Strache mit 99,12 % als Wiener FPÖ-Chef wiedergewählt

Von nachrichten.at   20.Juni 2010

Einen Gegenkandidaten gab es genauso wenig wie Gegenstimmen. Drei der 342 abgegebenen Stimmen waren ungültig.

Großer Auftritt

Nach seinem Einzug zu den Klängen der "Carmina Burana" bedankte sich Strache "für das großartige und ehrliche Vertrauen": "Ich werde Euch nicht enttäuschen." Per offener Abstimmung wurde der frischgebackene Alt-Neoparteichef von den Delegierten gleich noch zum Spitzen- und damit Bürgermeisterkandidaten für die Wien-Wahl am 10. Oktober ernannt - ohne Gegenstimme.

Strache bezeichnete sich als "einziger Herausforderer" des amtierenden Bürgermeisters Michael Häupl (SPÖ).

"Nichts ist gewonnen"

„Wir wollen es nicht zulassen, dass man unsere Stadt vor die Hunde gehen lässt“, polterte Strache. Er zeigte sich zuversichtlich, bei der Wien-Wahl die 20-Prozent-Marke zu überschreiten. Wobei er jedoch nicht auf Warnungen an die versammelten Delegierten vergaß: „Nichts ist bereits gewonnen. Vor uns liegen steinige Wochen und Monate.“

Was Wien braucht, ist laut Strache ein „blauer Hausmeister“. Denn der rote Hausmeister Häupl habe versagt. Was er als „Hausverwalter“ in der Stadt alles ändern würde, hat Strache heute skizziert. Neben einem Zuwanderungsstopp würde er eine Sicherheitswacht nach bayerischem Vorbild in die Wege leiten - falls der Bund die Exekutive in Wien nicht aufstockt.

In Wahlkampfstimmung

„Für die Kriminellen und die Ostbanden ist Wien heute eine lebenswerte Stadt geworden“, zeigte sich Strache erbost. Sowohl Innenministerin Maria Fekter (V) als auch Bürgermeister Häupl würden diesem Treiben tatenlos zuschauen. Wie die Sicherheitswacht finanziert werden könnte, dafür hat der FP-Chef bereits Ideen: Durch ein Aus für die Subventionen an „SPÖ-nahe Vereine“. Die Sicherheitswacht soll, so wünscht es sich Strache, die Polizei bei ihren Einsätzen etwa in der U-Bahn oder in Parks unterstützen.

Das erklärte Vorbild Straches ist der frühere New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani: „So wie Giuliani will ich sicherstellen: Null Toleranz für Kriminelle.“ Auch einen anderen Vergleich gab es am Sonntag zu hören. FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky prophezeite, dass Häupl bei der Wien-Wahl seine Aufenthaltsberechtigung im Rathaus verlieren werde, so wie die Familie Zogaj ihre Aufenthaltserlaubnis in Österreich verloren habe. Parteichef Strache forderte bei der Gelegenheit den Rücktritt Fekters aufgrund ihrer jüngsten Aussagen zur Causa Zogaj.

Stefan bestes Stellvertreter-Ergebnis

Bei der Wahl zu Straches Stellvertreterriege erhielt der Nationalratsabgeordnete Harald Stefan mit 96,54 Prozent das mit Abstand beste Ergebnis. Der Wiener Klubobmann Eduard Schock und der nicht amtsführende Johann Herzog erhielten jeweils 88,47 Prozent, Gemeinderätin Veronika Matiasek 87,03 Prozent.

Das Gegenteil von Zustimmung kam erwartungsgemäß von den politischen Mitbewerbern: „Strache hat sich einmal mehr mit seinen primitiven Sprüchen entlarvt“, so der Kommentar von SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter. VP-Landesgeschäftsführer Norbert Walter fühlte sich an die bei der Fußball-WM omnipräsente Fantrompete erinnert: „Strache ist die politische Vuvuzela der Wiener Kommunalpolitik - er ist laut, es kommt immer dasselbe und niemand will es wirklich hören.“ „Viel Lärm und wenig Inhalte“ vernahm denn auch BZÖ-Generalsekretär Christian Ebner. Und die grüne Klubchefin Maria Vassilakou befand: „FP-Obmann Strache sitzt auf einem sinkenden Schiff und schlägt deshalb verbal um sich.“