Wo kann das Bundesheer noch sparen: bei der Luftraumüberwachung, bei den Panzern, bei den Auslandseinsätzen, bei den Kasernen? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit Monaten der Generalstab, den Verteidigungsminister Gerald Klug (SP) beauftragt hat, bis September ein Papier "ohne Tabus" vorzulegen. Heeresintern – allerdings weniger in den hohen Offiziersrängen – wird jetzt auch die Größe der Generalität in Frage gestellt.
Das österreichische Bundesheer hat derzeit bei 15.700 Soldaten (da sind Rekruten und Zivilbedienstete nicht eingerechnet) 138 Offiziere im Generalsrang. Nimmt man die Offiziere dazu, die bereits einen Generalstabskurs erfolgreich absolviert haben – und so etwa auch schon als Oberst ein dG (des Generalstabsdienstes) hinter ihrem Dienstgrad führen dürfen –, dann sollen es gar rund 400 sein.
"Bei der Gesamtgröße der Armee hat niemand auf der ganzen Welt so viele", sind Kritiker überzeugt. Ein Vergleich mit der deutschen Bundeswehr bestätigt diese Kritik denn auch. Dort versehen derzeit 183.600 Soldaten den Dienst an der Waffe für das Vaterland, die Zahl der Generäle liegt allerdings mit 180 nicht wesentlich über jener aus Österreich.
"Die Dienstgrade beim Militär sind in etwa gleichzusetzen mit den Amtstiteln in der öffentlichen Verwaltung", sagt dazu Oberst Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Diese seien historisch gewachsen, sprich, stammten noch aus der Zeit der Monarchie. Dafür sei praktisch das System verantwortlich, analog der Beamtenvorrückung.
Die Kritik, wonach Österreich 138 Generäle beschäftige, will Bauer so nicht stehen lassen. "Von den 138 Offizieren im Generalsrang sind 122 Brigadiere", sagt Bauer. Dieser "1-Sterne-General" sei aber oftmals (noch) nicht mit entsprechenden Führungsaufgaben betraut. "Wirkliche" Generäle habe man lediglich 16: Den Generalstabschef (General = 4-Stern-General), acht Generalleutnante und sieben Generalmajore.
Den Kritikern ist aber nicht nur die bereits hohe Zahl der Generäle ein Dorn im Auge. Sie treten auch dafür ein, aufgrund des Sparzwangs zumindest eine bestimmte Zeit keine Generalstabslehrgänge mehr durchzuführen. Diese würden mindestens 1,5 Millionen Euro kosten. Und das bei mittlerweile nur noch zehn Generalsanwärtern, die seit Herbst 2013 ausgebildet werden.
Denn von 15, die die Aufnahmeprüfung geschafft hatten, sagten kurzfristig vier Offiziere ab. Dazu kommt noch eine der beiden weiblichen Offiziere, die mittlerweile ausgeschieden ist. "Es werden nicht mehr Generalstabsoffiziere produziert, als benötigt", weist Bauer auch diese Kritik zurück. Bleibt noch der Fachhochschullehrgang an der Theresianischen Militärakademie. Hier würden mittlerweile bereits deutlich weniger angehende Offiziere (25) ausgebildet, als dies vor einigen Jahren der Fall gewesen wäre. Auch hier würde nur für den Bedarf produziert – "und der Bedarf ergibt sich aus den Planstellen". Andererseits könne ein derartiger Lehrgang nicht einfach für ein oder zwei Jahre gestrichen werden. Denn dann ginge die Berechtigung als "Fachhochschule" verloren.
Grafik: Vergleich Generäle Deutschland - Österreich