Van der Bellens Neujahrs-Premiere: Österreich soll Brückenbauer sein

02.Jänner 2018

2017 fiel die Neujahrsansprache des Bundespräsidenten aus, weil Alexander van der Bellen seit der Dezember-Stichwahl 2016 zwar schon gewählt, aber noch nicht angelobt war.

Gestern hatte Van der Bellen seine Neujahrs-Premiere – und er nutzte sie, um die Inszenierung der Ansprache etwas vom Staub zu befreien. Van der Bellen hielt seine Rede im Kreise von 22 Schülern im Alter von sieben bis 15 Jahren. Sehr oft baute er seine jungen Gäste auch direkt in seine Ansprache ein: "So wie Ihr mit Neuem und Veränderung ganz selbstverständlich umgeht, so sollten wir Älteren das auch tun", sagte Van der Bellen.

Inhaltlich vermied es der Bundespräsident, auf die Tagespolitik einzugehen oder der neuen ÖVP-FPÖ-Bundesregierung etwas direkt mit auf den Weg zu geben. Auch das Thema Integration sprach er nicht explizit an. Lediglich hinsichtlich Österreichs EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 formulierte er den Wunsch, Österreich möge "als Brückenbauer an gemeinsamen europäischen Lösungen arbeiten".

Deutlich hervorgestrichen wurde von Van der Bellen die Bedeutung des heurigen Gedenkjahres, etwa anlässlich des 100. Gründungstages der Republik: "1918 haben nur wenige Menschen es für möglich gehalten, dass unsere Republik überlebensfähig sein würde – geschweige denn, dass sie sich zu dem derart schönen und erfolgreichen Land entwickeln würde, das es heute ist." Aber auch an das dunkle Anschluss-Jahr 1938 erinnerte Van der Bellen: "Rassismus, Antisemitismus und zerstörerischer Nationalismus dürfen nie mehr wiederkehren."

Von den Kindern solle man sich Freude und Zuversicht abschauen, regte der Präsident an. "Unser Land hat viele gute Jahre hinter sich. Und wenn wir alle uns Neugier und Offenheit erhalten können, haben wir auch viele gute Jahre vor uns", sagte Van der Bellen.

Staats- und Regierungschefs in Wien

Vor dem gemeinsamen Besuch des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker empfing Bundespräsident Alexander Van der Bellen gestern die estnische Präsidentin Kerstin Kaljulaid und den Präsidenten Bulgariens
Rumen Radew. Estland hatte bis Sonntag die EU-Ratspräsidentschaft inne. Bulgarien hat gestern den Vorsitz übernommen, im zweiten Halbjahr 2018 folgt dann Österreich. Traditionell arbeiten jeweils drei aufeinanderfolgende Vorsitzländer in einer sogenannten Trio-Präsidentschaft zusammen.
Zu dem Termin bei Van der Bellen stießen auch Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und der niederländische Premier Mark Rutte. Nach dem Neujahrskonzert kam es zum Treffen mit Dirigent Riccardo Muti.