Rat an Schüssel, sich doch Richtung Brüssel zu orientieren und eine VP-Spitzenkandidatur bei den EU-Wahlen anzustreben, fand bei der VP-Spitze keinen Anklang: „Sprüche von alternden Tiroler Buben“, so etwa der Konter von Außenministerin Ursula Plassnik. Und auch Molterer hat umgehend versichert, dass Schüssel im Klub unumstritten sei.

Offen blieb, ob nun mit Fischlers Engagement auch ein Signal an Schüssel verbunden sein könnte. Molterer interpretierte die Bestellung als „Botschaft“ für eine glaubhafte EU-Politik der VP. Außerdem wolle er keine „Ja-Sager“.

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Die Bewunderung für das einstige Vorbild Jörg Haider war in der FP zwischenzeitlich zwar fast durchgehend in Enttäuschung und Verachtung umgeschlagen – doch nach und nach entdeckt so mancher blaue Fan von einst wieder gute Seiten an Haider und dessen Parteischöpfung BZÖ.

Den Anfang machte bekanntlich Ewald Stadler, 2005 noch einer der schärfsten BZÖ-Kritiker. Er verspüre „große Lust, wieder mit Jörg Haider gemeinsame politische Sache zu machen“, sagte der unter Druck aus der FP ausgetretene Stadler.

Und auch in Oberösterreich liebäugelt so mancher enttäuschte Blaue mit einer Rückkehr zum einstigen Idol Haider – wie etwa Werner Kneidinger, ehemaliger FP-Vizebürgermeister von Ansfelden. Er sei mit sofortiger Wirkung aus der FP ausgetreten, sagte Kneidinger den OÖN. Grund dafür sei der Umgang der FP-Landesparteispitze um Lutz Weinzinger mit parteiinternen Kritikern, so Kneidinger.

Über ein Engagement beim BZÖ denke er noch nach, jedenfalls hätte eine Konstellation mit Haider und Stadler durchaus Charme. Und diesem Charme könnten auch weitere, bei der FP-Landesparteileitung in Ungnade gefallene Parteikollegen folgen, glaubt Kneidinger.

Konkret beträfe das beispielsweise den früheren FP-Seniorenchef Karl Wimleitner – ein enger Vertrauter Stadlers – sowie den Ex-Nationalrats-Abgeordneten Alois Pumberger. Gegen beide hat die Landes-FP ein Parteiausschlussverfahren wegen vermeintlich parteischädigender Äußerungen angestrengt. Spekuliert wird auch über den als FP-Landesbauernchef demontierten Horst Wagenhofer und den FP-Landtagsabgeordneten Herbert Aspöck, der beim Parteitag im April erfolglos gegen Parteichef Weinzinger kandidiert hatte.

Wagenhofer wollte sich zu allfälligen BZÖ-Gelüsten nicht äußern. Pumberger will den Ausgang seines Parteiausschluss-Verfahrens abwarten. Wimleitner und Aspöck waren nicht erreichbar. (luc/mst)