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Gesundheitsökonom Pichlbauer im OÖN-Interview

Von Von Heinz Steinbock, 14. Oktober 2010, 00:04 Uhr
Interview
Ernest Pichlbauer (vowe) Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Es gebe etliche grundsätzliche Verfehlungen im Gesundheitssystem, sagt Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer, der auch am Oberösterreich-Gespräch teilnahm, im OÖNachrichten-Interview.

OÖN: Wird zu viel Geld in den Spitälern verbraucht?

Pichlbauer: Generell wird zu viel Geld in die Spitäler gesteckt. Das ist eine Frage des Verteilens. Wir haben zehn Prozent des BIP für Gesundheit zur Verfügung, mehr ist der Bevölkerung wahrscheinlich nicht zuzumuten. Davon steckt man viel zu viel in die Spitäler, und das Geld fehlt woanders. Oberösterreich hat dabei in den letzten Jahren zunehmend verloren. Man hatte das Problem früher besser im Griff. Aber nicht, weil man so gut war, sondern weil man so viele Ordensspitäler hat. Deren Effizienz hat in Wirklichkeit Oberösterreichs Gesundheitssystem aufrechterhalten.

OÖN: Welche großen Fehler hat denn Oberösterreich gemacht?

Pichlbauer: Wie in ganz Österreich ist das Problem, dass die Finanzierung aus verschiedenen Töpfen zu unterschiedlichen Anreizen führt. Und die Länder haben kaum mehr Aufgaben, da bleibt halt das Spital übrig. Deswegen ist in allen Ländern, nicht nur in Oberösterreich, die Spitalslandschaft unglaublich populistisch und parteipolitisch besetzt.

OÖN: Diktieren die Parteien, was in den Spitälern passiert?

Pichlbauer: Ja, sicher. Erinnern wir uns an die Diskussion um das Krankenhaus Sierning. Da ging es darum, dass ein Orden das Krankenhaus zusperren wollte. Dann ist gleich eine Partei aufgetreten und hat sich als Retter des Krankenhauses aufgespielt. Das war eine rein parteipolitische Aktion. Vernünftig war sie nicht.

OÖN: Stimmt es, dass es zu wenige niedergelassene Ärzte gibt und die Patienten deshalb in die Spitäler getrieben werden?

Pichlbauer: Ja, das ist zutreffend. Wobei man aufpassen muss: Es geht nicht nur um die Zahl der Ärzte, sondern auch um die Möglichkeiten der Kooperation. Aber was die Zahl betrifft: Oberösterreich hat im Vergleich 30 Prozent weniger niedergelassene Fachärzte. Da werden natürlich Patienten ins Krankenhaus gedrängt.

OÖN: Ist das auch die Schuld der Krankenkasse, die für den niedergelassenen Bereich zahlen muss?

Pichlbauer: Die Krankenkassen haben sich 1995 aus der Spitalsfinanzierung zurückgezogen. Sie zahlen nur noch eine Pauschale, egal wie viele Patienten dort sind. Da ist es doch logisch, dass sie aus betriebswirtschaftlichen Gründen möglichst viele Patienten in die Spitäler schicken. Es kostet sie keinen Cent mehr. Und was ist passiert? Seit 1995 ist die Zahl der Kassenstellen sogar leicht gesunken, obwohl die Demografie etwas ganz anderes verlangen würde. Alle anderen Bereiche müssen wachsen wie verrückt, nur die Krankenkassen drücken drauf. Das ist lächerlich. Die Krankenkassen haben wesentlich Anteil an der Spitäler-Explosion.

OÖN: Gibt es zu wenig oder einen falschen Wettbewerb unter den Spitälern?

Pichlbauer: Grundsätzlich ist Wettbewerb nicht schlecht. Er muss aber um die Ergebnisqualität stattfinden, nicht um die Ausstattung. Der Wettbewerb um Geräte, in Oberösterreich zum Beispiel der um Herzkatheter, ist ein Klassiker: Da geht es darum, dass man sein Spital aufhübschen will, um Patienten ins Haus zu bringen. Das ist Blödsinn.

OÖN: Haben wir eine zu dichte Versorgung mit medizinischen Großgeräten?

Pichlbauer: Ja, natürlich, das sind ja die Folgen des falschen Wettbewerbs. Wenn Geräte dazubestellt werden, um in der Spitalslandschaft schöner auszusehen, kann man davon ausgehen, dass sie nicht zu 100 Prozent bedarfsnotwendig wären.

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