Die Frauen und die Gleichberechtigung: "Der Weg ist noch nicht beendet"

Von Barbara Eidenberger   08.Februar 2019

Es sei kein kleines Thema, das man sich ausgesucht habe, sagte Paula Wintereder, Obfrau der Katholischen Frauenbewegung (KFB), gleich zu Beginn des Abends. Der Titel "Sind Frauen die bessere Wahl?" sei durchaus auch provokant zu verstehen. Für Wintereder ist die Frage in einem Bereich mit einem klaren Ja zu beantworten: "Wo es um das mutige und beherzte Eintreten für Frauenrechte geht – eindeutig."

Einen Blick zurück auf Vorkämpferinnen und die ersten weiblichen Abgeordneten nach Einführung des Frauenwahlrechts gab Historikerin Gabriella Hauch. Und zog dabei auch die eine oder andere kritische Parallele zur Gegenwart: "Das Frauenwahlrecht war der Grundstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Aber dieser Weg ist noch nicht beendet, das sollte uns auch nachdenklich stimmen."

Gerechtigkeit sei nichts Garantiertes, sondern müsse immer wieder ausgehandelt werden: "Genau mit diesen Geschlechterverhältnissen beschäftigen sich die Gender Studies, die in Ungarn seit kurzem verboten sind."

Generell sei Frauenpolitik – trotz der 480.000 Unterschriften für das Volksbegehren – derzeit nicht präsent, kritisierte Sprecherin Lena Jäger. Denn dafür brauche es eine parteiübergreifende Anstrengung: "Im Moment kommen Regierung und Opposition nicht zusammen, das ist eher ein Schlachtfeld. Deshalb müssen sich Organisationen wie das Team des Frauenvolksbegehrens und auch die Katholische Frauenbewegung stärker einmischen, um etwas zu bewegen."

Dafür sei die Quote ein adäquates Mittel, darüber war man sich einig. "Es kann nur über diesen ersten Schritt einer Quote funktionieren, sonst haben Frauen keine Chance, sich zu beweisen", sagte Margit Hauft, ehemalige Stiftungsrätin und Vorsitzende der KFB. Dann brauche es aber auch Frauen, die "diese Insignien der Macht auch annehmen".

Video: „Sind Frauen die bessere Wahl?“

"Opferrolle war gestern"

Auch Politikberaterin Heidi Glück nahm in ihrem Vortrag die Frauen selbst in die Verantwortung: "Opferrolle war gestern, offensiv sein ist gefragt." Noch zu oft würden Frauen davor zurückschrecken, in die erste Reihe zu treten: "Selbst dort, wo die Festung Mann schon sturmreif ist, zaudern die Frauen noch."

Glück gab den Zuhörerinnen Tipps mit auf den Weg: "Haben Sie Mut zum Widerspruch und verschaffen Sie sich Respekt. Vergessen Sie Bescheidenheit." Und noch konkreter: "Melden Sie sich nicht freiwillig, um das Protokoll zu schreiben, und stellen Sie sich bei Fotos in die Mitte."

Diesen Tipps schloss sich die Landtagsabgeordnete und ehemalige Ottensheimer Bürgermeisterin Uli Böker an: "Gemeinderätinnen findet man meist im Sozial- oder Kulturausschuss. Aber wichtiger sind Bau- oder Finanzausschuss." Böker betonte aber auch, dass die Doppelbelastung Familie und Beruf für Frauen immer noch ein großes Thema sei. Trotzdem dürfe man nicht vor politischem Engagement zurückschrecken: "Es braucht andere Rahmenbedingungen. Aber wir müssen uns auch die Macht nehmen, um Druck für Veränderungen zu machen."

Da stellte sich zum Schluss doch die Frage, warum Frauen sich all das antun sollten. Oder, wie Moderatorin Christine Haiden formulierte: "Was ist der Lohn?" Hauft musste darüber nur kurz nachdenken: "Es ist nicht das Geld, sondern die Erkenntnis, tatsächlich Dinge verändern zu können."

Deshalb habe sie ihr Engagement nie bereut: "Ich war auch oft harter Kritik ausgesetzt, aber greifbar und auch angreifbar zu sein, das gibt unendlich viel Lebenserfahrung."

 

Frauenforum

Im Zeichen des historischen Jubiläums 100 Jahre Frauenwahlrecht fand das erste OÖ. Frauenforum Mittwochabend im OÖNachrichten-Forum statt.

Die Katholische Frauenbewegung hatte zu diesem Abend in Kooperation mit den OÖNachrichten und Welt der Frauen geladen.

Unter dem Titel "Sind Frauen die bessere Wahl?" sprachen Paula Wintereder, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich, Historikerin Gabriella Hauch und Politikberaterin Heidi Glück vor 280 Zuhörern.

Anschließend diskutierten Lena Jäger, die Sprecherin des Frauenvolksbegehrens 2.0, die Landtagsabgeordnete Uli Böker und Stiftungsrätin a. D. Margit Hauft mit den Moderatoren Christine Haiden (Chefredakteurin Welt der Frauen) und Gerald Mandlbauer (Chefredakteur OÖNachrichten) über die aktuelle Frauenpolitik.