Spindeleggers ÖVP tastet sich an die SPÖ heran

Von Markus Staudinger und Heinz Steinbock   24.August 2013

Im Wahlbarometer, den das Linzer Marktforschungsinstitut Spec-tra für die OÖNachrichten und die Bundesländerzeitungen erstellt hat, kommt die SPÖ auf 25–29 Prozent, die ÖVP erreicht 23–27 Prozent. Das ist für die Volkspartei ein Plus von einem Prozentpunkt gegenüber dem OÖN-Wahlbarometer vom Juli.

„Die ÖVP tastet sich an die SPÖ heran“, sagt Spectra-Chef Peter Bruckmüller. Das zeige sich auch in der Kanzlerfrage und bei den Sympathiewerten von VP-Chef Michael Spindelegger. „Da liegt Kanzler und SP-Chef Werner Faymann zwar weiter klar voran, aber Spindelegger legt gegenüber Juli deutlich zu.“

So hat sich in der Frage, wer Bundeskanzler werden soll (Faymann: 30 Prozent; Spindelegger 24 Prozent), der Abstand von elf auf sechs Prozentpunkte verringert. Auch bei den Sympathiewerten (Gute Meinung/Schlechte Meinung) hat Spindelegger stark aufgeholt.

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„Das ist noch keine Wende“

Eine Wende sieht Bruckmüller in diesen Daten derzeit allerdings nicht. „Die Momentaufnahme spricht nach wie vor für die SPÖ und Faymann – sowohl in der Sonntagsfrage als auch bei der Kanzlerfrage und den Sympathiewerten.“

Hat die ÖVP eine Chance auf Platz eins? „Sagen wir so: Der erste Platz für die SPÖ ist nicht hundertprozentig abgesichert“, meint Bruckmüller. In der Entwicklung gegenüber Juli sehe man einen leichten Aufwind für die ÖVP. „Wenn sich das fortsetzt, könnte das Bild kippen. Vorerst ist das aber nur ein Szenario.“

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Stronachs Team verliert

Hinter dem Kampf um Platz eins kann auch die drittplatzierte FPÖ wieder etwas punkten. „Strache konnte von dem Wählerpotenzial, das er in den Umfragen im vergangenen Jahr an Stronach verloren hat, etwas zurückholen“, sagt Bruckmüller. Ins Rennen um den ersten Platz werden die Freiheitlichen freilich nicht mehr eingreifen können.

Frank Stronach fällt mit seinem Team gegenüber dem Juli-Wahlbarometer deutlich zurück. Er büßt drei Prozentpunkte ein – und kommt im aktuellen Wahlbarometer nur noch auf sechs bis acht Prozent. Der Milliardär gibt sich im OÖNachrichten-Interview (siehe Seite 4) gelassen: „Es kommt, wie es kommt“, sagt er. Er hoffe freilich nach wie vor auf mehr als zehn Prozent, sagt er zum Wahlziel seiner Bewegung.

Die Grünen, die weiter bei 13–15 Prozent liegen, hätten für Spectra-Chef Peter Bruckmüller trotz der Rekordwerte noch Potenzial. „Angesichts dessen, dass sich 33 Prozent der Befragten wünschen, dass die Grünen eine wichtigere Rolle spielen, könnte es in der Sonntagsfrage durchaus mehr sein“, sagt Bruckmüller.

Für das BZÖ wird der Kampf um den Einzug in den Nationalrat hart. „Mit zwei bis vier Prozent ist das Bündnis aber nach wie vor nicht verloren“, sagt Bruckmüller.

 

Zur Umfrage: Wahlbarometer als Stimmungsbild

Das Linzer Marktforschungsinstitut Spectra hat den Wahlbarometer im Auftrag der Oberösterreichischen Nachrichten und der Bundesländerzeitungen Kleine Zeitung, Vorarlberger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung und Salzburger Nachrichten erstellt. Befragt wurden 700 repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ausgewählte Personen (ab 16 Jahre).

Eine so hohe Stichprobe ist für Wahlumfragen nicht üblich. Häufig werden in solchen Fällen nur 400 bis maximal 500 Personen abgefragt. Das Ergebnis, das Sie auf diesen beiden Seiten zusammengefasst vorfinden, liefert damit ein sehr deutliches Bild von der aktuellen politischen Stimmung im Land.

Einen ersten Wahlbarometer haben wir genau vor fünf Wochen veröffentlicht. Vor der heurigen Nationalratswahl am 29. September wird im September noch ein weiterer Wahlbarometer erscheinen.

 

Österreicher bevorzugen Zweier-Koalition

Zwei Drittel der Befragten gegen Regierung mit drei Koalitionsparteien. 

