Zahl der islamischen Pflichtschüler stieg in zehn Jahren um 29 Prozent

Von Josef Lehner   04.Oktober 2017

Das Thema Islam gewinnt im Wahlkampf an Bedeutung. Am Montag präsentierte VP-Chef Sebastian Kurz eine Studie, wonach an einem Drittel von 16 untersuchten Wiener Moscheen die Integration hintertrieben werde – die OÖNachrichten haben berichtet. Ein Streitpunkt sind auch die hohen Zahlen islamischer Kinder an den Schulen.

In Wien lösten Meldungen, dass Muslime an den dortigen Pflichtschulen schon die Mehrheit stellen würden, heftige Reaktionen aus. Die Erzdiözese Wien stellte Ende September fest: Knapp die Hälfte der Sechs- bis Vierzehnjährigen gehörten einer christlichen Religion an. Die römisch-katholischen Kinder an Volksschulen, Neuen Mittelschulen und Unterstufen von Gymnasien würden mit 33 Prozent die Mehrheit stellen.

In Oberösterreich herrschen noch deutlichere Verhältnisse – siehe Tabelle. Die Zahl der Volks- und Hauptschüler mit islamischem Bekenntnis ist aber innerhalb von zehn Jahren von 12.600 auf 16.200 gestiegen, also um 29 Prozent. Mit der jüngsten Flüchtlingswelle 2015 gebe es deutlich mehr Muslime an den Pflichtschulen, sie seien jedoch sehr gut über das Land verteilt worden, sagt Fritz Enzenhofer, Präsident des Landesschulrates: "Hut ab vor den zuständigen Mitarbeitern beim Land. Die Kinder sind nicht dort konzentriert worden, wo wir bereits viele Migranten haben."

Es gebe seit 30 Jahren Erfahrung mit Schülern unterschiedlicher Sprache und Religion: "Die Schüler sind da. Unsere Aufgabe ist es, sie bestmöglich zu beschulen", sagt Enzenhofer. Der Religionsunterricht laufe geordnet ab. Die Schulbehörde achte beim Islam darauf, dass sich die Inhalte innerhalb des Verfassungsbogens bewegen. "Wenn ein Problem auftaucht, klären wir das wie vorgesehen mit der Konfession." Sie reagiere auch.

Viel mehr Konfessionslose

Die Herausforderung gewinnt an Dynamik. Der Anteil der islamischen Kinder ist ja in zehn Jahren von elf auf 17 Prozent gestiegen, also um die Hälfte. Grund ist auch, weil die Zahl der Schüler und der Katholiken sinkt. Waren es 2007 noch 89.600 Katholiken, so sind es 2017 nur noch 69.400. Es gibt immer mehr konfessionslose Kinder. 2007 waren es 2600, 2017 5100, deutlich mehr als evangelische.

Weniger Schüler, weniger Katholiken, mehr Muslime

Religionsbekenntnisse an Volks- und Hauptschulen

in Oberösterreich:

Volksschulen 	2007    2017 
Römisch-kath.	48.341  40.817
Islamisch	7082    9497
Evangelisch AB	2261    2077
Ohne Bekenntnis	1681    3683
Sonstige	1750    2350

Hauptschulen	2007    2017 
Römisch-kath.	41.239  28.577
Islamisch	5521    6716
Evangelisch AB	1555    1189
Ohne Bekenntnis	890     1431
Sonstige	1460    1700

Gesamt	        2007    2017 
Römisch-kath.	89.580  69.394
Islamisch	12.603  16.213
Evangelisch AB	3816    3266
Ohne Bekenntnis	2571    5114
Sonstige	3215    4084


Auffallend ist:

2007 waren elf Prozent der fast 112.000 Volks- und Hauptschüler in Oberösterreich islamischen Glaubens, zehn Jahre später sind es fast 17 Prozent, von nur noch 98.000. Das Verhältnis entwickelte sich an Volks- und Hauptschulen etwa gleich.

Die Zahl der Muslime an Volks- und Hauptschulen ist von 2007 auf 2012 nur um rund 1000 oder acht Prozent gestiegen, in den fünf Jahren danach jedoch um 2500, damit um 14 Prozent.

Der Abschmelzungsprozess in der katholischen Kirche hat sich dagegen verlangsamt: 2007 bis 2012 sank ihre Zahl um 15 Prozent, von 2012 bis 2017 nur noch um neun Prozent.