Grüner Neustart? "Wir müssen auch im Wirtshaus überzeugen"

Von Alexander Zens   05.Mai 2018

Wie schaffen es die Grünen bei den Wahlen in viereinhalb Jahren wieder in den Nationalrat? "Indem wir uns öffnen", sagte Bundessprecher Werner Kogler gestern im OÖNachrichten-Gespräch. Nicht nur in den Hörsälen, auch im Wirtshaus müsse die Partei überzeugen.

In den vergangenen Jahren wurde den Grünen oft Abgehobenheit vorgeworfen. Einige Vertreter der Partei hätten es nicht geschafft, dagegen aufzutreten, sagte Kogler. Aufgrund großer Erfolge sei übersehen worden, notwendige Veränderungen einzuleiten, sagte Kogler. Nun soll es einen Neustart geben. Als "ersten, guten Schritt" bezeichnete Kogler den Zukunftskongress der Grünen heute, Samstag, in der Linzer Tabakfabrik. Rund 500 Teilnehmer sind angemeldet. Davon wird rund ein Drittel jünger als die Partei, also unter 37 Jahre, sein. Das ist für Kogler eines der wichtigen Zeichen für den Neubeginn.

Mit Gästen wie Datenschutzaktivist Max Schrems und Can Yüce von der Bürgerbewegung "Barcelona en Comú" wird heute über Umwelt, Wirtschaft, Soziales und Demokratie diskutiert sowie an Antworten gearbeitet. Die Ergebnisse sollen in die weitere Partei-Arbeit einfließen.

Die Grünen müssen laut Kogler künftig außerdem neue Allianzen schmieden, nicht nur mit Umweltschutz-, beispielsweise auch mit kirchlichen Organisationen.

Weil die Grünen im Herbst aus dem Nationalrat geflogen und auch im Bundesrat nur noch schwach vertreten sind, ist es vorbei mit Förderungen aus öffentlichen Töpfen. Mit ihren Gläubigern und den Bundesländer-Organisationen einigten sie sich schon Ende 2017 auf ein Sanierungskonzept. Mitte Mai beginnen die Grünen nun auch, Spenden zu sammeln – vor allem bei Mitgliedern der Landes-Organisationen. Angesprochen seien alle, die sich für die Bundesebene engagieren wollen, sagte Kogler: "Dafür gibt es Mitspracherechte." Eine öffentliche Crowdfunding-Aktion soll später anhand konkreter Projekte folgen.

Drei der vier jüngsten Landtagswahlen und die Bürgermeister-Stichwahl in Innsbruck diesen Sonntag mit dem Grün-Kandidaten Georg Willi seien "Lebenszeichen", sagte Kogler: "Die Nachfrage für Grün ist da." Einzig in Kärnten wurde der Wieder-Einzug in den Landtag verpasst. "Weil die Partei dort ein noch uneinheitlicheres Bild abgegeben hat als im Bund."

Kogler ist derzeit ehrenamtlicher Bundessprecher. Er schaue von Monat zu Monat, ob es in die richtige Richtung gehe. Offen ist, ob er beim Bundeskongress im November wieder für den Parteivorstand antritt.

 

OÖN-Interview mit Werner Kogler: