Katholische Kirche: Zahl der Austritte stieg auch in Oberösterreich wieder

Von (bock)   10.Jänner 2019

Nach zwei verhältnismäßig "besseren" Jahren ist 2018 die Zahl derer, die aus der katholischen Kirche austraten, wieder gestiegen. Laut vorläufiger Kirchenstatistik verzeichneten die österreichischen Diözesen 58.378 Austritte, um 8,7 Prozent mehr als im Jahr 2017 (siehe Grafik). 5,05 Millionen Katholiken leben in Österreich. Hält die Entwicklung an, wird ihre Zahl bald unter fünf Millionen sinken, bei einer Gesamtbevölkerung von 8,82 Millionen.

Die einzelnen Diözesen meldeten unterschiedlich starke Entwicklungen. Am massivsten, um fast 17 Prozent, stieg im Vorjahr die Zahl der Kirchenaustritte in der Diözese Gurk-Klagenfurt. Gegen deren früheren Bischof, Alois Schwarz, wurden Ende 2018 massive Vorwürfe wegen seiner Amtsführung öffentlich, der Vatikan ordnete eine Apostolische Visitation an (siehe auch Kasten). Aber Schwarz’ neue Diözese St. Pölten verzeichnete als einzige einen Rückgang bei den Austritten um 4,5 Prozent.

"Eine Zahl, die schmerzt"

Die Abwärts-Entwicklung im Vorjahr betraf auch die Diözese Linz. Mit 31. Dezember 2018 hatte die katholische Kirche in Oberösterreich 950.074 Mitglieder. Die Zahl der ausgetretenen Personen stieg auf 9714.

Über die Gründe kann man auch in der Diözese nur mutmaßen, denn "Erschütterungen" gab es nicht. "Das ist eine Zahl, die schmerzt und uns herausfordert", sagt der für pastorale Aufgaben zuständige Bischofsvikar Wilhelm Vieböck. Es gebe "Vorbehalte gegenüber Institutionen im generellen und damit auch gegen die Kirche". Es sei "anscheinend nicht überall gelungen, die lebensfördernde Botschaft des Jesus von Nazareth zu vermitteln", merkt der Bischofsvikar an. Immerhin: 897 Personen traten im Vorjahr wieder oder neu in die Kirche ein, 123 haben ihre Austrittserklärung in Antwort auf einen Brief von Bischof Manfred Scheuer widerrufen (Vorjahr: 82).

In ganz Österreich wurden 5133 Personen neu oder wieder in die katholische Kirche aufgenommen. Deutlich angestiegen ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Erwachsenentaufen (Personen über 14 Jahre): für 2018 gibt es zwar noch keine Daten, doch schon 2017 gab es eine Verdoppelung auf 890 gegenüber dem Jahr davor. Das hat laut Kirchenkreisen mit einer gesellschaftlichen Entwicklung zu tun. Der Großteil der getauften Erwachsenen seien konvertierte, zuvor muslimische Flüchtlinge, die nach einem "Prüfverfahren" Katholiken werden dürfen. 

 

Visitation in Gurk

In der Apostolischen Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt hat der vom Vatikan beauftragte Salzburger Erzbischof Franz Lackner um Unterstützung durch Bischof Benno Elbs (Vorarlberg) gebeten. Weiters sollen ein Kirchenrechtler, ein Moraltheologe und ein Wirtschaftsexperte Lackner unterstützen. Auslöser ist die Amtszeit des früheren Klagenfurter Bischofs Alois Schwarz. In einem Prüfbericht wird ihm angelastet, das Bistum mit einem Schaden von 1,9 Millionen Euro hinterlassen und in „Abhängigkeit“ einer früheren Mitarbeiterin gestanden zu haben.

 

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