Die Österreicher sind gegen Experimente. Eine Regierungskoalition aus drei Parteien wünschen sich im Wahlbarometer der OÖNachrichten und der Bundesländerzeitungen nur 27 Prozent der Befragten. 67 Prozent sprechen sich ausdrücklich für eine Zweier-Koalition aus (Rest auf 100 Prozent: keine Angabe). „Offensichtlich sehen die Befragten eine Zweier-Koalition stabiler als eine Drei-Parteien-Koalition“, sagt Spectra-Chef Bruckmüller.

Die einzige realistische Variante einer Zweier-Koalition ist eine erneute Zusammenarbeit von SPÖ und ÖVP. Deren Beliebtheit ist unter den Österreichern allerdings deutlich geringer. Während 67 Prozent grundsätzlich für eine Zweier-Koalition sind, wünschen sich nur 34 Prozent der Befragten eine neuerliche rot-schwarze bzw. schwarz-rote Koalition.

Trost für das Duo Faymann und Spindelegger: Unter allen Varianten ist die Große Koalition damit dennoch die beliebteste Zweier-Koalition – gefolgt von Rot-Grün (18 Prozent) und Schwarz-Grün (11 Prozent).

Für den Fall einer Dreier-Koalition hätten die Österreicher mit klarem Abstand am liebsten die Grünen gemeinsam mit SPÖ und ÖVP in der Regierung.

Ein Drittel hat „Qual der Wahl“

32 Prozent der Befragten geben an, sich heuer mit der Entscheidung für eine Partei „eher schwer“ zu tun. Die Kategorie „weniger leicht“ gaben 27 Prozent der Befragten zur Antwort. „Leicht bzw. sehr leicht“ fällt die Entscheidung 39 Prozent der Befragten.

Der Prozentsatz jener, die sich mit der Entscheidung für eine Partei schwer tun, war bei der vorangegangenen Nationalratswahl deutlich höher. Damals gaben 45 Prozent der Befragten an, vor einer „schweren Entscheidung“ zu stehen.

80 Prozent der Befragten geben im aktuellen Politikbarometer an, am 29. September „sicher“ zur Wahl zu gehen, acht Prozent gehen „sicher nicht“ wählen. Der Rest auf hundert Prozent hält sich die Entscheidung noch offen.

 

Umfrage-Splitter

Bonus

Faymanns Frauenbonus: Kanzler Werner Faymann kommt bei Frauen deutlich besser an als bei Männern: 61 Prozent der befragten Frauen haben eine „gute Meinung“ vom SP-Chef, bei den Männern sind das nur 46 Prozent. Bei Michael Spindelegger (VP), Eva Glawischnig (Grüne) und Heinz Christian Strache (FP) hält sich das Geschlechter-Verhältnis in dieser Frage in etwa die Waage. Besser bei Männern als bei Frauen kommen Frank Stronach (28 zu 19 Prozent) und BZÖ-Chef Josef Bucher (20 zu 16 Prozent) an.

Malus

Die Meinung der Befragten über die Parteien ist insgesamt eher negativ. Nur die SPÖ liegt beim Saldo von „gute Meinung“ gegenüber „keine gute Meinung“ leicht, mit vier Prozent, im Plus (48 Prozent haben eine „gute“, 44 Prozent „keine gute Meinung“). Die Grünen kommen auf einen Negativ-Saldo von zwei Prozent (45 zu 47), die ÖVP auf minus neun Prozent. Bei FPÖ, BZÖ und Team Stronach überwiegt massiv (Saldo von mehr als 50 Prozent im Minus) „keine gute Meinung“.

Die Neuen

Bei der Nationalratswahl am 29. September wollen einige neue Parteien den Sprung ins Parlament schaffen: allen voran die NEOS oder auch die Piraten. „Aus heutiger Sicht haben diese Parteien keine Chance einzuziehen“, sagt Spectra-Chef Bruckmüller. Sollte eine Gruppierung bei der nächsten Umfrage-Welle signifikant stärker werden, werden wir das gesondert ausweisen.

 

OÖN-Talk: Kanzler Faymann stellt sich Ihren Fragen

Zuletzt war Vizekanzler und VP-Chef Michael Spindelegger zu Gast bei der OÖ-Wahldiskussion - am Dienstag kommender Woche stellt sich Bundeskanzler und SP-Chef Werner Faymann in der OÖNachrichten-Wahldiskussion im Linzer Wissensturm den Fragen von Christoph Kotanko und Markus Staudinger (beide OÖN) sowie des Publikums.

Wie gut oder schlecht ist es tatsächlich um den Wirtschaftsstandort Österreich bestellt? Wie zufrieden ist Faymann mit der Bilanz seiner Regierung ? Und wie soll es mit den Reformen in Österreich nach der Wahl weitergehen? Fragen Sie den Kanzler persönlich am Dienstag im Linzer Wissensturm.

Wahldiskussion mit Bundeskanzler Werner Faymann: Dienstag, 27. August, 19 Uhr, im Linzer Wissensturm. Der Eintritt ist frei.

Anmeldung erbeten unter: faymann-talk@nachrichten.at.