Diözese bekommt den Unmut über die Ernennung Wagners zu spüren

Von (bock/fam)   11.Februar 2009

110 Austritte aus der katholischen Kirche in Linz, viermal so viele wie in der ersten Februar-Woche 2008, 31 in Urfahr-Umgebung (2008: sechs), 80 seit Jahresbeginn in Vöcklabruck, 23 in Wels-Land gegenüber vier im gleichen Vorjahres-Zeitraum: In den vergangenen Tagen ist die Zahl der Kirchenaustritte markant gestiegen.

„Wir haben noch keinen Überblick über die Zahlen. Die vermehrten Austritte aber nur mit den bevorstehenden Kirchenbeitrags-Vorschreibungen zu begründen, wäre falsch“, bestätigt Diözesansprecher Ferdinand Kaineder den OÖN. Denn in der Diözese seien zahlreiche Briefe und E-Mails eingelangt, in denen die „Austrittsabsicht“ begründet wird. „Zwei Themen stehen dabei im Vordergrund: die Entscheidung des Papstes, die Exkommunikation von vier Bischöfen der Lefebvre-Bruderschaft wieder rückgängig zu machen, und die Ernennung Gerhard Wagners zum Weihbischof“, sagt Kaineder. Solche zahlreichen und inhaltlich begründeten Austritts-Erklärungen seien ungewöhnlich. „Wir müssen das Gespräch suchen: Kirche ist nicht alleine das Wort des Papstes, sondern das Leben in der Pfarre, das funktioniert“, sieht Kaineder die Herausforderung.

Dechanten gegen Wagner

Auch im oberösterreichischen Klerus hat Wagner nur wenige Befürworter. Gestern stimmte in Wels die Dechantenkonferenz über seine Ernennung zum Weihbischof ab. Das Ergebnis: 31 von 35 anwesenden Dechanten lehnten die Entscheidung von Papst Benedikt XVI. ab, nur vier stellten sich hinter Wagner. Die Dechanten sind die priesterlichen Leiter mehrerer Pfarren und werden auf Vorschlag der Pastoralkonferenz vom Diözesanbischof ernannt. Generaldechant Franz Wild soll darauf bestanden haben, nach dem Beschluss an die Öffentlichkeit zu gehen.

Kirchenrechtlich ist der Beschluss nicht bindend. Dechant Arno Jungreithmayr sprach aber von einem deutlichen Signal. Ernennungen könnten auch rückgängig gemacht werden.