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Der Temelin-Ausbau ist abgesagt

Von Heinz Steinbock, 11. April 2014, 00:04 Uhr
Der Temelin-Ausbau ist abgesagt
Atomkraftwerk Temelin: Kein Ausbau auf vier Blöcke, doch die bestehenden bleiben in Betrieb. Bild: Reuters

PRAG. Tschechische Regierung verweigert Finanzgarantie, CEZ stoppt Ausschreibung.

Die Pläne, das tschechische Atomkraftwerk Temelin auf mehr als die doppelte Leistung auszubauen, sind abgesagt: Grund ist die Weigerung der tschechischen Regierung, das finanziell hoch riskante und ohne staatliche Garantien unfinanzierbare Projekt mit Strompreis-Subventionen zu stützen. Der tschechische Energiekonzern CEZ hat die Ausschreibung für die beiden 1200-Megawatt-Reaktorblöcke bereits abgebrochen. "Die seit 2009 laufende Ausschreibung ist aufgehoben", teilte CEZ-Sprecher Ladislav Kriz gestern mit.

Beschluss binnen eines Tages

Damit reagierte CEZ binnen eines Tages auf die Entscheidung der Regierung in Prag: diese beschloss am Mittwoch, einen garantierten Abnahmepreis für Strom aus den Blöcken 3 und 4 definitiv zu verweigern. Angesichts des "unvorhersehbaren Stromweltmarktes" würde ein Garantiepreis "ein maximales Risiko für den Staatshaushalt und die Steuerzahler" bedeuten, begründete Ministerpräsident Bohuslav Sobotka die Entscheidung.

Ohne massive staatliche Unterstützung wären Ausbau und Betrieb der neuen Blöcke für den Temelin-Betreiberkonzern CEZ, der sich zu 70 Prozent im Staatseigentum befindet, unfinanzierbar. Der Preis pro Megawattstunde (MWh) liegt an der internationalen Strombörse derzeit bei 35 Euro.

Um kostendeckend zu produzieren, müsste der "neue" Temelin-Strom um 110 Euro pro MWh abgegeben werden, ergaben auch die tschechischen Berechnungen. Die Abnahmegarantie hätte eine Subventionierung auf eben diesen Preis über 25 Jahre vorgesehen. Das Modell war deckungsgleich mit jenem für das geplante südenglische Atomkraftwerk "Hinkley Point". Die britischen Subventionen sind derzeit Gegenstand einer vertieften Prüfung der EU-Kommission, die derartige Subventionen im Einzelfall genehmigen muss.

Dagegen gab es 23.454 Einwendungen aus Österreich, dazu auch von der Bundesregierung, der oö. Landesregierung und von drei Energieversorgern (die OÖN berichteten). Eine erste Stellungnahme der EU-Kommission war sehr kritisch ausgefallen. Eine Ablehnung von "Hinkley Point" würde auch das Aus für Temelin-Subventionen wegen Wettbewerbsverzerrung bedeuten.

Das dürfte massiven Einfluss auf die tschechische Regierungsentscheidung gehabt haben. "Vor den Investoren" sei es "einfach unhaltbar", die Reaktoren ohne staatliche Unterstützung zu errichten, sagte CEZ-Generaldirektor Daniel Benes – und gestand damit die Unwirtschaftlichkeit ein.

Die nun gestoppten Baupläne hatten sich in den vergangenen Jahren, vor allem wegen Bedenken hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit, schon mehrmals verzögert. Zuletzt waren ein möglicher Baubeginn ab 2016 und eine Fertigstellung ab 2025 genannt worden.

„Eingeständnis, dass sich Atomkraft nicht rechnet“

„Wir gratulieren der tschechischen Regierung zu ihrem klaren Schritt“, freute sich Roland Egger von „atomstopp oberösterreich“. Nachdem klar gemacht worden sei, dass es keine staatlichen Subventionen geben werde, sei der Abbruch der Ausschreibung die „logische Konsequenz“ gewesen, sagte Egger. Das stärke auch der EU-Kommission in der Frage von Atom-Subventionen den Rücken.

Erfreut reagierte auch Umweltminister Andrä Rupprechter (VP): Das CEZ-Management habe klargestellt, dass sich unter den gegebenen Marktbedingungen der Temelin-Ausbau nicht rechnet. „Das kann nur das Aus für den Ausbau bedeuten“, so Rupprechter.

„Es ist das deutliche Eingeständnis, dass sich Atomkraft nicht rechnet“, reagierte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) auf die Prager Entscheidung: „Die Vorstellung der Rentabilität von Atomkraft basierte immer schon auf einer schiefen Rechnung, weil Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt wurden.“

„Die Strategie, gegen den Ausbau von Temelin ganz auf den wirtschaftlichen Hebel zu setzen und neue Allianzen mit Teilen der Wirtschaft zu suchen, geht immer besser auf“, sagte Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne). Der Rückzug aus dem Ausschreibungsverfahren sei ein „großer Etappensieg“. Der Widerstand dürfe aber nicht nachlassen, bis das endgültig verkündete Aus für die AKW-Pläne erfolge. „Das Aus für den Temelin-Ausbau sollte das Signal für den Stopp weiterer AKW-Bauten sein“, wünscht sich die Zweite Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer (SP). Mit „vorsichtigem Optimismus“ reagierte FP-Nationalratsabgeordneter Werner Neubauer:Zeit für „Jubel“ sei dann, wenn „das gesamte AKW Temelin Geschichte ist“.

Fakten zum AKW

300 Milliarden tschechische Kronen, umgerechnet rund 11 Milliarden Euro, hätte laut Berechnungen der CEZ der Ausbau Temelins um zwei weitere Reaktorblöcke gekostet. Eine Investition, die nicht zu verdienen gewesen wäre. Die bisherigen Pläne hätten eine staatliche Subvention über einen überhöhten, garantierten Abnahmepreis beinhaltet.

120 0Megawatt hätte jeder der neuen Reaktorblöcke leisten sollen – die weltweit stärksten Reaktoren. Blöcke 1 und 2 haben eine Höchstleistung von 1000 Mw.

Zwei Bewerber für die Errichtung waren in der Ausschreibung übriggeblieben: das US-Unternehmen Westinghouse und das tschechisch-russische Konsortium MIR.1200.

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1  Kommentar
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Analphabet (15.392 Kommentare)
am 16.04.2014 17:34

aber weshalb zahlen wir JÄHRLICH mehr als 40 MIO Euros für den EURATOMVERTRAG nach Brüssel? Verlogener kann Politik nicht mehr sein.

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